DBeilageBlatter
“
N“ 103.
Sonntag, den 22. Auguſt
1852
Frankreich.
Paris, 17. Aug. Die Karten zu dem
bereits exrwähnten Ball bezeichneten9 Uhr
als die Stunde des Empfangs, aber ſchon
eine halbe Stunde früher wogten minde-
ſtens 1000 Gäſte durch die Gemächer. Um
10 Uhr, waren ihrer über 2000 und noch
imwer ſtrömten neue zu, bis nach Mitter?
nacht. Viele Senatoren, Staatsräthe und
— Magifiratsperfonen befanden ſich in del
Geſeilſchaft; ferner die Mitglieder des di-
plomatiſchen Corps, alle Generale der Pa-
yifer Armee und eine große Anzahl. von
Dbrifien und andern Offtzieren Kurz nach
10 Übhr erſchien der Prinz - Präfident mit
der Prinzeſſin Mathilde am Arm, und be-
gleitet von einigen feiner Miniſter, und
duxchſchnitt die Gemächer, feine Gäſte be-
grüßend. Als er ſich dann wieder zuxuckzog/
begann der Tanz in der langen Gallerie
und dann folgte ein ſplendides Sonper.
Ein grober Theil der Geſellſchaft blieb bis
zur ſpaͤten Stunde. Von dem Gedraͤnge in
den Sälen und der Menge der Anwefenden
mag man ſich daraus einen Begriff machen,
daß die Reihe der Wagen bis über die
Brücke von Surenes hinaus reichte.
Der General von Ornano, welcher zum
Großkanzler der Ehrenlegion ernannt wor-
ben, ift zu Ajaceio den 17, Januar 1784
geboren. Er flammt aus einer Forfifanifchen
adeligen Familie ab, deren Vorfahren zivei
Marſchälle von Fraͤnkreich unter den Re-
gierungen Heinrichs IV. und Ludwigs XIIl.
geliefert haben. Geſtern wieder meldete
ein Pariſer Blatt den Tod des wadern
Senerals Petit. Wir ſchätzen ung glüclich,
ruhigen zu können. Seine Geſundheit laͤßt
nichts zu wünſchen übrig.
XParis, 18. Aug. Der große Ball der
Damen der Halle auf dem Markte des
Innocens hat geſtern Abend die maͤncherlet
Freuden und Senüffe des Napoleonsfeſtes
würdig geſchloſſen. Um dieſen Ball voͤll-
Ländig zu beſchreiben, bedürfte es der Fe-
Dder eines Walter Scott, In einem einzigen
Ledeckten Saal waren Dder Tänzer über
20,0005 Schmuck und Beleuchtung waren
herrlicher, als man je bei einem Hoffelt ge-
ſehen haben mag. Der Anblik des unge-
heuern, lichterfüllten, glanzentfalleuden Nau-
mes, mit ſeiner zahllofen Menſchenmenge,
die ſich bequem daͤrin hin= und herbewegie,
war unbeſchreiblich; 400 Kronleuchter und
500 ®irandolen, die über 20,000 Licht-
flammen trugen, das klingt wie ein Maͤhr-
en der Tauſend und eine Nacht; jeder
Eintretende war verblüfft, geblendet, glaubte
ſich in einem Zauber. Myriaden von Gag-
ſchnäbeln vereinigten ſich zu feurigen Krän-
zen, Fontänen göſſen electriſches Licht aus
and mitten über die Kuppel des Saales
fpannie fih ein glänzender NRegenbogen,
Unter demſelben ein Wald von Palmdbäumen,
Tropengewächſen, Buͤſchwert, tauſende von
Blumen; dazwiſchen die reichen Uniformen
in Gold und Silber und die Pracht der
Damentoiletten. Zwei Orchefter, nahezu 500
Muſiker, ſpielten auf. Die Tänzergeſellſchaft
felbft bot ein merkmürdiges Bild. Die reiche
Balltoilette neben dem unten Anzuge Der
Hallendamen! das fchwarze Kleid neben
farbiger Jacke und Pantalons: die eigen-
tümlichſten Contrafte, die man je auf einem
Balle geſehen hat. Frau Perſigny tanzte z. B,
zum großen Staunen der Daͤmen der *
mit einem der Laſtträger des Buttermarktes
eine Quadrille. Einige Bezirksräthe
Prechen in ihren Dankadreſſen an den Prinz-
hräſidenten den Wunſch aus, daß die Mes
gierung in ſeinen Händen bleiben möge;
andere, wie der zu Montreuil und der zu
Thionville, bitten geradezu um Wiederhett
ſtellung des erblichen Kaiſerreichs.
£ Paris, 19. Aug. Nach Berichten aus
den Departementen iſt der 15. Aug. überall
feſtlich begangen worden; auch mehren ſich
zon allen Seiten her die Dankadreſfen an
Louis Napeleon, den Retter des Slaatẽs.
— Der Miniſter des Innern, Hr. v. Per-
ſigny, iſt auf zwei Monate verreiſt.
Eugland ·
London, 18. Auguſt. Die Königin
tam geſtern Mittags glüdlich in Dsborne
wieder an. Man fieht, wohl nicht mit Un-
recht, in ihrem Ausflug nach Belgien eine
neue Garantie für die Unabhängigkeit dic
ſes Staates. Times ift ermächtigt zu
erklären, daß die beabſichtigte Reiſe Mr.
Thomas Barings nach Nordamerika mit
keiner diplomatiſchen Frage in Verbindung
ſtehe, eben ſo wenig haͤtzwiſchen ihm und ber
Regierung über die Fiſchereien⸗Angelegen-
heit eine Beſprechung fatt gehabt.
Schweiz.
Von der Grenze, 17, Auguſt. In
Zürich beſteht nun ein nordamerikaniſches
Handelsconſulat und zwar für die Kan-
tone Zuͤrich Schaffhauſen, Thurgau/ Appen-
zell/ St. Gallen, Bünden, Schwyz/ Teſſin,
Glarus, Zug, Luzern, Uri und Untermwal-
den. Wahrſcheinlich wird ſich auch ein
mexikaniſcher Handelsconſul in Zürich etab-
liren. — Die von der Luzerner Regierung
dem Ingenieur Salzberger ertheilte Con-
ceſſton zům Bau einer Eiſenbahn von Lu-
zern bis Zofingen iſt vom Bundesrath ge-
nehmigt worden. — Laut telegraphiſchem
Bericht ändert heute der Ständerath den
nationalräthliden Befchluß über die Eifen.
bahnconceſſlonen dahin ab, daß eine Con:
ceſſtoysgchühr erſt bet einer Rentabilität
von 4 pEt. gefordert werden und der Nück-
fauf in 30, 60 und 90 Jahren ſtattfinden
könne. — Profeffor Or. Nageli zu Zurich
hat einen Ruf anı die Univerſitaͤt Freiburg
erhalten. — Das Verfaſſungs- und Bür-
gerfeſt wurde vorgeſtern nict ‚allein” in
Lauſanne, ſondern auch in vlelen anderen
Orten des Kantons Waadt ohne alle Stös
rung gefeiert! Der Regierungsſtatthal-
ter ven Pruntrut hat in Folge vder häuft-
gen Straßenräubercien und der dadurch ge-
ährdeten Sicherheit auf den Straßen des
Bezirks Pruntrut ein Cireular an ſämmt-
liche Mairien erlaſſen, um die Bürger der
Gemeinden zu Handhaͤbung der Sicherheits-
polizei aufzufordern. — Die ſchweizeriſche
naturforfhende Geſellſchaft hat geftern ihre
diesjährige Hauptverſammlung {im Sitten
gehalten.
Italien.
Yus Ront, 9. Auguft ſchreibt man der
A, Q, 3,r Die Nachricht englifher Blät-
ter/befonders des Globe, daß Papſt Pius IX.
ON der Waſſerſucht bedroht fet und- fein
Zuſtand, den man abſichtlich verhehle, den
Aerzten grohe Beſorgniffẽ einflöße iſt höchſt
übertrieben. Der Paßſt erfreut ſich im
Augenblick völliger Gefundheit. E vergeht
faſt kein Tag/ wo er nicht in ſpäter Nach-
mittagsſtunde ſeine gewohnte Spazierfahrt
durch dieſes oder jenes roͤmiſche Stadtthor
in die Campagna hinaus maͤcht. Anderers
ſeiis aber fällt die Corpulenz des Papfies
alen auf, die ihn ſeit lange nicht ſahen.
leichte Fuhgeſchwulſt einſtellt, die indeſſen
eben ſo ſchuell verſchwindet als ſie kaͤm,
und ohne weitere Beſchwerden zurückzulaf-
ſen, ift die einzige, voͤm Arzte aber vor-
übergehenden Urfachen zugeſchriebene Ab-
normität.
Dänemark.
Kopenhagen, 16. Aug. „Flyvepoſten“
fOreibr: Dem Vernehmen nach follen auch
drei Batterien nach Hoͤtſtein abgehen. —
Durch die am 4, . M, ftattgehabten Wah-
len hat das Volksthing 50 neue Mitglie-
der, alfo faſt genan zur Hälfte eine neue
Zufammenfegung, erhaͤllen.
Feuilleton.
Die Organifatibu des deutſchen
Buchhandels.
Aus der A Allg. Zeitung.
Der Geſchäftsbetrieh unſers Buchhandels
beruht bekanntlich auf einem ebenfo originellen
als in ſich abgerundeten gewerblichen Organts-
nus Die nähere Kenntniß deſſelben follte
ſchon um deßwillen eine allgemeinere ſein, weil
e8 ſich hier um ein wirklich nationales Befiß-
thum bhandelt. Denn diefer — — —
Buchhandels {ft hervorgegangen aus der Kndiz
vidnaliſtrung des Geifteslebens in Deutſchland,
aus der von einer großen Hauptſtadt unab-
hängigen allgemeinen Verbreitung der tittera-
riſchen Production, Er zeigt uns die Licht-
ſeite des deutſchen Partieulatismus. Die unz
ter dem Joch der litterarifchen Centralifation
ſeufzenden Engländer und Franzofen beneiden
ung oft genug um den wunderſam gegliederten
Geſchäftsbetrieb unſers Buchhandels!
Der durch das preußiſche Voſtgeſetz hervor-
gerufenen Denkſchrift ves Buchhändler⸗Ausſchuf-
ſes iſt eine Darſtellung der Eigenthümlich-
keiten des deutſchen Buchhandels“ al8 Beilage
zugegehen, welche 18457 zur Abwendung einer
dem Leipziger Commiſſtonsweſen drohenden
Maßregel verfaßt wuͤrde. Für einen größeren
Leſerkreis wird dieſelbe noch maͤnche ſo neue
Agsfühtungen enthalten, vaß wir uns veran-= .
laßt ſehen mit Benutzung dieſer Darſtellung
einzelne Züge des Organismus unſers buch-
haͤndleriſchen Geſchäftsbetriebs {n einfachen Uni-
riſſen zu zeichnen. ; (
Der Buchhandel iſt bei uns nicht auf be-
ſtimmte Haußtplaͤtze coNncenfrirt, er hat ſeine
Sitze aller Orten. Faft alle Buchhandlungen
aber ſtehen mit einander In unmittelbarer, auf
den gleichen Bedingungen beruhender Rechnungs?
verbindung ohne Zwiſchenhaͤndler Hieraus reſul-
lirt: Gleichmäßißkeit der Bücherbreiſe in ganz
Deutſchland; Leichtigkeit und Sigherheit ver
Verbreitung der Bücher auch nach ven abge-
legenſten Punkten; Unabhängigkeit der Autoren
von einzelnen großen Monopoliſten des Ver-
lagshandels! Der letzte Umftand , dem zufolge
jeder Schriftſteller ſich einen Verleger in näch: -
ſier Nähe fuchen kann und für die verſchieden-
ſten Local? und Einzelintereſſen leicht einen
beſondern Verleger finden wird hat freilich
aud) den Nachthell im Gefolge, daß daͤs locale
lterariſche Kleingewerbder Buͤchmacheret In
Deutſchland ärger wuchert, als in irgend einem
andern Lande. ;
“
N“ 103.
Sonntag, den 22. Auguſt
1852
Frankreich.
Paris, 17. Aug. Die Karten zu dem
bereits exrwähnten Ball bezeichneten9 Uhr
als die Stunde des Empfangs, aber ſchon
eine halbe Stunde früher wogten minde-
ſtens 1000 Gäſte durch die Gemächer. Um
10 Uhr, waren ihrer über 2000 und noch
imwer ſtrömten neue zu, bis nach Mitter?
nacht. Viele Senatoren, Staatsräthe und
— Magifiratsperfonen befanden ſich in del
Geſeilſchaft; ferner die Mitglieder des di-
plomatiſchen Corps, alle Generale der Pa-
yifer Armee und eine große Anzahl. von
Dbrifien und andern Offtzieren Kurz nach
10 Übhr erſchien der Prinz - Präfident mit
der Prinzeſſin Mathilde am Arm, und be-
gleitet von einigen feiner Miniſter, und
duxchſchnitt die Gemächer, feine Gäſte be-
grüßend. Als er ſich dann wieder zuxuckzog/
begann der Tanz in der langen Gallerie
und dann folgte ein ſplendides Sonper.
Ein grober Theil der Geſellſchaft blieb bis
zur ſpaͤten Stunde. Von dem Gedraͤnge in
den Sälen und der Menge der Anwefenden
mag man ſich daraus einen Begriff machen,
daß die Reihe der Wagen bis über die
Brücke von Surenes hinaus reichte.
Der General von Ornano, welcher zum
Großkanzler der Ehrenlegion ernannt wor-
ben, ift zu Ajaceio den 17, Januar 1784
geboren. Er flammt aus einer Forfifanifchen
adeligen Familie ab, deren Vorfahren zivei
Marſchälle von Fraͤnkreich unter den Re-
gierungen Heinrichs IV. und Ludwigs XIIl.
geliefert haben. Geſtern wieder meldete
ein Pariſer Blatt den Tod des wadern
Senerals Petit. Wir ſchätzen ung glüclich,
ruhigen zu können. Seine Geſundheit laͤßt
nichts zu wünſchen übrig.
XParis, 18. Aug. Der große Ball der
Damen der Halle auf dem Markte des
Innocens hat geſtern Abend die maͤncherlet
Freuden und Senüffe des Napoleonsfeſtes
würdig geſchloſſen. Um dieſen Ball voͤll-
Ländig zu beſchreiben, bedürfte es der Fe-
Dder eines Walter Scott, In einem einzigen
Ledeckten Saal waren Dder Tänzer über
20,0005 Schmuck und Beleuchtung waren
herrlicher, als man je bei einem Hoffelt ge-
ſehen haben mag. Der Anblik des unge-
heuern, lichterfüllten, glanzentfalleuden Nau-
mes, mit ſeiner zahllofen Menſchenmenge,
die ſich bequem daͤrin hin= und herbewegie,
war unbeſchreiblich; 400 Kronleuchter und
500 ®irandolen, die über 20,000 Licht-
flammen trugen, das klingt wie ein Maͤhr-
en der Tauſend und eine Nacht; jeder
Eintretende war verblüfft, geblendet, glaubte
ſich in einem Zauber. Myriaden von Gag-
ſchnäbeln vereinigten ſich zu feurigen Krän-
zen, Fontänen göſſen electriſches Licht aus
and mitten über die Kuppel des Saales
fpannie fih ein glänzender NRegenbogen,
Unter demſelben ein Wald von Palmdbäumen,
Tropengewächſen, Buͤſchwert, tauſende von
Blumen; dazwiſchen die reichen Uniformen
in Gold und Silber und die Pracht der
Damentoiletten. Zwei Orchefter, nahezu 500
Muſiker, ſpielten auf. Die Tänzergeſellſchaft
felbft bot ein merkmürdiges Bild. Die reiche
Balltoilette neben dem unten Anzuge Der
Hallendamen! das fchwarze Kleid neben
farbiger Jacke und Pantalons: die eigen-
tümlichſten Contrafte, die man je auf einem
Balle geſehen hat. Frau Perſigny tanzte z. B,
zum großen Staunen der Daͤmen der *
mit einem der Laſtträger des Buttermarktes
eine Quadrille. Einige Bezirksräthe
Prechen in ihren Dankadreſſen an den Prinz-
hräſidenten den Wunſch aus, daß die Mes
gierung in ſeinen Händen bleiben möge;
andere, wie der zu Montreuil und der zu
Thionville, bitten geradezu um Wiederhett
ſtellung des erblichen Kaiſerreichs.
£ Paris, 19. Aug. Nach Berichten aus
den Departementen iſt der 15. Aug. überall
feſtlich begangen worden; auch mehren ſich
zon allen Seiten her die Dankadreſfen an
Louis Napeleon, den Retter des Slaatẽs.
— Der Miniſter des Innern, Hr. v. Per-
ſigny, iſt auf zwei Monate verreiſt.
Eugland ·
London, 18. Auguſt. Die Königin
tam geſtern Mittags glüdlich in Dsborne
wieder an. Man fieht, wohl nicht mit Un-
recht, in ihrem Ausflug nach Belgien eine
neue Garantie für die Unabhängigkeit dic
ſes Staates. Times ift ermächtigt zu
erklären, daß die beabſichtigte Reiſe Mr.
Thomas Barings nach Nordamerika mit
keiner diplomatiſchen Frage in Verbindung
ſtehe, eben ſo wenig haͤtzwiſchen ihm und ber
Regierung über die Fiſchereien⸗Angelegen-
heit eine Beſprechung fatt gehabt.
Schweiz.
Von der Grenze, 17, Auguſt. In
Zürich beſteht nun ein nordamerikaniſches
Handelsconſulat und zwar für die Kan-
tone Zuͤrich Schaffhauſen, Thurgau/ Appen-
zell/ St. Gallen, Bünden, Schwyz/ Teſſin,
Glarus, Zug, Luzern, Uri und Untermwal-
den. Wahrſcheinlich wird ſich auch ein
mexikaniſcher Handelsconſul in Zürich etab-
liren. — Die von der Luzerner Regierung
dem Ingenieur Salzberger ertheilte Con-
ceſſton zům Bau einer Eiſenbahn von Lu-
zern bis Zofingen iſt vom Bundesrath ge-
nehmigt worden. — Laut telegraphiſchem
Bericht ändert heute der Ständerath den
nationalräthliden Befchluß über die Eifen.
bahnconceſſlonen dahin ab, daß eine Con:
ceſſtoysgchühr erſt bet einer Rentabilität
von 4 pEt. gefordert werden und der Nück-
fauf in 30, 60 und 90 Jahren ſtattfinden
könne. — Profeffor Or. Nageli zu Zurich
hat einen Ruf anı die Univerſitaͤt Freiburg
erhalten. — Das Verfaſſungs- und Bür-
gerfeſt wurde vorgeſtern nict ‚allein” in
Lauſanne, ſondern auch in vlelen anderen
Orten des Kantons Waadt ohne alle Stös
rung gefeiert! Der Regierungsſtatthal-
ter ven Pruntrut hat in Folge vder häuft-
gen Straßenräubercien und der dadurch ge-
ährdeten Sicherheit auf den Straßen des
Bezirks Pruntrut ein Cireular an ſämmt-
liche Mairien erlaſſen, um die Bürger der
Gemeinden zu Handhaͤbung der Sicherheits-
polizei aufzufordern. — Die ſchweizeriſche
naturforfhende Geſellſchaft hat geftern ihre
diesjährige Hauptverſammlung {im Sitten
gehalten.
Italien.
Yus Ront, 9. Auguft ſchreibt man der
A, Q, 3,r Die Nachricht englifher Blät-
ter/befonders des Globe, daß Papſt Pius IX.
ON der Waſſerſucht bedroht fet und- fein
Zuſtand, den man abſichtlich verhehle, den
Aerzten grohe Beſorgniffẽ einflöße iſt höchſt
übertrieben. Der Paßſt erfreut ſich im
Augenblick völliger Gefundheit. E vergeht
faſt kein Tag/ wo er nicht in ſpäter Nach-
mittagsſtunde ſeine gewohnte Spazierfahrt
durch dieſes oder jenes roͤmiſche Stadtthor
in die Campagna hinaus maͤcht. Anderers
ſeiis aber fällt die Corpulenz des Papfies
alen auf, die ihn ſeit lange nicht ſahen.
leichte Fuhgeſchwulſt einſtellt, die indeſſen
eben ſo ſchuell verſchwindet als ſie kaͤm,
und ohne weitere Beſchwerden zurückzulaf-
ſen, ift die einzige, voͤm Arzte aber vor-
übergehenden Urfachen zugeſchriebene Ab-
normität.
Dänemark.
Kopenhagen, 16. Aug. „Flyvepoſten“
fOreibr: Dem Vernehmen nach follen auch
drei Batterien nach Hoͤtſtein abgehen. —
Durch die am 4, . M, ftattgehabten Wah-
len hat das Volksthing 50 neue Mitglie-
der, alfo faſt genan zur Hälfte eine neue
Zufammenfegung, erhaͤllen.
Feuilleton.
Die Organifatibu des deutſchen
Buchhandels.
Aus der A Allg. Zeitung.
Der Geſchäftsbetrieh unſers Buchhandels
beruht bekanntlich auf einem ebenfo originellen
als in ſich abgerundeten gewerblichen Organts-
nus Die nähere Kenntniß deſſelben follte
ſchon um deßwillen eine allgemeinere ſein, weil
e8 ſich hier um ein wirklich nationales Befiß-
thum bhandelt. Denn diefer — — —
Buchhandels {ft hervorgegangen aus der Kndiz
vidnaliſtrung des Geifteslebens in Deutſchland,
aus der von einer großen Hauptſtadt unab-
hängigen allgemeinen Verbreitung der tittera-
riſchen Production, Er zeigt uns die Licht-
ſeite des deutſchen Partieulatismus. Die unz
ter dem Joch der litterarifchen Centralifation
ſeufzenden Engländer und Franzofen beneiden
ung oft genug um den wunderſam gegliederten
Geſchäftsbetrieb unſers Buchhandels!
Der durch das preußiſche Voſtgeſetz hervor-
gerufenen Denkſchrift ves Buchhändler⸗Ausſchuf-
ſes iſt eine Darſtellung der Eigenthümlich-
keiten des deutſchen Buchhandels“ al8 Beilage
zugegehen, welche 18457 zur Abwendung einer
dem Leipziger Commiſſtonsweſen drohenden
Maßregel verfaßt wuͤrde. Für einen größeren
Leſerkreis wird dieſelbe noch maͤnche ſo neue
Agsfühtungen enthalten, vaß wir uns veran-= .
laßt ſehen mit Benutzung dieſer Darſtellung
einzelne Züge des Organismus unſers buch-
haͤndleriſchen Geſchäftsbetriebs {n einfachen Uni-
riſſen zu zeichnen. ; (
Der Buchhandel iſt bei uns nicht auf be-
ſtimmte Haußtplaͤtze coNncenfrirt, er hat ſeine
Sitze aller Orten. Faft alle Buchhandlungen
aber ſtehen mit einander In unmittelbarer, auf
den gleichen Bedingungen beruhender Rechnungs?
verbindung ohne Zwiſchenhaͤndler Hieraus reſul-
lirt: Gleichmäßißkeit der Bücherbreiſe in ganz
Deutſchland; Leichtigkeit und Sigherheit ver
Verbreitung der Bücher auch nach ven abge-
legenſten Punkten; Unabhängigkeit der Autoren
von einzelnen großen Monopoliſten des Ver-
lagshandels! Der letzte Umftand , dem zufolge
jeder Schriftſteller ſich einen Verleger in näch: -
ſier Nähe fuchen kann und für die verſchieden-
ſten Local? und Einzelintereſſen leicht einen
beſondern Verleger finden wird hat freilich
aud) den Nachthell im Gefolge, daß daͤs locale
lterariſche Kleingewerbder Buͤchmacheret In
Deutſchland ärger wuchert, als in irgend einem
andern Lande. ;