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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 27-50 (1. Februar - 28.Februar 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0186
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üotlenbete Sptße beS3)ome$ in bieguft ju hängen,
berweil eS nocß gilt, ben Soben für einen foliben
Unterbau ben wtbrigen ©lementen ju entreißen u.
üorjicßtig Stein auf Stein ju fugen. 3Bie alfo
jefgt man unö bemSolfe als geinb e ber ©runb*
redffe? 3nbem man unfere Siebe mitten entjwei*
fcßneibet, ittbem man ben erlänternben -Racpfaß un-
terbrücft! 3ff baS bie £ßat eines [Ritters ? 3)u Ite*
ber ©ott, eS iff niept einmal bie [Rabultfferef ei*
neS Aßinfelabüocaten, eS ifi bie Sianter eines or*
binären ©cßwinblerS.

Aber noch weßr. ERicpt allein bie Freiheit,
aud) ber griebe ifi ben fRattoitadiberalen ein ©reuel.
3)enn „nur baß „eiferne SRilitärbubget“ pat 2Öert^
für bie Sabine ©orrefponbenj." 3Bir trauen ttn*
fern Augen faum. Ser gorberung beS „©tunen
£>aufeS" betreffs beS DRllttärbufcgetS haben mir
Unflarßeit oorgeworfen unb auSbrücftfcß ßinjuge*
fügt, baß bei näherer Ausführung berfelben bie
bemofratifcpc Partei möglicßerwetfe bie gefammte
liberale Partei auf ihrer Seite haben mürbe. Unb
auf folchc ©rf lärmig ßin fiettt man baS „eiferne
SOiilitärbubget" als baS Sbeal miferer ßöcpffen
Schwärmerei bar! 3Ran begnügt ftch niept mit bem
üienomme eines ScpwtnblerS, man ffrebt auch «ach
ben gorberen eines gfignerS. 3a, ancß bamtt
noch titelt befriebigt, ermirbt man fiep noch bie
©loriole ber gäcperltepfeit, inbem man uns als
„Äleinfiaatler" üerpöpnt, uns, bie man bislang
als bie fanatifchen Anbeter beS AUeS üerfcplingen*
ben ©roßffaateS üerfcbricen!

Unb mit folgen SRitteln meint baS „©rfine
HauS" feine SSaare anpreifen ju ibnnen! D ßei*
lige, o munberbare Semofratie!

Scieß§nacffci«htett.

— Sie Serbrängung ber Sourbafi’fcpen Armee
in bie Scpwef j unb bie ©rjwingung ber Uebergabe
Pon Seifort bringen ben bisherigen Jtricg ju einem
Abfcpluß, ber als ein nach allen Seiten »oDflan*
biger bejeiepnet merben muß. SBte ein fünffterifch
öoHenbeteS ©anje liegt baS große SBerf gtcichfam
fertig ba. Sämmtliche Aufgaben beffelbcn ftnb in
einer SBeife gelöst, baß man gleichmäßig bie ftepere
Hanb, melche ben großartigen USlan üorgejeiepuet,
unb ben fiarfen Arm, baS herrliche beutfepe $eer,
baS ipn auSgeführt, berounbern muß. 2BaS ber
Sßaffenfftdffanb oom 28. 3ait. noep an friegcrifchcr
Arbeit ju tßutt übrig getaffen, ifi noch üor bem

19. gebt., bem Sage feines regelrechten Ablaufs,
gefepeßen; ftegreich im gelbe üoUjogen, tote man eS
nur auf bem ffSapier patte oorfepreiben fönnen unb
toirflidj Porgefcprteben pat. StSmarcf üerlaitgtc Bon
gaore bie Uebergabe Seiforts, wogegen bie Sour*
baft’fcpe Armee, in ben SBaffenfiiUfianb mit auf*
genommen, ihrem fieberen Serberben entgangen
Wäre, gaore gab Seifort nicht perauS unb üer*
langte bagegen bie Ausnahme ber Sourbaft’fcpen
Armee oon ber ©iflirung ber föriegSoperationen.
5Run ifi Sottrbaft’S Armee, granfreicpS leßte gelb*
auffiellung, nicht mehr, nun ifi Seifort, baS leßte
Sollwerf granfreicpS auf bem oon unS befeßten
©ebiet (baS Heine, nichts bebeutettbe Sttfcp auS*
genommen), in unfern ^änben.

SaS lefcte, aber niept baS fcptoäcpffe unb niept
baS unwtcptfgffe franjöfifcpe Sodwerf, oielmept
cincS ber flärfffen unb für unS oon folcper Se-
beutung, baß wir feiner gar niept entbehren fonn*
ten. Statt aller firategifepen unb geograppifchen
AuSeinanberfefsungen braucht man nur an bie in
SebertnannS ©ebäcptntß noch ganj frifepe ©efepiepte
ber aüerlepten Seit ju erinnern, als burep bie ein*
jige oon unS noch niept gänjlicp jugefperrte AuS*
faKspforte naep Seutfcplanb, beren Scplüffel, eben
Seifort, noep in frangoftfepen Hänbeit war, bie
granjofen noep eine Unternehmung machten, bie
bem ganjett gclbjug eine SBenbung pätte bereiten
follcn, naepbem fepon ein Srittel granfreicpS mit
über 20 fefien fßläpen, barunter baS gewaltige
Step, oon unS erobert, naepbem fchon bie feinblicpe
Hauptffabt bem jieperen gad geroeipt toar. So ifi
eS benn bei biefem jum SoUjug gefommenen 2Baf*
fenftiHfianb gegangen, wie eS bei ben anberen 2Baf-
fenjiiüftanbSoerpanblungen ging, bie niept jum Ab*
fcpluß gelangt ftnb. 2BaS bie granjofen oerwei*
gerten, waS wir unS üon ipnen patten fcpenlen
laffen müffen, wenn fie eS patten jugefiepen wollen,
baS paben wir unS genommen, fo Straßburg wie
Seifort, jum glänsenben SeweiS, baß eine unge*
reepte, übertriebene gorberung oon unS nach all
bem ©roßen, waS unfer $eer oollbracpt, nach all
ben fcpweren Dpfern, mit betten cS feine ©rfolge
bejaplt, niemals gcfieUt worben ifi. 3Benn peute
bie frei gewählte SRationaloerfammlung in Sorbeaur,
naep bem gatte Bon Seifort, eine ©rncuerung beS
ßriegS üon uttS eräwingt, bann panbelt fte noch
um SieleS frtüoler, übermütpiger, wapmoipiger,
als einfi üor 7 Sionaten bie fafferlicpen Kammern,
ba fie bem Seginn beS uns aufgeswungenen ÄriegS
in tollem gärmen sugeftimmt; bann übernimmt fte
eine noch »tel fcpwerere Serantwortung als bie
burep einen Straßenlärm an bie Sptpe beS Staa*
teS gepöbenen SRänner, ba fie nach Seban bie
gortfepung beS ÄriegS als einjigeS 2Bort auf ipr
rotpeS Sanner fcpricben.

— AuS 9R ü p l p a u f e n, 14. gebr., wirb ber
„Straßb. 3fit0-" gemelbet: „35er fRebacteur beS
„3nbufiriet alfacien" erhielt lepter Sage bie
SBeifung, baS ganb ju oerlaffen unb ftep über
fRancp inS 3nnere granfreicpS ju begeben. 35tefe
Scrfüguttg wirb übrigens auf baS SBiebererfcpeinen
beS SlatteS feinen ©influß auSüben, fobalb oon
Seite bet beutfpen Verwaltung piers« bie @enep-
mtgung ertpeilt wirb." ■

— 3w Straßburg iff fotgenbe Serorbnung
erfcpienett: „Art. 1. 2)ie Stabt Straßburg wirb
gur Aufnahme eines AnleipenS in ber -pöpe
üon 1 SRiHion grancS burep bie Scnupung eines
in gleicher ^töpe ipr eingeräumten ©rebitS bet ber
Succurfale ber Banque de France in Straßburg
ermächtigt. Art. 2. 35ie auf btefen Srcbit erpo*
benett Sorfdjttffc ftnb mit 6 Srocettt pro Antto ju
oerjinfen unb fpäteffenS naep einer jeber 3e>* ber
Sanf juffepenben Äünbiguttg üott fecpS SRonaten
jurücfäujaplen. Art. 3. 3ur Sicherung ber Sor*
fepüffe überweiff bie Stabt Straßburg ber Sauf
53,360 grancS 3proc. franjößfpe StaatSrente.
Straßburg, 12. gebruar 1871. SDer ©etteral«

©ouoerneut im ©Ifaß: ©raf üon SiSmattf'
S o p l e n, ©encral*gieutenant."

Aanjig, 10. gebr. 35ie „gnbep. Selge" iff
für ben Umfang beS ©eneralgouüernementS gotp*
ringen oerboten worben.

örüffel, 17. gebr. AuS SerfaiDeS wirb bet
Snbepenbance Selge berichtet: SRenotti ©aribalbi
fdjrieb an ben ©eneral b. 3Ranteuffcl, bie gapnt
beS 61. [Regimentes fei unter geiepenpaufen gefutt'
ben, bie gapne bemnaep mit ber äußerfien tapfer*
feit oertpeibigt worben. 35tefer Stritt ©aribalbi’S
maepte im Hauptquartier einen angenehmen ©in*
bruef.

— 35ie 3«pl ber auS granfreiep Bertriebe*
nen35eutfcpen wirb oon gut unterrichteter Seite
auf 110—120 Saufenb angegeben. Siele Bon ipnett
paben nur ganj geringfügige Scpabenanfprücpe an#
gemelbet. Sagegen gibt eS auep bei ©tnjelncn
Scpabennacpweife, welche in bie äRitiionen gehen,
jumal btt größeren gabrifbeftpern unb bei ®e*
fcpäftsleuten, beren ganjer Setrieb bauernb ruinirt
worben ifi. 35urchf<bnittltch wirb per ßopf ein
Scpabenanfprud) üon 3000 gr. perauSfommen.

— 3« Saris befpriept man bie grage, ob bie
Sreußen ipren ©injug in bie Hauptfinbt palten
werben, mit großer gebpaftigfeit. ©in 2peil bet
Slätter fitprt eine bropenbe Spraye unb wiH, wie
auep bie „giberte," beren Auftreten wäprenb bet
Selageruttg fepon fo üiel Urcpeil angerfeptet, baß
man Sarrtcaben baue unb fiep bombarbiren laffe.
Anbcre Slätter brtiefen ftep gemäßigter auS, be*
bauern eS aber ebenfalls tief, baß bie 2)eutfcpen
in bie Hauptfiabt einjiepen Wollen. 35ie „35ebatS"
wollen bei biefer ©elegenpeit an bie SReimtng bet
preußif^en ©enerale über ben Söunfcp ber preuß.
Armee, 1866 in 2Bten einjurüefen erinnern. Sie
ettiren beßpalb bie Stelle auS ber „©efepiepte beS
gelbjugeS üon 1866", bie unter ber Oberleitung
beS ©eneralS ÜRoltfe erfepien unb worin bargetpan
wirb, baß man bamalS niept pabe weiter gepett
bürfen, wenn man niept eine ©ereijtpeit pabe per*
oorbringen wollen, welcpe niemals ücrfcpwunben
wäre. „Oiefe Setracptungen" — fo fügen bie
„35ebatS" pinju — „fönnen größtentpetls auf bie
jtpige gage tpre Anwenbung finben. 2ßtr paben
unfer Sabowa, wie Defferrcicp, unb felbff mept
als ein Sabowa, unb bie S«ußen fiepen Bor ben
SRauern üon Saris, wie fie »ot 4 3aprcn os1
benen üon SBien ftanben. 35ie preuß. ©enerale tül*
berftanben bamalS ber Serfucpung unb ber militä*
rifdje ©cifi würbe Bon bem poltttfcpen beftegt. ©ie
rücften in SfBien niept ein. Sffienn fie peute, unge*
achtet aller guten ©rünbe, bie fte fiep felbff ju
anberen 3eÜen gegeben, in bie fetnblicpe Hauptflabt
eingiepen, fo begeipen fie einen fcpweren, niept wie*
ber gut ju maipenben gepler, um bem militärifepen
©eifi eine leere Sefriebigung ju gewähren." —
Alle Sericpte auS Saris befngen, baß bie fRotp
bort noep fureptbar ifi. Heber 600,000 Serfonen
ftnb in ben 2BopltpätigfettS=Anflalten cingefdfrieben,
unb bie 3flpl ber fRotpleibenben meprt ftep tagtäg*
Hcp. IDie Sterblicpfeit ifi anep noep immer fept
groß. 35ie 3apt ber Serfonen, welcpe uom 19.
Sept. bis 3. gebr. fiarben, beträgt 78,000. 35et

Selagerung oon Straßburg üerwenbete, fo fattn
man fidt ctneS bebauerlicpen mitletbigcn Äopffdjüt*
telnS ntept erwepren wenn man einen Siicf auf
bie pier ju ©ebotc jiepenben wirft. ©S fiept bet*
nape wtc auS wenn man bie wenigen ®c*
fcpüfje betraiptet, beren SRünbuttgen, wie bei einem
competentcrn SRicpter protcfiirenb, gen H>wmet
fepauen, um auf bie rieftgen 35ijiancen tpre @e*
fepoffe in bie fo poep über ipnen liegenbett ffierfe
gu fcpleubern. ©efepiept baS, bann blipt eS pte
unb ba itt ben bunflcn Sinien auf unb eines ber
rieftgen (Sjefcpoffe fäprt wie jürnettb an bie überall
eingefepenen Angriffsbatterien. 35er pope AJart*
tpurm auf la SRiotte gibt ber Sefapung bie 3Rög-
liepfeit aUeS waS um fie perunt üorgept genau ju
beobadften, unb faum erpebt ftep eine weiße 35ampf*
Wolfe in irgenbeitter Satterie, fo pört man auep
fepon ben Warnenbett [Ruf einer trompete üont
2!purme perab, welcpe bie Sebienung aufmerffam
macht baß ein Schuß fomrnt.

35iefer SBarttpurm tff überhaupt ber Aergcr
ber ArttUeriffen. Auf bie großen ©ntfevnungen
fonnte man iput nichts anpaben, unb üott weldper
Seite man auep fotttmen mag, ein treuer eifriger
SBäcpter fiept er Bor einem, febe Sewegung genau
Peoba^tettb. ffiirb bann eine fefner Seiten oon ei*
mm fiep burepfieptenben Sonnenflrapl ttett beleuch-
tet, fo fiept eS faft auS als wenn ftep ber graue

üermitterte ©cfelle luftig maepte über bie tief un*

j ten perumfrabelnbe Sippe, bie wte ber SRaulwurf
! in bem Soben wüplt um ipte Seweguttgett ju Ber*
| bergen.

Sei Seginn ber Operationen gegen Seifort
; panbelte eS ftep natüvlicp barum einen ©ernirungS*
i freiS um baffelbe ju btlben, ber tpm ade Hülfe
1 Bon außen entließen unb eS lebigtiep auf feine eige*
] nett Kräfte befepränfen fodte. 35ocp war bteß ntept
j etwa eine leicpte Aufgabe, benn bie umliegenben
i Ortfcpaften waren alle befeßt, ttnb föttnett, wie jeßt
) ber Augenf^etn leprt, fepr wirffam Bon ber geffung
befiriepen werben. Unfere waefere gnfanterie aber
warf ben geinb naep unb nad) auS aßen Sofitio*
nett, nnb nuttmept finb eS nur noep $wei Orte
welche Bott unferer Seite ntept befeßt ftnb, Setrfgne
unb Dffemotit, bie gletdffam als neutral betrag*
i tet werben, benn auep ber geinb pat feine etgent*
j ließe Sefaßung barin, fonbertt fepieft nur pic unb
i ba eine gelbmacße pinein. Seibe Orte liegen bießt
i unter ga fERiotte, fo baß fie Bon unS niept gepat*
1 ten werben fönnten. Ade bie ftämpfe um bie Ort*
! fepaften feßmäeßten bie 3nfanterie ber Sefaßung,
aber eS tfl biefer AbbrmP, fowie baS japlrticpe
. Ueberlattfen beinaße als eine Säuberung ber be-
lagerten Streitfräfte ju betraepten; benn bie 3«-
fanteriebefaßung ifi JebenfadS bie Scpwäcpe ber
geffung, welcpe Sepauptung woßl pinlänglicp ipren

SeweiS barin ftnbet, baß fie eS niept wagte einen
fräftigen AuSfad *u machen gu ber Seit als Sour*
baft’S Armee nur wenige Ätlometer üon ber ge*
ffung entfernt war, unb bie Äräfte unferer nume*
rifcp fo fcpwacpen Srupptn fojepr in Anfprucp
napm. ©enug pieoon; iff auep mancher braßt
beutf^e Solbat babet gefaden ober fampfuntaug*
Itcp geworben, bie Ueberlegenßeit war auf unferer
Seite.

AnberS fiept eS mit bem artidenffifepen Angriff
auS. 3m fleinen begonnen, fonnte er ju feinem
[Refultat füpren, um fo weniger, als bie SefaßungS*
artiderfe gan$ baS ©egentpetl ber SefaßungStnfan*
terie iff — eine gut gefcßulte fferntruppe. 3)ie
wenigen Satterten mit welcpen man — oerwöpnt
burep Straßburg, Scßletifiabt unb Sreifacp — ben
Angriff tm SBeffen begann, waren natürlich niept
im Stanbe baS geuer ber woplarmirten SGBerfe 3utn
Schweigen jtt bringen, wopl aber jogen fte baffelbe
fo fepr auf ftep, baß wir manepen cmpfinbltcßett
Serluff jn beflagen paben.

35te SefaßungSartiderte fließt üortreffiicß, unb
wenn fie ein Sorwurf trifft, fo iff eS ber baß ffc
mit tprer Slunition etwas ju Berfcpwenbertfcp um#
ging, opne gcrabeoiet ju erreichen. 35aS 3ufammen*
fepfeßen Bon 35örfern genügt ntept adetn ben gefn^
baranS ju oertreiben; unfere waefern geute jogd1
oon HauS ju HauS wenn baS geuer ju läfffff
 
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