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Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Winter-Halbjahr 1897/98 — Heidelberg, 1897-1898

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Nr. 11 (15. Januar 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.24657#0069
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Akademische Mitteildngen

FÜR DIE

STUDIERENDEN DER RUPRECHT-KARLS - UNIVERSITÄT HEIDELBERG.

HERAUSGEGEBEN YON J. HÖRNING, DNIVERSITÄTS-BUCHDRUCKEREI

Feensprecher 119 HEIDELBERG Hatjptstrasse 55 a.

Erscheint wöchentlich und wird unentgelilich und frei allen Studierenden, Professoren und Alten Herren zugestellt.

Winter-Halbjahr 1897/98. Nr. 11. Samstag, 15. Januar 1898.

Hoclisclmlnachrichten.

Heidelherg, 15. Januar 1898.

* Prorektorwahl. Der grosse Senat wälilte heute zum
Prorektor unserer Hochschule für das Jahr 1898/99 Herrn
Geh. Hofrat Professor Dr. Kehrer.

* Geheime Rat Rohde In der Nacht vom 10 ten
auf 11. Januar starb unerwartet an einem Herzschlage der
Professor der klassischen Philologie an unserer Hochschule
und Mitdirektor des philologischen Seminars, Herr Geheime
Rat Dr. Erwin Rohde. Durch seinen Heimgang wurde
unsere Universität wiederum von einem schweren Verluste
betroffen. Der Verstorbene war erst 53 Jahre alt; er wurde
am 9. Oktober 1845 in Hamburg geboren, studierte in Bonn,
Leipzig und Kiel, wo er sich nach einem längeren Aufent-
halte in Italien im Jahre 1870 als Privatdozent habilitierte;
1872 wurde er zum ausserordentlichen Professor ernannt.
Im Jahre 1876 wurde er ordentlicher Professor in Jena,
folgte 1878 einem Rufe nach Tübingen und 1886 nach Leip-
zig, das er aber im Winter des gleichen Jahres wieder ver-
liess, um einer Berufung nach Heidelberg als Nachfolger
Geh. Hofrat Wachsmuths zu folgen. Im Jahre 1895 ward
er -zum Prorektor unserer Ruperto-Carola erwählt und hielt
als solcher bei der Feier des Stiftungstages der Universität
einen hochbedeutsamen Vortrag über: „Die Religion der
Griechen“. Von seinen Schriften sind zu nennen: „Der
griechische Roman und seine Vorläufer“ (1876) und „Psyche,
Seelenkult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen“ (1894).
Das letztgenannte Werk soll demnächst in zweiter Auflage
erscheinen. Geheime Rat Rohde war in gleicher Weise als
Gelehrter wie als Lehrer hervorragend und keinem seiner
zahlreichen Schüler wird die äusserst anregende Wirkung,
die er als Lehrer übte, vergesslich sein. In den letzten
Jahren seines Lebens hatte der Verstorbene vielfach mit
Kränklichkeit zu kämpfen, bis ihn ein rascher Tod mitten
aus seinem erfolgreichen Wirkungskreise herausriss. Sein
Hinscheiden bedeutet für unsere Hochschule, sowie für die
gesamte klassische Philologie einen ungeheuren Verlust, —
Zur Trauerfeier für den Verblichenen versammelten sich am
Donnerstag, 13. Januar, nachmittags 3 Uhr der akademische
Lehrkörper, die Studentenschaft, die Spitzen der staatlichen
und städtischen Behörden, das Offizierskorps sowie eine grosse
Anzahl anderer Leidtragender in der Aula der Universität.
Die grossherzogliche Regierung war durch Herrn Geh. Rat
Arnsperger, Direktor des Oberschulrates, vertreten. Nach
einem einleitenden vom Bachverein und Akad. Gesangverein
vorgetragenen Bach'schen Choral hielt Herr Stadtpfarrer
Schneider eine ergreifende Ansprache und schloss mit Worten
des Trostes an die Hinterbliebenen. Alsdann ergriff Herr
Hofrat Prof. Dr. Schöll als nächster Kollege des Verblichenen
das Wort, gab in grossen Zügen ein Lebensbild und den
Entwicklungsgang des Gelehrten und schilderte tief ergriffen
seine eigenartige, aber entschieden ausgeprägte Persönlich-

keit. — Ein Gesangsvortrag schloss die ergreifende Feier.
Dann ordnete sich die Trauerversammlung zum Zuge nach
dem Priedhof, wo in der Kapelle die Einsegnung der Leiche
stattfand. Hierauf legte zunäcbst der Prorektor, Herr Geheime
Hofrat Dr. Georg Meyer im Namen der Universität einen
Lorbeerkranz am Sarge nieder, ihm folgte Herr Prof. Dr.
Neumann als Dekan der Philosophischen Pakultät. Weitere
Kränze spendeten die Stadt Heidelberg, der Ausschuss der
Studentenschaft, der Philologische Vereiu Leipzig, den Geheime
Rat Rohde mit dem ihm hefreundeten Nietzsche gegründet
hatte, der hiesige Pbilologiscbe Verein und die Mitglieder
des Philologischen Seminars. Unter den Klängen eines Chorals
wurde sodann die Leiche zum Grabe geleitet, das sich bald
über dem leider viel zu früh Dahingeschiedenen schloss.
Möge er in Frieden ruhen!

* Todesfall. Am 7. ds. verstarb in Karlsruhe unerwartet
Herr stud. iur. Waldemar Becker (Allemanniae).

* Stiftuugsfest. Das Korps Rhenania begeht kommen-
den Sonntag und Montag sein 49jähriges Stiftungsfest.

Von anderen Hochschulen.

München. Die Zahl der farbentragenden studentischen
Korporationen ist in fortwährendem Wachstum begriften. In
den letzten Tagen hat sich der veterinär-medizinische Stu-
dentenverein Alemania, der seit 1891 besteht, als farben-
tragende Verbindung konstituiert mit den Farben violett-
weiss-blau (Grundfarbe violett). Gleichzeitig hat die Yer-
bindung beschlossen, den Kollegienbesuch für ihre Mitglieder
offiziell zu machen.

Aus der Gelehrten-Welt.

Basel. Der ordentliche Professor für klassische Archäo-
logie an der hiesigen Universität, J. P. Bernoulli, hat auf
Ende dieses Semesters seinen Rücktritt erklärt. — Zu ausser-
ordentlichen Professoren in der medizinischen Fakultät der
Hochschule wurden die Privatdozenten Dr. Jaquet und Dr.
Corning (Prosektor) ernannt.

Boun. Der ausserordentliche Professor der Chemie,
Prof. Anschütz, ist zum Ordinarius als Nachfolger des ordent-
lichen Prof. Curtius bestimmt, der nach Heidelberg geht.

Preihurg (Schweiz). Die ausserordentlichen Professoren
in der juristischen Fakultät der biesigen Universität Dr. H.
Oser (Schweizer) und Dr. v. Koschembehr-Lyskowski (Pole)
sind zu Ordinarien ernannt worden. Damit sind die aus-
scheidenden deutschen Professoren v. Savigny und Loerkens
ersetzt.
 
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