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Kapitel II:_Die Kreuzigungsreliefs des 10.-11, Jahrhunderts in

Holz und Stein

Im Anschluß an unsere Besprechung der Großkruzifixe sollen hier
die Kreuzigungsdarstellungen des 10. und 11. Jahrhunderts in Holz
und Stein zusammengestellt werden.

Damit kommen wir von den Kruzifixen, die den Gekreuzigten al-
lein, ohne szenisches Beiwerk abbilden, zu Darstellungen der Kreu-
zigungsszene. Das gibt die Möglichkeit, die Bedeutung einzelner
Kruzifixtypen aus dem szenischen Zusammenhang abzulesen oder we-
nigstens einzugrenzen. Was für Möglichkeiten gibt es für diesen
szenischen Zusammenhang? Zunächst die historische Darstellung des-
Geschehens von Golgatha, wobei aus der Fülle der Ereignisse eini-
ge herausgenommen werden. Oft werden Ereignisse zusammen darge-
stellt, die sich nacheinander abgespielt haben. Mehrere Episoden
werden in ein Bild zusammengezogen. Das ermöglicht eine "voll-
ständigere" Darstellung der Kreuzigung und bedeutet zugleich die
Wendung des Historischen ins Repräsentativ-Bedeutungshaltige.

Jedes Kreuzigungsbild ist mehr als die Darstellung eines histori-
schen Geschehens, es ist nur sinnvoll als Verdeutlichung eines
Stückes Heilsgeschichte. Durch allegorische Eiguren und Details
kann das Überhistorische noch stärker betont werden. Ein beson-
ders wichtiger Spezialfall der überhistorischen Kreuzigungsdar-
stellung ist die sakramentale Darstellung, in der das Blut aus
der Seitenwunde als das Blut der Eucharistie hervorgehoben wird,
sei es nur durch den Kelch, sei es durch eine komplizierte Alle-
gorie. Jedoch auch ohne diese "überhistorischen" Zutaten enthält
jede Kreuzigungsdarstellung den Hinweis auf die Eucharistie. Hi-
storisches, überhistorisches und sakramentales Kreuzigungsbild
können nicht streng voneinander geschieden werden, das eine bein-
haltet das andere. Trotzdem muß gefragt werden, welches Element
jeweils stärker betont ist. Oft wird sich die Einordnung eines
Kreuzigungsbildes nur aus dem Zusammenhang ergeben, in dem es
steht. So wird bei den Kreuzigungsbildem am Beginn des Meßka-
nons in Sakramentaren das eucharistische Element stets ganz vor-
dergründig gemeint sein, auch wenn es ikonographisch nicht direkt
 
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