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Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Winter-Halbjahr 1897/98 — Heidelberg, 1897-1898

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Nr. 14 (6. Februar 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.24657#0081
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Akademische Mitteilüngen

FÜR DIE

STUDIERENDEN DER RÜPRECHT-KARLS - UNIVERSITÄT HEIDELBERG.

HERAUSGEGEBEN VON J. HÖKNINH, UNIVERSITÄTS.BUCHDEUCKEREI

Feknspeecher 119 HEIDELBERG Hauptsteasse 55 a.

Erscheint wöchentlich und wird unentgeltlicli und f'rei allen Studierenden, Professoren und Alten Herren zugesteiit.

Winter-Halbjahr 1897/98. Nr. 14. Samstag, 6. Februar 1898.

Hochsclmlnaclirichten.

Heidelberg, 4. Februar 1898.

* Professor W. von Schroeder Am Freitag, den
28. Januar verschied, wie wir schon im grössten Teil der
Antiage unserer letzten Nummer mitgeteilt haben, der Direktor
des pharmakologischen lnstituts, Herr Prof. Dr. Woldemar
von Schroeder. Die akademische Trauerfeier fand Montag,
äl.Januar, nachmittags 3 Uhr unter zahlreicher Beteiligung
der Lehrer und Angehörigen unserer Hochschule, der Ver-
treter der staatlichen und städtischen Behörden sowie sonstiger
Leidtragender in der Aula statt. Nach einer Ansprache des
Herrn Stadtpfarrer Schwarz hielt Herr Geh. Rat Professor
Dr. Kühne die Trauerrede, deren uns gütigst zur Verfügung
gestellten Wortlaut wir unten folgen lassen. Ein Choral
von Bach hatte die ernste Feier eingeleitet und schloss die-
selbe. In der Friedhofkapelle, wohin sich die Teilnehmer
im Trauerzuge begaben, legte der Prorektor, Herr Geheime
Hofrat Dr. G. Meyer im Nanien der Universität einen
Lorbeerkranz nieder. Weitere Kränze spendeten im Namen
der medizinischen Fakultät deren Dekan, Herr Geh. Rat
Dr. Czerny, der Ausschuss der Studentenschaft, im Namen
der Mitarbeiter und Schiiler Herr Prof. Dr. Gottlieb und
im Namen der Universität Strassburg, an der der Verstorbene
früher thätig gewesen war, Herr Prof. Dr. E wald. Darauf
hegab sich der Zug nach dem Grabe, wo die Leiche unter
den Klängen eines Chorals beigesetzt wurde.

■ * Philosophische Fakultät. Der ausserordentliche
Professor der philosophischen Pakultät der Kaiser-Wilhelms-
Universität in Strassburg, Herr Dr. Paul Hensel hat einen
Ruf als ausserordentlicher Professor an unsere Hochschule
erhalten und wird denselben höchst wahrscheinlich annehmen.
Diese neue Professur für Philosophie wurde von der philoso-
phischen Fakultät im Einverständnis mit Herrn Wirkl. Geh. Rat
Professor Kuno F i s c h e r Exc. errichtet, um dem Gelehrten,
der sich trotz seiner 74 Jahre einer seltenen körperlichen
und geistigen Prische erfreut, die Entlastung zu teil werden
zu lassen, auf welche er sich durch sein hohes Alter und
seine vieljährige verdiente Thätigkeit Anspruch erworben hat.

* Kaiser-Kommers. Am Samstag, 29. Januar, fand
im grossen Saale des Museums der Festkommers der Stu-
dentenschaft zur Feier des Geburtstages desKaisers statt.
Den Vorsitz führte Herr stud. jur. Kurt Peters (Frankonia),
der die Eeier mit Rede und Salamander auf den Kaiser er-
öffnete. Nach dem-zweiten Lied hielt der dritte Vorsitzende,
Herr stud. jur. Hugo Brandt (Vandalia), die Rede auf den
Grossherzog. Nach der Begrüssungsrede des ersten Vorsitzen-
den erhob sich der Prorektor, Herr Geh. Hofrat Dr. Georg
Meyer, zu längerer, launiger Ansprache. Des Pürsten Bis-
marck gedachte unter grossem Beifall der Versammlung Herr
stud. cam. Walter Graef (Verein deutscher Studenten), Herr
Major O siander sprach als Vertreter des Wehrstandes und
brachte ein Hurrah auf die deutsche Studentenschaft aus.

Herr Geh. Hofrat Prof. Dr. Schröder übernahm später das
Fidulitäts-Präsidium und führte es mit gewohntem Humor
bis zum frühen Morgen. — Auf die an den Grossherzog und
den Fürsten Bismarck abgesandten Huldigungstelegramme
trafen andern Tags folgende Drahtantworten beim Vorsitzen-
den, Herrn stud. Peters, ein:

,Thre Begrüssung im Namen der Heidelberger Studenten-
schaft bei deren Kaiserfeier hat mich sehr erfreut. Ich
ersuehe Sie der Vermittler meines Dankes für diese Kund-
gebung der Treue zu sein. Möge Ihnen Allen erfolg-
reiche Arbeit zu teil werden.“

F r i e d r i c h, Grossherzog.

„Tch bitte Sie, Ihren Herren Kommilitonen für ihre
freundliche Begrüssung meinen verbindlichsten Dank aus-
zusprechen.“ v()n Bismarck.

* Stiftungsfest. Das Corps Saxo-Borussia begeht
am 3., 4. und 5. ds. sein 78. Stiftungsfest in herkömmlicher
Weise.

Woldemar von Kcliroeder.

W o r t e

gesprochen hei der Trauerfeier in der Aula am 31. Januar 1898

von

W. Kftline.

Hochansehnliche Trauerversammlung!

Wiederum, nach wenigen Wochen, sind es die Schatten
des Todes, die uns hier vereinen, um einem teuren dahin-
geschiedenen Mitgliede der Universität die letzte Ehre zu
erweisen. Am Morgen des 28. Januars wurde uns Wolde-
mar von Schroeder durch einen sanften Tod entrissen,
in der Blüte der Jahre, gleich den beiden, ihm in der kurzen
Zeit weniger Monate vorangegangenen bedeutenden Männern,
Victor Meyer und Erwin Rohde, die der Stolz und der Ruhm
unserer Hochschule waren. Viel verdanken wir auch ihm.
Schroeder war ein hervorragender Eorscher, ein opferwilliger
anregender Lehrer; die Universität beklagt in seinem Hin-
scheiden einen tiefgreifenden Verlust.

In grossen und dauernden Institutionen folgen sich die
Geschlechter; die Welle der Zeit hebt nach dem einen das
andere empor; aber die Persönlichkeit und mit ihr den
Ereund versinken zu sehen, den Niemand ersetzt, ist hart;
kein Segen des Alters, das eine Reihe der Wogen sah, ist
es, sich an das Nachwirken der Teuren und an die Ver-
klärung ilires Andenkens klammern zu müssen.

In Trauer versenkt teilen wir den Schmerz der Seinen,
der jungen Gattin, die vor kaum mehr als Jahresfrist er
heimgeführt hat, der Briider, sämtlich Männer der Wissen-
 
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