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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 152-177 (1. Juli - 30. Juli 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0661

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§eMterqcr 3ountaI

M 162.

JlbamifmfHtflprcis fl. 1. 3 fr. in £etbe!&erfl
burc^ bte spoft fl* 1. 16 fr* öterteliäfjrig.

Somtetftaß, 13. ^uli.

Hiytigtn 3 fr* bie JJetitjeife, SKuÖfunftö*
erffyeilmtg 4 fr.

1871.

S'fcßtabSifäe mafaWtn.

Imtd Suit; 2RorgenS. Sic @vrid)-

ut* ^otcubanf würbe mit 76 gegen 3 ©tim*
k * J}Cn.e?m ß*; 3öcnn bcr ©ewinn ber SRotcnbanf
PU. uberfteigt,. fo erhält oon btefctn Xteberfdjuß
oet xh unb bte Aftioitäre 2/3. Sie IRegie*

tung wirb forgen, baß baS Ißublifum ebenfalls
Actten erhält.

IBrcSlcm, 10. 3uli. Sie Serathungen beS
SournalijientageS mürben heute Aachmittag 3 Ufjr
8efhlojfen, nadjbcm bie SageSorbnuttg erlebigt mar.
©onneman banfte in einer ©d)lußrebe bcfonberS
bem Sofalfomftce für ben ©mpfattg beS 3ourna*
lifient.igeS. 3n ben AuSfchuß mürben gemailt:
©chleftlcbe 3eftung, SrcSIauer 3cftung, SRorgen*
Leitung, granffurter 3ournaI, granffurter ßeifung,
SJojfifchc ßeltung, 33olfS=3ettung, Seutfd)e Ailge*
meine Seitung, jteite grete treffe, ^Srcjfe, SBanbe*
rer, SBtener Sageblatt, 9?eue Sabtfdje ßanbeSgeitung,
©cbmäbifdjer ÜRerfur, Klberfelber Seitung. AIS
näcbßer Sorort mürben oorgefd)tagen: Nürnberg,
SJtannfyeim, Hamburg unb Straßburg. Ser S3e-
fcfjiuß mürbe oorbebaltcn.

aßieSbobett, 11. 3uit. Sic ©encraloerfamm*
lung ber SaunuSbat)n lernte eS mit 412 gegen
1 ©timme ab, auf bie IRegierungSoorlage megen
AnfaufS ber Sahn einguge&en. ©obann mürbe
bem SerwaltungSrathe eine ©ommiffion beigegeben,
um in meitere Serhanblungen in btefer gragemit
ber Regierung eingutreten.

Sarmfiabt, 11. 3ulf- SSürgermeifier Keil iji
im gwölften äBaljlbegirf an ©teile bcS Defonomie*
raijjS Krämer gut« Slbgeorbneten für bie gweite
Hammer gemailt morben.

SEBicn, 10. 3uli. bieftgen unterrichteten
greifen ijl oon angeblich oon SSerün mit bem l)ie*
frgen Kabinet angelnüpften Unterbanblungen wcge.n
SRobiftfationcn beO Art. 5 beö ß3rager griebenS
nichts befannt.

gScrfaitteS, 10. 3uti. IRattonalocrfammlung.
SRaubot unterflögt energlfcf) bie Errichtung einer
'DepartementaI=®ommiffton, inbem er baS Serfpre*
eben größerer grelhetten bem ©eiten ber beutfhen
«Regierung anfübrt. 8ambred)t protefiirt gegen
ben SSergleicb gvanfteidjS mit bem »erfatlenben
romifeben SReich; er befreitet, baß in granfreicb
fein patriotifeber SRuth tnebt gu ftnben fei. 3n
S3eiug auf ©aöopen ruft er bie Seputirten gum
Seugniß auf, baß biefe Srooing eS nicht bebaure,
mit granfreicb bereinigt gu fein. Ser faoobif^e
Seputirte ©iloa erftdrt, bie ©eftnnungen ©aoopenS

feien mäbrenb aber Prüfungen mabrbaft franjoftfh
gemefen, unb fügt htngu, befonberS feitbem granf*
reich eine ßtepublif fei, habe ftd) @aoot)en innig
an baffelbe angefd)lo|Jen. ©in Seputirter oon
«Rigga erflärt, bie llnjufriebenbcit, rceld)e in 9?ijja
eriüire, fei bauptfäcblicb oerurfaebt morben burd)
bie fd)(ed)te Segrettjung ber Sermaltung unb bur^
ben fDil&braud) ber älmtSgemalt ©ctienS fdjledfter
Beamten, in 2Birflid)feit habe bie SSeoolferung
fietS loyal ju granfreid) gejianben. — Sie SSer*
fammfung bcfd)lo§, ben Slnirag auf geftfe^ung
beS Kontingents pro 1870 (im Suterejfe bcr ju
biefer SllterSflaffe gehörigen jungen ßcute) in Se-
ratbung ju gieren. Set Slntrag, bie oon ben ßn*
furgenten in fßariS gerfiorten Kioilacfeu gu ergän*
gen, mürbe angenommen. KS erfolgte bitrauf bie
SSeratbung bcS ®cfej3cntmurfS, betrefenb bie ©e-
neralrätbe. Hirt. 2, nach melcbem bie ©eneralratbe
auS ftcb bie Separtemental * Sommiffton mahlen,
mürbe mit 440 gegen 132 ©timmen angenommeu,
bie neugemäblten Seputirten fiimmten mit. SaS
Stmenbcment Sarget, nad) meinem bie Separte*
mentaUSommiffion nur fine beratbeitbe gnnftion
haben follte, mürbe oevmorfen.

ffjaris, 10. 3uli. Slnläbli^ beS jüngfien ÜRani*
fefleS beS ©rafen Kbamhovb haben gasreiche Iegi-
fimtflifche Ißrcjoingialblättcr eine ©rffärnitg oeröffent-
liebt, in meldjer baS geflbalten an ber Sricolore
betont mirb. Sicfe ©rflarntig foll oon heröor*
ragenben legitimijlifcben ÜRttgliebern ber fRationat*
oerfammlung auSgeben unb oom „Klub beS fRe*
fevooireS" (öou ber Stehlen) prtncipiell gebilligt
morben fein. Ser „Slgence .fjaoaS" gufolge be-
trachtet ftcb bie legitimijlifcbe graciton ber National;
oerfammlung in golge biefeS SiriftbtnfalleS für
aufgeloft. Sie SSRftglieber berfelbcn mürben ftcb
ber ißavtei ber gemäßigten fRepublifaner ober ben
Drteanigen anfd)liefjen.

iJJaris, 11. 3ulf. £Dfc 2ßabien im Separte*
ment la SRanche ergaben fcte 2BahI Sorgueoiac«,
eines gemäßigten IRepnblifancrS. ©s heißt, ber
ghtangminifier merbe in ben näd)fien Sagen bie
erfie-halbe SRilliarbe ber HriegSentfcbäbigung er*
gangen, morauf bie beutfeben Srttppcn bie Separ*
tement ©ure, ©omme unb ©eine inferieure räumen
mürben.

^ioreng, 10. 3uXf. Ser gu einer Steife nach
Seutfd)!anb beurlaubte ruffifhc ©efanbte Saron
UrfbÜ erhielt ben Auftrag, ftcb nach fRorn gu be*
geben um bort bie ßegatiott gu infiailiren. Ser*
felbe ift bte« «ngefommen unb mirb beutf Slbenb
nach IRom abreifett.

speierShurg, 10. 3«ö. ®er blcf>8e beutf^e
©efanbte, $ring Steuß, ift be“te auf Urlaub nach
Seutfcblanb abgereift, äßäbrenb feiner 2lbmefcn*
beit oertritt ihn ber crße ©efvetär, 23aron fpfuel.

Scutfcblaub.

— ©fnetn oortrefflidjen IR ü cf b l i cf, beti ein feßmei*
ger S3latt, bcr Serner Sttttb, bem „Srama beS
lebten 3al)veS" mibmet, entnehmen mir golgenbeS:
3n fuUurbiftorifcber Segiehung bcbcutett bie ©iege
bet beutfeben SOBaffen, maS immer man and) gegen
biefe 2luffaffutig fagen mag, ben Srtumpb beS
germanif^en ©etficS über ben romanifeben.
Sie frangöftfcb*romanffd)e fRaitonalträi bat ftcb als
alt unb frattf, bie beutfcb'germantfcbe bagegen als
erfüllt oon ber befiett, blübenbften 8ebenefraft ge*
geigt. SarauS folgt für bie Hultnrgefcbicbte mit
einer gemiffett fRoibmenbigfeit, baß oon ttutt an
beutfheS Senfett unb 8cben für unfern ©rbtbetl
im SSorbergrunb flehen merbett. Unb ift baS ein
Unglücf, ein fRücffd)ritt? ©emiß ni^t. Sie tytyt
Huttur ber Sßhrnfe erfejst burd) bie reelle
tbätiger Strbelt uttb grüttbli^en ©irebcnS. Ser
Hricg bat gegeigt, meid)' gemaltigeS Ucbergemtd)t
©rünblicbfcit unb Siefe über Sleußerlicbfett unb
©cbeitt erlangen fönnen. Sie näd)fie f)3eriobe mirb
unter SeiitfdÜaiibS güßrung für alle Staaten eine
Seit bcr angefirengten Shätfgfeit gur StuSbilbung
ber phpßfcben unb moralifdjen Hräfte ber SSölfer
fein. 3luf btefem fEBege aber unb nur auf biefem
fann neue SebenSfraft in bie Stbern ber gegenmär*
tigert ©efeÜfdjaft geführt merben. Ser ©teg ber
beutfeben SBaffen bat noch in einer anbern als ber
atigebeuieten aUgemefnen fRidjtung eine b^t fultur*
gefdjicbtlicbe Sebcutung — als Sieg beS mobernen
ißrincipS ber ©laubenSfreibeit, melcbeS ber
protefiantifche ©ermaniSmuS feit ber fRcformatton
gu mal)ren gemußt l)at, über bie Sbeorie ber ©lau*
benSctnheft beS fatß. IRomaniSmuS. Sie fRieber*
tage ber eittglgen pvotefiantifeben ©roßmadjt beS
HontinentS märe baS Signal gemefen gu einer atf*
gemeinen fatf). fReaftion. Samtt märe eine lße-
riobe bcS SRücffcbrittS in ber Hultur über ©uropa
bereittgebroiben. Unfere Kultur, melcbe mefentlicb
in ber Sichtung ber 3nbioibualitätcn ruht, oerträgt
ftd) nicht mit fPriefterfiaat unb ©laubenSgmang.
3n politifcher ^)inßcbt fprittgen mefentlicb gmei
fRefultate beS lebten Krieges in bie Slugen. Ser
Sieg bet Seutfd)en iR eine neue ©arantie für bie
Sauer beS europäifdjett griebenS. Ser beutfdfe
©barafter ift niht offenjto; fo febt ber Seutf^e
ben SDiunb ooü nimmt hinter bem 33fertifh, fo ijt

Jffidenfchajtlick ^§mm.

(gortfe&ung).

©S warb bem jungen äRanne febmer, feinen
Unmutb gu bemeifiern. Sie furge Abfertigung
bureb einen Siener beS ^aufeS, benn für einen fol*
then hielt er ben alten $errn im fähigen An*
pge, hatte ihn füglich öerftimmt unb in giemlicb
empfinbUdjem Sone fragte er:

3hr oerebrter |)err ©hef biefe Spredj*
,benn auch für feine greutibe inne?"

„^cit menigen Ausnahmen, mein £)err!" her*
febte , 3- „3ntime grennbe beS Kaufes

haben aUerbtngS jebergeit ßutritt, aber biefe ftnb
mir befannt, fmögemiffermaßen auch meine greunbe."

„Ab!" .Tlv,, r"er bem plöbliä) bie Ahnung
Jam, brt febabtge |>err fonne mohl etrnaS mehr
Porjießen, alS etnen gemobnlicbcn SBucbhalterj „ich
habe bie ©bte/ ,eil ^err” Kompagnon —"

„®ang reht! ^>abe bie ©hre!" unterbrach ih«
ber Anbere mit einem gmeimatigen berben Kopf*
jtiefen, mobei ein farfafitfh^ Sächeln feine »er*
witterten ßüge burch}11®^* ®atln nahm er, als
fei nichts oorgefaüen, fetrte Arbeit mit bem gan*
gen Sifer eines alten, in feinem ©efebäft einge*
roßeten SahlenglauberS mieber auf. Saß ber 33e*
fu^et ftcb noch nicht entfernt Ijatte, }<hl«n er gäng*
lieh »rrgeffen gu haben.

S Siefer biß ftd) auf bie Sippen, ©r bereute
eS, nicht mit ber gehörigen 93crftd)t gu üBerfe ge*
gangen gu fein unb ben alten Kompagnon nach
bem Scheine beurteilt gu haben, moburd) er btefen
oon »ornherein gegen ftcb eingenommen hatte. 3^
beffett fonnte er oorläuftg ni^tS meiter thun, unb
fo nahm er ruhig eine Sijttenfarie auS feiner IBrief«
tafdje unb legte ße bem Kompagnon mit ber Sitte
»or, biefetbe bem f)enu Schwerbtmann gu über*
geben.

3ener niefie, ohne ö°n feiner Arbeit aufgufe*
hen, Ietd)t mit bem Kopfe, unb SBerner »erließ
baS Komptoir mit einer getoiffen Seflcmmuag, »on
ber er ftd) trolj aller Anßrengung nicht fret ma*
^en Jonnte. ©t febritt gcbatifenooll na^ ber Scbenfe
gurücf, in toeldjer er feine ©ffeften niebergelegt
hatte, unb ließ ftcb ein einfaches Abenbeffen nebß
einem ©lafe Sier jeroiren. 9tad)bem er SeibcS
fchtoeigenb »ergebrt, legte er ftch gut tRu^e nieber,
ba er ftcb böhß ermübet fühlte.

Am Sormlttage beS folgenbett SageS trat er
pünftlicb gur beftimmten ©tunbe ben ©ang nach
bem ©pebitlonSljaufe »on Aeuem an, unb bie 33e-
reittoifligfeit, mit bcr ein Somptoirbiener ihn fo*
gleich in baS ArbeitSgimmer beS IßringipalS führte,
lieferte il)m ben SetoeiS, baß ber einftige 3ugenb*
freunb ißn nicht »ergeffen hatte. Sejfenungeachtet
trat er mtt einer gewiffen Unß^erheit ein. SaS :

Sewußtfein, als Sttienber gu fomrnen, oerlieh fei*
ncr„ Haltung etrnaS UnentjchloffetteS, ßaghafteS,
toaS ftch ancö »orlor, als ber an bem einfa*
d>en @chfeibtt|'d)e ft^enbe ©efcbäftSmann leicht ben
Kopf toanbte uttb, bem ©ajie bie |)anb entgegen
ftre^enb, in her8'f<h flingenbem Sone fagte: „©ieh
ba, lieber Sßerner! welch ein eigcntbümlicher 3U*
fall bat Si^ benn nach ©. »erfcblagen? jlimm
Ißlah bort auf bem ©opba."

„3h bin erß feit geßern hier," ertoieberte ber
©efragte unb mufterte babei bie 3öße beS @pe*
biteurS, als wolle er ergrünben, inwieweit ber
AuSbrucf berfelbett mit feinen SOBorten überein*
ßimmte; Jonnte eS jeboeb nicht unterlaffen, Sidh
fogleicb aufgufueben, weil eS mich brängte, Sidh
wiebergufeben." SEBerner machte jifKfdjweigenb bie
Semertung, baß ber greunb fth itt aujfadenber
SÜBeife oeränbert habe. ^Rtcbt allein fab er bebeu*
tenb älter auS, als man eS feinen 3ah«n nach
erwarten Jonnte; auch jener 3^8 »on ©utmüthig*
feit unb fvifeber SebenSluß, ber ©hwerbtmann’S
©eftht einjl foeinnel)menb gemacht, fh^n 8«njlich
üerfdjtouuben. SBie er fo ernß unb ruhig beobad)*
tenb bafaß unb febeS feiner SBorte hebächtig gu et*
wägen fd)ien, Jam er bem @afie, welcher an ber*
artige ®efcf)äftSgefi<hter langß nicht mehr getonnt
war, gang wie ein falter beredhnenber Sahlenmtnf*
»or, ber nur feinen pefuttiäten SBortheil im Auge
 
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