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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 103-126 (2. Mai - 31. Mai 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0517

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ftefoelbergcr gournal

M 126.

J&torantKtttfprtts fT. l. 3 fr. in £eibelberg
bur<*) bie % u 16 fr. öiertetiäljrig.

9DWttt>oi5j, 31. 5Kat.

Hnjtigfn 3 fr. bte tyrtftjetfe, H\ Stuöfunftö*
ertfjetlung 4 fr.

1871.

SMF Sür ben SRonat 3uni werben
©eßeöungett auf ba« §efbclbergcr 3outnol für
auswärts bei bcn bctrcffenbcn [ßoßanßaltett, unb
tjtcr bei ber ©rpebition unb bcn Stögern entgegen
genommen, [Brei« für hier mit Svägerlohn 19 fr.

Sic ©fpeöition.

SJelefitapljifdc 9la$vi$tcn.

iPori«, 27. 2Rai, «benb« 8 Ubr. Sie Sri*
colore weht über Sa Stilette. Sie gcuerSbrünße
finb, fo weit {jter jldtbar, faß erlofdett, Sie 3«*
furrectlon, weide bi« julejjt üerjwelfeltcn ©Iber*
ßanb leißete, foü faß »öflig bewältigt fein.

— 28. SJiaf. Sie [Ruinen ber Snilerfcn, be«
IJSalaiö [Ropal, be« Stabtbaufc« raueben nod ftttmer.
5)ie geuerjpri^en arbeiten ol)ne Unterlaß unb man
hielt alle Sorübergehenben an, um babei ju helfen.
Sie ajiebtjahl ber Säben unb [Reßaurationcn blef*
ben gefdloßcn. Sie SSerfailler ©enerale Scrop unb
Scbai) finb gefallen. Sie ®obelin = 3ftanufaftut
iji mebt »erbrannt, bod) ftnb bie Schöben in ben
«tclier« febr groß.

$erfaiflc8, 28. SOfai. (Sin Otunbfdreiben Shferb’
fagt: Unfcre Sruppcn, bie ßd geftem um bie 23ut-
teo(5baumont unbSeßeoiße auffteOten, haben alte
£>inbcrniffe überwunben. Sab Sorp« be« ©cneralö
Sabmirault überfe^ritt bte gläcbe ber Sißette unb
erflieg bie «Butte« ©haumont, fot1jie bic öon
=öelle»itle, welche eö heute befere. ©leidjettig
griff ©eneral Souat) ebettfaß« bie Steflungen »on
tBeOeoiHe an; ©eneral SSinoh erßicg ben ^ere=la-
ßhaife unb nahm bie 2Jtairie be« 20. Srronbtffe*
mentö nnb ba« ©efängniß Sa SRoquette. ©ir pa-
ben bort 169 ©eißeln befreit, aber 64 berfefben
toaren bereit« erfdoßen, barunter ber ©rjbtfdof,
ber Pfarrer Seguerrp unb ber 5J3iäftbent Sonjean.
Sie Snfurgenten ftnb eingefdtloffen jwtfdnt ber
franjöftfdjen «rntcc unb-ben tjSreugen, bte ihnen
Cen Snvdjgang »erweigern. Sa« ©trfulav melbet
ferner ben Kob »on Sele«chtje unb SJtilliere unb
fagt bie 3nfurrection, befchränft auf einige £un»
ber/sKct««, ifi beftegt unb ber geübe fehrt jutüd.

— ©S Wirb offtcieU betätigt, baß ba« große
33ud über bie öffentliche Sdjulb unb bie im Schaft
amte nicbergelegten ©tnfdreibuttgen gerettet würben.
Sie Seiche »on SelcScluje würbe auf einer Straße
gefunben unb bie 3bentität bejeugt.

— «benb«. Sie Snfurreetion iß »oßßanbig
untevbrüdt; eS erißfrt feine 3nfurgentenbanbe mehr.
SBieber ßnb jahlreide ©efangrae gemacht worben'.

Soiftj, 28. URai. [Rad einem Selegramm
gaöre’S iß bie [Radridt be« ©eneral« ©tffcp, baß
ber ©rjbifchof »on Sari« gerettet fei, leiber unbe*
grünbet j Icfjterer würbe mit 64 ©eißeln, worunter
auch 33onjean, erfchoffen. 3n bem ©efängniffe Sa
SRoquette würben 169 anberc ©eißeln burd 9Üe-
gfcrungStruppen »or gleichem Schicffale bewahrt.

Sern, 29. [Dtai. ©efanbtcr Hern telegraphirt
au« SSerfaiße«: Ser «uffianb iß ju©nbe. SeleS»
cluje iß getöbtet. ©erettet futb : ba« [Rationalardt»,
bie faiferl. Sibliothef, bie heil. Kapelle, ba« 3Ru*
feurn be« Souore, ba« 3J?ufenm »on ©laut), ber
Suremburgpalaß, ber Sttbußrfepalaß. fßiehr al«
25,000 ©efangene.

grlorcnj, 27. fKai. 2Bie »erlaufet, ßnb foi-
genbe ©rnennungcit int biplomattl'chcn ©orp« unter»
jeichnet: ©eneral fffobfßant wirb ©efanbter in SBten,
©raf ©reppi in fDfüitchen, ©raf Satour in Stocf»
Ifolnt. Sie ©efanbtfchaften in (Stuttgart unb Äarl«-
ruße foßen aufgehoben werben. 3a her Sepu-
tirtenfammer wirb bie Sebatte über bie ginanj»
»orlage fortgefefjt.

Slfßen, 27. 3Wai. Sie franjöftfche unb ita-
Uenifche ©efanbtfchaft proteßirten gegen ba« nette
Serghalbengefeh unb forbern für bie frattjößfehe
©efeflfehaft, welche bie Sergwerfc am Saurion bi«»
her auObeutete, eine ®ntfd;äbigiiitg oon 15 ffllißio»
tten Srachmen.

1517 unb 1871.

S^on oft iß in biefen Sagen beim Slnblicf
ber Spaltung in ber fatholifchen ßirche erinnert
worben an bie reltgiöfc Bewegung, weldje »or mehr
al« bref ^[a^r^unbexten unferc Nation erfitßtej unb
c« bürfte barum nicht uttanqemeffcti fein, einmal
ba« SOBort ju ergreifen über Sleßnlidfett unb 23cr-
fdjiebenheit beiber ©rfdeinungen — »icßeid)t gibt
auch hier bie gef<ht<httf<he Setradtung einen ©in»
blief "in bie 2lu«ßdten ber heutigen Bewegung
Ser Stelpunft ber Dppoßtfon iß betbe Sßalc ber
gleiche, er ridtet ßd gegen ben ißapß, unb jmar
anfönglfd, unb nur bie Stnfänge fönnen wir ja
beute »erglcidftt, burdau« nidt gegen ben Sapß
als folden, foitberu Suthcr wie Sößütger appeßiren
a papa male informato ad papam melius in-
formandum (»om fdledt unterridteten sf3apß an
ben beffer ju uuterrichtenben $apß). 2Bie jener
anfättglid) bie Slbßeflung bev »on ihm gerügten
firdliden ©ebreden »on fftom auS erhoffte, fo hält
Söflinger nod am ©lauben feß, baß einmal »on
einem anbertt USapße, mit einem neuen ©onjit baS
Schema de pontifice Romauo werbe abgeänbert

werben. Slßeitt fobalb bte Settadtung »on ber
Sonßatirung ber Shatfache weiter geht jur ©r-
for|cl)uttg ihrer ©rünbe, bietet ßd ein großer
Unterfdieb bar.

2lnt Slnfattg bcS 16. 3abrßunbertS war itt ber
ganjen ©hrißenheit ber 9tuf nad Serbefferung ber
Ätrde an .jjnupt unb ©liebem aUgemein, unb ge»
rabe and bie iWaffen beS SolfeS ßimtnten in tßn
ein; benn fte hatten ein feilte« ©efühl bafür, baß
c« bev Äirde außerovbentlid) übel attßattb, einen
ßttenlofen ©lertt« jit haben, Serbrcdett gegen ©elb
jum fßußen ber päpßliden Äaffen ju »ergeben unb
bergl.; ba« ißapßihum felbcr hatte an litoraltfder
©eltuiig ungemein »erloren burd eine lange ßteihe
fehr uttwürbiger 3'd'aber bev Siara; barum hatten
and itt einem „3ahrl)unbert ber ^Reformen" jwei
große ©onjilicn fdotumgSlofe SWaßregeln gegen
mehrere ißäpße ergriffen uttb ba« fSeformbebürfniß
ju befriebigett geßrebt.

|)eute liegen bte Singe ungefähr gerabe um*
gelehrt. 33iS »or wenigen 3at)rcn war in ber fa*
tbolifden Itirdr »on finev iutiereti Spaltung feine
[Rebe; gerabe bie Häupter ber heutigen Dppoßtion
galten bamalS nod al« bie Koryphäen ber Äirde;
fte führten gemeinfam mit [Rom ben Jfarnpf gegen
ben „ glaubenSlofen, materialißifdeti 3fitߣiff".
3h££ ganje Dppofttion iß aud junädß nidt her*
»orgerufen burch itgenb weide fdreienbe SDtißßänbe
ber iffrde in ßttlider, in praftifder ^)tttfidt, weld;e
fdleunige SCbhilfe forberten; ße tß ötelntebr junädß
rein theoretifd unb richtet ftd gegen ein Sogma,
ba« ganj fürjlid »ont Ißapß mit 3ußimmung ber
großen SRehrhfit be« ©ottjilö aufgeßeflt worben iß.
pr eine folche Oppoßtion aber fehlt bcn ÜRaffen
ba« SScrßänbntß; e« fehlt ihnen utn fo mehr, al«
nidt fte, fonbern bie Sifdöfe burd) biefe« Sogma
itt ihrer ©cltuttg hebroht unb erf^üttert werben;
unb hfeju fommt, baß gerabe gegenwärtig ber fßapft
nidt wie attno 1517 al« grembßerr, fonbern al«
SRärtprer »or ihren Slugen fleht, bem man ba«
unoeräußerlide ©rbthftl ißetri nunmehr gänjlid
entriffen hat; für einen folcßen ißnpß haben ße
tiefe« ßJfitgefübl, er iß itt ihren äugen wie ©hrißu«,
„ber nidt hat, wo er fein $attp't hinlege"; unb
btefer Stanbpunft' iß gerabe »on entfdicbenett gaflt*
bilißen, wie bem töifdof »on [Rottenburg, öffentlfch
geteilt worben, gehlt aber bet fogen. altfatbolU
(den Bewegung bie Sheilnahme ber ßRaffeit,
fo fehlt ihr aud bte eine« großen Shell« ber ®e*
hil beten.

311« Sutljer feine Shefen aufßeßte, weide ba*
mal« jünbeten wie ber gunfe, ber in’« gefußte

8lu& fl?ari®. [8»«ore unb Suüerien.]

Sie heroßratlfden ©reuelthatcn ber [ßarifer Stuf*
ßänfcifden &abEn c'nen ®^tei bct @ntrüßuug in
ber ganjen gebilbeten Sßelt heroorgerufen. Sdon
b(e 3erßörung ber SSenbomefäule unb bie brutale
Semolirung be« ShierS’fden ^attie« würbe al«
eine Shat be« Slberwije« erflärt, obwohl man in
bem tiefen politijden ^>affe nod einen ©rflarutig«»
grunb ßnben fonnte; baß aber bte fommunißtfden
Kon» unb Sudtbäuoler ftd bcn tarnen ber San*
balen be« 19. 3ahrhunbert« »erbienen unb angeßdt«
ber über ße beretnbredenben Rataßrophe bie ßerr*
Üdcn, an Äunßjcbähen fo retdm Ißradtgcbäube
bet „^eiligen Stabt ber ©iotlifation" in 33vanb
Reden würben, ba« hat [Riemanb et wartet; man
hat bafür ln ber Shat feine anbere ©rflärung al«
ben rein t^ievlfcbcn 3erßörung«trieb. 211« bie [Ruf*
feu 9Ro«fau anjünbeten, hatte bie« fein ßrategifde«
3ß?ot(» geflen bengeinb; babei »erbrannte ber Äre*
mel lufäflia. benn feine tBerntdtung war »on beu
[Ruffen nicht beabßdtigt. 3Ba« faß man aber »on
ben ßnnlolen Stufrüb«™ faftf«, bie ganje fflaläße
nieberhrennen — nlcbt roic bev mit ßar*

fen «raten ßd unb feine gtinbe unter ben Srüm*
wem begräbt, ja nidt einmal w e ber■ jum ©eib
geworbene Sarbanapat, ber mentgßettS ben 3Ruth
hatte, ßd mit ben ©enoffinntn jetne« wußm 8e*
bcn« im bunflen SinntntaufdE bcn ölawtnen ju

übergeben. Senn nadbem ße ba« freolerifde ©erf
befohlen werben bie feigen ßRorbhrenner in ißatiS
wohl ba« ©eite gefudt haben, ©er jemal« in
[ßari« gewefen, bem hat »tefleidt nidt« fo impo*
ntrt, al« ber gewaltige ©ehäubcfompler, ben Souore
uttb Suilerien hüben. Ser Souore iß ba« bebeu»
tenbße ber öffentliden ©cbäube fowol)l in arditef*
tonifdjer Sejiehung al« wegen feine« refden 3»halt«.
6« war uriprünglid eine »on ipbtüpp «uguß
(1180—1223) erbaute feße iBurg mit prädtigem |
Shurme; erß unter Äönig Äarl V. (1361—1380) \
erhielt e« ein glänjenbere«, einer RönigSwohnuttg ’
ettlfpredeubr« «uSfeben. S3on biefen [Bauten iß •
jebod nidt« übrig geblieben, granj I. ließ biefel* i
ben nieberreißen, um 1541 bcn ©runb jum heuti* i
gen Sdloß i“ legen, ba« unter ben fpäteren ßerr* !
(dem $efnr(d IV., Subwfg XIII. unb XIV. j
Wetter auSgebaut würbe. [Rapoleon I. ließ ben |
8ou»re erneuern unb burd eine ©aflerie auf ber j
Stabtfeite mit ben Suüerien »erbinben. [Rad fei= I
nem Sturje ruhten bie «rbeiten wieber, bi« [Rapo*
leon III. ben alten Ißtan ber Äönige uttb feine«
Onfel« Sonore unb Suilerien ju ©tnem ©ebäube
ju »eretnigen, wieber aufgriff unb bem Slrditeften
93i«conti bie ©rbauung be« nörbliden unb fübliden \
[ßerbinbungSßügtl« übertrug. 3RU einem Äoßen* |
aufwanb »on angeblid 75 ÜRtfl. gr. gelang e« ihm !
ben 33au, beffen «rdßeftur ßd im «flgemeinen >

ber be« alten 8ou»re anjdließt, in furjer 3eit
(1850—1866) ju »oßenben. Sie Suilcrien wur»
ben im «uftrage »on Äatharfna »on lUfebici« nad
ben [Riffen be« SBaumeißer« Selorate 1564 auf
einem IfMaje angelegt, wo »orher 3iegelbrennereiett
(tuileries) waren. Unter fjeinrid IV. würbe fdon
mit bem Sau einer ©allerie auf ber Seinefeite he*
gönnen, weide beßimmt war, Suilerien unb Souore
ju »erbinben. Sa ju »erfdiebenen 3dten nnb »on
ben »erfdiebenßen ©eißern baran gebaut würbe,
fo fehlt e« bem «eußertt ber Suilerien an ber ge*
hörigen Harmonie. Set erße Honig, weidet bie
Sullerien bewohnte, war Subwig XIII; Subwig
XIV. »erweilte größtenteils in St. ©crmaln unb
©erfatfleS. Sie gefdidtliden ©reiqniffe, weide
ßd an ben Souore unb bie Suüerien fnüpfen, über»
gehen wir.

Ser Souore iß gegenwärtig befonber« inte*
reffant burd bie barin beßnbliden Sammlungen.
Ser fogenannte alte Souore hat bie ihm »on
poleon I. gegebene SBeßfmmung al« Siß ber fd»*
nen Äünße behalten j bie [Räume be« neuen Souore
ßnb faß fämmtUd ju ^of* unb StaatSjweden
beßimmt; nur ein Sheü be« fübliden glügelö ifl
al« ÜRufeum eingerichtet, ©in Kelegramm melbet,
bie ©aflerien feien gerettet. Sagegen foßen bie
Suilerien gänjlid niebergebrannt fein. Sfnb bem*
nad bie eigentliden Hunßfdäjje unb WtTthPoIlcre
 
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