1904/1905
Heidelberger Akademische Mitteilungen
Nr. 11
Freie Studentenschaft.
(Unter eigener Schriftleitung.)
Das Präsidium der Leipziger Freien Studentenschaft
bittet uns um Aufnahme nachstehender Zeilen:
Aufruf.
Ende 1904 hat sich in Dresden eine
Dresdener Ferienvereinigung freier Studenten
(Finken)
gebildet.
§ 1 der Satzungen lautet:
Die D. F. Fr. St. bezweckt zwanglosen Zusammen-
schluss aller der Studenten aus Dresden und Umgebung,
die zu keiner studentischen Korporation in einem offi-
ziellen Verhältnis stehen, zu wissenschaftlicher und ge-
selliger Betätigung. Sie steht auf dem Boden der deut-
schen freistudentischen (Finkenschafts-)Bewegung. Wis-
senschaftliche Vortragsabende, gemeinsamer Besuch von
Theatern und Museen u. a. sollen den Einzelnen auch
während der Ferien im Zusammenhang mit akademischen
Bildungszielen erhalten. Gesellschaftliche Veranstaltun-
gen aller Art sollen den in und um Dresden zerstreut
wohnenden freien Studenten aller deutschen Hoch-
schulen Gelegenheit zu persönlicher Annäherung geben.
Wir fordern die freien Studenten, die sich während
der Ferien in Dresden aufhalten auf, sich uns anzu-
schliessen und auch dann die freistudentischen Bestre-
bungen zu unterstützen.
Es wird bereitwilligst Auskunft erteilt durch
cand. phil. Georg Lüttke, Leipzig, Universität, Zimmer A,
während der Ferien: Dresden —A. 5.
Generalversammlung der H. Fr. St.
Samstag, den 10. Dezember 1904 fand unter recht
zahlreicher Beteiligung die I. Generalversammlung der
H. Fr. St. im Wintersemester 1804/5 statt, zu der die
Organisationen zu Freiburg und Darmstadt Vertreter
geschickt hatten.
Nachdem der Vorsitzende, Herr stud. med. Kurt
Wernicke, die Sitzung eröffnet und in einigen einleiten-
den Worten der Hoffnung Ausdruck gegeben hatte, dass
das gute Einvernehmen, das bisher zwischen der H. Fr.
St. und den hiesigen Korporationen bestanden hätte,
fernerhin bleiben möchte und dass es immer mehr ge-
lingen möchte, den Indifferentismus in den Reihen der
Nichtinkorporierten zu brechen, sprach Herr Ingenieur
Thimm-Mannheim über die Geschichte und die Ziele der
Finkenschaftsbewegung. Schon die Idee der Burschen-
schaften in ihrer ursprünglichen Form hat gewisse Aelin-
lichkeit mit unseren Zielen; der V. D. St. ist eine zur
Korporation gewordene Art Finkenschaft. Die Geschichte
der Fr. St. beginnt dann mit der sogen. Bewegung der
Unabhängigen zu Berlin im Jahre 1892 (unter Leitung
des Herrn Geh. Rat Förster); dann folgt die Gründung
der ersten Finkenschaftl. Organisation (Leipzig 1896),
der sich im Lauf der Jahre die Nichtinkorporierten fast
sämtlicher anderen deutschen Hochschulen angeschlossen
haben.
Das Programm der Fr. St., mit dessen schriftlicher
Fixierung das Präsidium der deutschen Fr. St. z. Zt.
beschäftigt ist, enthält im wesentlichen folgende Punkte:
1) Achtling vor jeder ehrlichen Ueberzeugung,
2) Schutz des jungen Studenten vor einseitiger Be-
einflussung,
3) Erziehung des jungen Studenten zu einem klar-
sehenden Bürger,
4) soziale Bestrebungen (z. B. die Arbeiterkurse zu
Charlottenburg),
5) materielle Unterstützung des Einzelnen durch
Errichtung von Arbeits- und Bücherämtern u. s. w.
An das Referat schloss sich eine Diskussion vor
allem über die Frage nach einer politischen Aufgabe
der Fr. St.
Im nächsten Punkt der Tagesordnung wurde die
Errichtung einer mensa academica beschlossen. (Siehe
an anderer Stelle !)
Darauf wurde nach längerer Debatte der Anschluss
an die D. Fr. St. beschlossen.
Die Gründung eines Hausbaufonds wurde genehmigt
und zuletzt eine Kommission gewählt, die sich mit der
Abfassung eines Heidelberger freistudentischen Flug-
blattes beschäftigen soll.
Dauer der Versammlung: 9 h. — nach 12 h.
Lokal: grosser Restaurationssal der Stadthalle.
Piet Schaefer, I. Schriftführer.
Bücheramt.
Angebotenes:
^
Titel
Auflage
neu
^
jetzt
^
Philosophie
59
Dr. Bucher, Catechismus der
Kunstgeschichte . . . .
1895
2.75
1.—
32
Braune, Althochdeutsch.Lesebuch
11.. 1881
3.—
1.50
65
Lyon, DeutscheGram,(Göschen 20)
neu
—.80
—.60
69
Straub, Aufsatzentwürfe
(Göschen 17) .
neu
—.80
-.60
70
Jäntzen, Dichtungen aus mittel-
hochdeutsch.Frühzeit(Gösch.l37)
Naturwissenschaft und
neu
—.80
— 60
Mathematik
2
Paul Jannasch, Quantitative
Analyse .
I., 1897
6.50
2.—
3
5
Groth, Krvstallographie
Kayser, Lehrbuch der Physik
II., 1885
II., 1894
20.50
13.—
7.—
5.—
Th. Reye, Geometrie der Lage,
9.—
12
Bd. 1
IV., 1899
11.—
13
„ 11
III., 1892
11.—
9.—
14
„ 111
III., 1892
8.—
6.—
19
Hertwig, Entwicklungsgeschichte
VII., 1902
11.—
20
Börner, Lehrbuch der Physik .
Das Wissen der Gegenwart,
III., 1901
6.—
4.—
21
28. Bd.: Die Elektrizität und ihre
Anwendungen .
1.—
33
J. Serret, Bd. I. Differential- und
Integralrechnung . . . .
1884
11.60
6.—
34
Bd. 11. 1.Hälfte: Integralrechnung
1885
16.—
8.—
35
Dr. W. Schell, Theorie der Be-
wegung und der Kräfte (theoret.
Mechanik) Bd. I, geb. .
II., 1879
12.—
5.—
36
Bd. II, ungeb. .
11., 1880
12.—
5.—
Chr. Wiener, Darstellende
37
Geometrie, Bd. I ....
1884
12.—
5.—
38
Bd. II . . . .
1887
12.—
5.—
49
Lommel, Physik . . . .
vorletzte
7.50
5.—
73
Cohen, Vorträge: Physikalische
Chemie ..
9.—
6.—
Rechtswissenschaft
7
Heilfron, Römische Rechtsge-
schichte .
III., 1897
10.—
6.—
8
Taubert, Examinatorium über das
bürgerliche Gesetzbuch 3 Teile.
1899
4.—
2.—
Heidelberger Akademische Mitteilungen
Nr. 11
Freie Studentenschaft.
(Unter eigener Schriftleitung.)
Das Präsidium der Leipziger Freien Studentenschaft
bittet uns um Aufnahme nachstehender Zeilen:
Aufruf.
Ende 1904 hat sich in Dresden eine
Dresdener Ferienvereinigung freier Studenten
(Finken)
gebildet.
§ 1 der Satzungen lautet:
Die D. F. Fr. St. bezweckt zwanglosen Zusammen-
schluss aller der Studenten aus Dresden und Umgebung,
die zu keiner studentischen Korporation in einem offi-
ziellen Verhältnis stehen, zu wissenschaftlicher und ge-
selliger Betätigung. Sie steht auf dem Boden der deut-
schen freistudentischen (Finkenschafts-)Bewegung. Wis-
senschaftliche Vortragsabende, gemeinsamer Besuch von
Theatern und Museen u. a. sollen den Einzelnen auch
während der Ferien im Zusammenhang mit akademischen
Bildungszielen erhalten. Gesellschaftliche Veranstaltun-
gen aller Art sollen den in und um Dresden zerstreut
wohnenden freien Studenten aller deutschen Hoch-
schulen Gelegenheit zu persönlicher Annäherung geben.
Wir fordern die freien Studenten, die sich während
der Ferien in Dresden aufhalten auf, sich uns anzu-
schliessen und auch dann die freistudentischen Bestre-
bungen zu unterstützen.
Es wird bereitwilligst Auskunft erteilt durch
cand. phil. Georg Lüttke, Leipzig, Universität, Zimmer A,
während der Ferien: Dresden —A. 5.
Generalversammlung der H. Fr. St.
Samstag, den 10. Dezember 1904 fand unter recht
zahlreicher Beteiligung die I. Generalversammlung der
H. Fr. St. im Wintersemester 1804/5 statt, zu der die
Organisationen zu Freiburg und Darmstadt Vertreter
geschickt hatten.
Nachdem der Vorsitzende, Herr stud. med. Kurt
Wernicke, die Sitzung eröffnet und in einigen einleiten-
den Worten der Hoffnung Ausdruck gegeben hatte, dass
das gute Einvernehmen, das bisher zwischen der H. Fr.
St. und den hiesigen Korporationen bestanden hätte,
fernerhin bleiben möchte und dass es immer mehr ge-
lingen möchte, den Indifferentismus in den Reihen der
Nichtinkorporierten zu brechen, sprach Herr Ingenieur
Thimm-Mannheim über die Geschichte und die Ziele der
Finkenschaftsbewegung. Schon die Idee der Burschen-
schaften in ihrer ursprünglichen Form hat gewisse Aelin-
lichkeit mit unseren Zielen; der V. D. St. ist eine zur
Korporation gewordene Art Finkenschaft. Die Geschichte
der Fr. St. beginnt dann mit der sogen. Bewegung der
Unabhängigen zu Berlin im Jahre 1892 (unter Leitung
des Herrn Geh. Rat Förster); dann folgt die Gründung
der ersten Finkenschaftl. Organisation (Leipzig 1896),
der sich im Lauf der Jahre die Nichtinkorporierten fast
sämtlicher anderen deutschen Hochschulen angeschlossen
haben.
Das Programm der Fr. St., mit dessen schriftlicher
Fixierung das Präsidium der deutschen Fr. St. z. Zt.
beschäftigt ist, enthält im wesentlichen folgende Punkte:
1) Achtling vor jeder ehrlichen Ueberzeugung,
2) Schutz des jungen Studenten vor einseitiger Be-
einflussung,
3) Erziehung des jungen Studenten zu einem klar-
sehenden Bürger,
4) soziale Bestrebungen (z. B. die Arbeiterkurse zu
Charlottenburg),
5) materielle Unterstützung des Einzelnen durch
Errichtung von Arbeits- und Bücherämtern u. s. w.
An das Referat schloss sich eine Diskussion vor
allem über die Frage nach einer politischen Aufgabe
der Fr. St.
Im nächsten Punkt der Tagesordnung wurde die
Errichtung einer mensa academica beschlossen. (Siehe
an anderer Stelle !)
Darauf wurde nach längerer Debatte der Anschluss
an die D. Fr. St. beschlossen.
Die Gründung eines Hausbaufonds wurde genehmigt
und zuletzt eine Kommission gewählt, die sich mit der
Abfassung eines Heidelberger freistudentischen Flug-
blattes beschäftigen soll.
Dauer der Versammlung: 9 h. — nach 12 h.
Lokal: grosser Restaurationssal der Stadthalle.
Piet Schaefer, I. Schriftführer.
Bücheramt.
Angebotenes:
^
Titel
Auflage
neu
^
jetzt
^
Philosophie
59
Dr. Bucher, Catechismus der
Kunstgeschichte . . . .
1895
2.75
1.—
32
Braune, Althochdeutsch.Lesebuch
11.. 1881
3.—
1.50
65
Lyon, DeutscheGram,(Göschen 20)
neu
—.80
—.60
69
Straub, Aufsatzentwürfe
(Göschen 17) .
neu
—.80
-.60
70
Jäntzen, Dichtungen aus mittel-
hochdeutsch.Frühzeit(Gösch.l37)
Naturwissenschaft und
neu
—.80
— 60
Mathematik
2
Paul Jannasch, Quantitative
Analyse .
I., 1897
6.50
2.—
3
5
Groth, Krvstallographie
Kayser, Lehrbuch der Physik
II., 1885
II., 1894
20.50
13.—
7.—
5.—
Th. Reye, Geometrie der Lage,
9.—
12
Bd. 1
IV., 1899
11.—
13
„ 11
III., 1892
11.—
9.—
14
„ 111
III., 1892
8.—
6.—
19
Hertwig, Entwicklungsgeschichte
VII., 1902
11.—
20
Börner, Lehrbuch der Physik .
Das Wissen der Gegenwart,
III., 1901
6.—
4.—
21
28. Bd.: Die Elektrizität und ihre
Anwendungen .
1.—
33
J. Serret, Bd. I. Differential- und
Integralrechnung . . . .
1884
11.60
6.—
34
Bd. 11. 1.Hälfte: Integralrechnung
1885
16.—
8.—
35
Dr. W. Schell, Theorie der Be-
wegung und der Kräfte (theoret.
Mechanik) Bd. I, geb. .
II., 1879
12.—
5.—
36
Bd. II, ungeb. .
11., 1880
12.—
5.—
Chr. Wiener, Darstellende
37
Geometrie, Bd. I ....
1884
12.—
5.—
38
Bd. II . . . .
1887
12.—
5.—
49
Lommel, Physik . . . .
vorletzte
7.50
5.—
73
Cohen, Vorträge: Physikalische
Chemie ..
9.—
6.—
Rechtswissenschaft
7
Heilfron, Römische Rechtsge-
schichte .
III., 1897
10.—
6.—
8
Taubert, Examinatorium über das
bürgerliche Gesetzbuch 3 Teile.
1899
4.—
2.—