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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 152-177 (1. Juli - 30. Juli 1871)
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§eMBergcr 3oitnm(

M 164.

JUwmumtittsprtis 45 Äreujec in £etbel&era
bie s|5oft 57 Äreujer pietteliöjriß*

eamftog, 15* ^uU.

3 fr* bte ^etitjetle, fei &uöfunft£*
erfljeilunfl 4 tr.

1871.

ZeUmMiföt m$tWen-

SBerlin, 12. 3uti. £Der „©pener’f<hen 3*0-"
gufolge w'rh efne regelmäßige Vertretung be« beut*
fcßen Aeich« bet ber frangöftfe^cn Regierung erfi
nach her Räumung oon gang graufvetch hurch bie
£)ffupation«armee eingerichtet werben. ©affelbe
Statt beßätigt, baß bie grage betreffs ber Auf*
Hebung be« Art. 5 be« ©rager grieben« ©eitenö
he« (ßeßgen auswärtigen Amte« in feiner SEBeife
angeregt worben fei.

— 13. Sufi. (Sine Vefanntmadjung be« f.
©anfbtreftorium« geigt an, baß bie ©anf=Somman-
bite gu granffurt a. 2R. ihre SEBirffamfeit am 18.
3ulf beginne.

«Stuttgart, 12. 3uli. Stuf Aörner’« Antrag
befdjloß bie Abgeorbnetenfammer, be« ©ifdwf £)e-
feie Verfünbfgung ber Unfehlbarfeit, bie offne bie
gefefclicb oorgefchricbene Sintjolung ber ßaatllchen
©enehmtßung gegeben fei, ber ßaat«re<httichen
Sommiffton gur ©erichterßattimg gu überweifen.

— 13. Suli. Ser preußlfcße ©efanbte, grßr.
». Aofenberg, bat ft<b nad) griebrith«hafen bege-
ben, um ein ©lücfmunfcbfcbreiben be« beutfeben
ßaifer« am ftlbernen $ochgeit«feße bem Äönigöpaare
gu übergeben.

Jffiien, 12. 3ull. ©ie Aeich«belegatfon gcneh-
rnigte in ihrer heutigen Sifcung ohne ©ebatte ba«
aJichrerforberniß, welche« burd) bie (Erhebung be«
©efanbtfchaft«poßen« in ©erlin gu einem ©otfehaf*
terpoßen ocranlaßt wirb, unb ging fobantt in bie
«Debatte über ba« ©ubget be« Ärieg«mintßertum«
über. ©er Aeicb«friegSminißer erflärt, er habe
aße möglichen Srfparniffe bewirft, aber bie bur<b
ba« SEBeljrgefefc bebingte äöehrhaftmadfung oon
800,000 SAann erfjeifche wadffenbe Auslagen, unb
fügt ßinju, er fönne Jegt nur 650,000 SKann auf*
fJeUen. ®raf Veuß erflärt, bie äöeßrbaftmac&ung
be« Staate« fei notßwenbig, um Jebe« Unrecht mit
eigener 2Ra<ht gurüefweifen 3U fönnen. ©erabe
ber gegenwärtige SRoment fei gur ©nrebfübrung
ber *Seere«=Aeorganifatton geeignet, ohne SRtßtrauen
iu oeranlaffen. ©ie Armee wie ba« Volt feien
überzeugt, baß ein Ärieg ein «nglütf fei,* aber in
ber Armee lebe nur ein ©ebanfe: Deßerre{<h=Un-
garn bürfe feinen unglüdflichen ßrieg mehr führen,
Wenn e« tum Jfrleg gejwungcn würbe. 3n ber bte*
rauf folaenben ©pecialbebatte weift ber «Reith«*
ÄrfeaSminifier bie Aotbwenbigfeit ber SCafflettung
eine« 13. SlrtWerieregimentS nadf. 3^a<^ längerer
©tScuffion wirb bte (Errichtung eine« 13. Artillerie,
regiment« mit 26 gegen 25 Stimmen abgelebnt,

I bagegen gur Srridßung für Sabre« für bie 13.
I Batterien bie gorberung ber ^Regierung im Setrage
oon 89,991 fl. mit 28 gegen 26 Stimmen bewilligt.

Sern, 12. Sah- ©er ©tänberatb hat bie
ßwattgSeonceffion ber ©ropeibalbabn genehmigt,
©er «Rationalrath hat weitere 4,828,800 grc«. für
bie Volföbewaffnung bewilligt, ©ie ©ejfion wirb
näcßfte SOBodje gefdßoffen werben.

©erfaifle«, 13. 3uli. ©hier« in golge aflgu
großer Anßrengung wicber leibenb. Sr founte
beßßalb in ber ©ebatte über ba« ©efefc ber ©e*
neralräthe nicht fpredjen.

©rieft, 12. 3uli. Au« Ateranbrien wirb ge*
melbet, baß ber frangoftfehe Äonfttl bie franjoftftihen
Staatsangehörigen gunt offenen SEßtberßanbe gegen
bie «Dtaßnahmen ber 8anbe«regierung aufgeforbert
haben foH. ©ie ägpptif^e '^Regierung hätte bie
Sache bei bem Sonfularcorp« anhängig gemacht
unb beabftdfttge bei ber franjöf. SRegierung ernfte
IReflamationen.

•JtcnHöarf, 12. 3uli. Sin blutige« £anbge*
menge fanb heute jwifchen Jfatlfolifen unb Dran-
gißen ßatt. ©a« ÜRUitär gab geuer; mehrere
©obte, oiele Serwunbte blieben auf bem $la§e.
SEBeitere Srceffe werben befürchtet.

B. C. ©eittfdje unb Sabifrfjc 2(ufgaben.

3n biefen©agen iß e« alfo ein 3aßr, feitbem
$uerß bie franjößlche JRrieg«btohung, bann bie ihr
auf bem guße folgenbe Ärieg«erflärung Jene größte
aßet Srfchüttcrungen ber ©cmüther über un« ge*
bracht, bereu ba« fe|t lebenbe ©efthlecht ßß) erin-
nert. „Srß ein 3a|r" — h’öft man aflentljalben
fagen. ©enn wa« wir erlebt haben, ba« behüt ftß)
in unferer Sitibilbung«* unb Srinnerungöfraft au«,
al« woßte e« aßer ber furj gemeffeuen ßeitfpannen,
itt bie wir unfer Beben etngutheilen pßegen, fpotten.

Unb boch wäre e« fe£t wol)l an ber ßeit, ftch
be* fo beflveißteh gewefenen Aufregung etwa« ju
entwöhnen unb un« gu beßnnen an bte ®ebanfen
unb Seßrebungett, welche in ben erßen Sulttagen
be« öortgen 3ahre« fo plöhlich abgerijfen unb ab-
gefchnilieit würben, baß wir noch heute ni^t im
©tanbe waren, bie gäben aße wteber auf junehmen.

ßwar baß bie eine große Angelegenheit, welche
bie 2Bclt befchäftigte, ehe ber franjöftfche SBahnjtnn
für ba« Sßeitere forgte, über ben grauenooßen
Au«brü^en be« leisteten nicht oergeffen unb begra-
ben wäre, bafüt haben bie Ultramontanen geforgt.
$ört man fte, fo foßte man glauben, ber franjo*
ßßh^beutfeße Ärieg fei un« eine ßöreitbe Unterbre*
chung gewefeti, gleichfam ein unoernünftige« «Ra-

turereigniß, üon bem man ni^t fehneß genug wit-
ber ju bem großen, ber Vernunft be« ncunjehnten
Sabrßunbevt« »orbehaltenen ©efchäfte be« Au«baue«
be« fatbolifcßen Äirchenglauben«, ber SSerherrlicbung
be« römifd)en IjSapße« unb, wie bie ©fuge Jefjt
liegen, auf ber SBieberherßeßung feiner weltli^en
ÜJiacht, fei e« auch auf ©cfahr eine« neuen eure,
päifchen 2ßeltbranbe«, gurüeffe^ren fönnen. ©ie
üRenfchhelt fennt nun einmal feine große unb hei-
lige Angelegenheit, welche für biefe Beute nicht jur
blofen (Gelegenheit, ©efchäfte für SRom ju machen,
herahgefeßt würbe, ©arum aber iß e« auch nun
unb nimmermehr richtig, baß bie ultramontane Sßat*
tei eine hlofe ^Partei fei gleichbebcutenb unb gleich**
werthig mit jeber oon ben manßjerlei fonßigen
^Parteien, wie folche jum ©ebeißen be« Staate«
gerabeju nolhwenbig unb ihre Soißenj bie QSoran«.
feßung eine« gefunben ©tanbe« ber bürgerlichen
©efeflßhaft iß. ©ie fo betrachten unb f<häfcen,
hieße bie töbttiche Äranfheit mit unter bie Abwech*
felung aufnehmen, welche eine wohlberathene ©e-
funbheitölehre in bie förperlicßen ßnßänbe einju*
führen beßrebt iß. ©er ©tftbaucJ) iß nun unb
nimmer unter ben ®eßcht«punft einer gebeißltchen
fiuftoeränberung ju bringen. Unb fo fwt auch bie
ultramontane ^Partei oiel ju wenig fRefpect oor
bet ©elbßßänbigfcit unb Oberhoheit be« Staate«,
ße hat ofei gu wenig gelernt, gemeinfame Snteref*
fen unb fiehenögiele aßer Staatsbürger anjuerfen-
neu unb ihnen bie befonberen IJJartetintercffen un-
terjuorbnen, al« baß wir ße jp al« eine berechtigte
unb nothwenbige SRacht, al« einen ni^t blo« con-
feroatioen, ionbern auch i« conferoirenben gactor
unfere« Staat«leben« ju betrachten unb gu behan-
beln oermöcbten.

S3on biefem ©taubpunfte au« fönnen wir, ttofc
aße« l]3atrioti«mu« unb trofc aßer ^ocha^tung,
bie wir oor bem- gefunben ©inn unb richtigen ©act
be« beutfehen 33olf«getße« ^eflen, bo^ bie eine ©hat*
fache fchiechterbing« nicht unter bie Shrenbejtfmäler
rechnen, welche biefe« Q3oIf ßch in ben fahren 1870
unb 1871 errichtet hat baß nämlich, wäßrenb feine
©ohne braußeu im gelbe ßanben unb ihr Beben
einfefcten für bie polttifche Unabhängigfeit be« Sa*
terlanbe«, e« ben aßegeit im ©unfein thätigen unb
bie Srmattung ber ©eißer au«beutenben Agenten
ber jefuitffchen Unfe|lbarfeit«anßalt gelingen fonnte
an mehr al« einem Orte ©eutfchlanb« ftch tiefer
al« guoor in |>erg unb ©ewiffen ber getäufhten
©eoölfcrung eingunißen. ©ie Söahlen in ben erßen
beutfehen 9iei<h«tag haben eine unerwartet große,
wenngleich in ber gangen SBerfammlung boch wie*

Sddenfdtafilick

(gortfeßunfl).

Obwohl in feinen ßügen etwa« Sertrauen=er*
Wecfenbe« lag, fertigte ber unmuthige ©aß ihn
hoch furg unb barfch mit ben SBorten ab: „3$
Äe3-nen! SBatten ^ öffäßtgß/ bi« ich 6twa«

«nn'3^u ^ mein’, ©ie hätten’« nötljig, Junger
bcr SBWh faltblütig gur Antwort
w„°^eJtwt»änbe ba« ®la« bem ÜRißmu*
^*8* ‘ * »SÖären ber Srße, bem’« nicht mun-

bC f/ Kftunbenlanfl in ber ßrre h^um*

ÖCWffii, o niae'?aiSnenerrd*tW™'“
®tt auä bem ^fe{ncg ®a<ieö
traf ben 9lebftligen (3Bag ae^cn @fc raeineAn*

gelegenheiten anj btrtuwt er auf. „©her’ ich
mich t,m ?eJ?^len ? &a6cn Sorge,
baß ich meine 3e(f "i<^t metbe berichtigen fönnen V
„Au!" grunjte ber 4Bir^; „nehmen ©ie mir’«
«icht übel, funger 3Jcann! @taUbtc, baß ©ie ß*
bie Körner fc^on abgelaufen hätten. @{nb aber
uoch tinSBenig gerabtju, Wie unfer einer ba« fonji
«ur an Beuten gu ßnben gewohnt iß, benen
bjr AeifefacJ noch fch»*«* »«0*/ «1« ber Äopf.
©oßt’ mich freuen, wenn ba« bei Shnen ber gafl
'»at’. ©taub’« aber nicht! iu «nglücffetig

®u«. SRein’ e« aber gut mit 3h«en/ unb wenn

ich 3hnen, ohne nach ber ßeß)e g« fragen, etwa«
|>ergßärfenbe« bringe, fo gefchieht e« einfach barum,
weil 3hr offene«, biebere« ©eftcht mit gefaßt unb

©ie bieferhalb gern habe, ©oitß hat e« fei-
nen 3wccf."

Ueberrafcbt fah SOBerner ben wohtwoßenben
SBirth an, oergeblich barüber nachßnncnb, au« wcl*
ehern ©runbe 3ene^ ein fo lebhafte« 3«tereffe an
ihm nahm, benn baß er biefe« au«ßblfeßH<h feinem
offenen bieberen Antlifs oerbanfen foßte, woßte
ihm nicht glaubhaft erfcheinen.

„3^ wiß nicht in Abrebe ßeßen," fagte er
nach einet ißaufe, ,baß ©ie e« gut mit mir mei*
nen, aber ich 0er"/ mennman ßch aßgu

fehr um meine Angele0enheiten fitmmert."

„$m! Baffen Sie ba« 0ut fein!" erwieberte
ber SGBirth- „SRan fommt ’ljeutgutage nicht eben
weit mit ©totg unb Sißenßnn, unb — ber alte
SGBilfe ßeht’« Sinem fchön oon SGBeitem an, wo
ihn bet @^uh brüeft. 3^ ffl0’ Shnen, nicht jeber
hat fo einen fdjarfen ©lief, wie ber alte SBtlfej
barum muß man ßch offen au« fpreßen, wenn man
Wiß, baß Stncm bie fßebenmenfehen Reifen foßen.
SBa« 3hnen fehlt, weiß ich auch. ^>aben aber
beßhalb ni*t nöthiß, he« ^°hf hänßen gu taffen.
Aun, baoon fpäter. 3«^ trinfen Sie unb hier
haben ©ie bte ©peifefarte. Baffen Sie ßch ßeben,
wa« ©ie gern mößen!"

,,©arf ich fraßen," nahm SEBerner etwa« miß*
tranifch ba« SEBort, „Welche Anftcht ©ie über mich
haben ?"

„Sie ßnb SRußfer, ©iolinfpieler!" rief ber
SOBtrth. „^»ah’« 3h«tn fofort angefehen. SBiß
Shnen and) nicht oerhehlen, baß ich eine gewiffe
©orliebe für Beute 3hre« @d)lage« habe. Söeiter!
©ie ßnb in Verlegenheit wegen eine« Unterfommen«!
Aße Steßen befefß, fenneba«! Aber ich fage 3h nen
©ie thun Unrecht, ßch ha« fo gu bergen gu neh*
men. ©ie fönnen Iß« fm ßraffen ©egel mit 3hrem
©eigenfpiel mehr oerbienen, al« trgenbwo fonff in
ber ©tabt."

SEBerner warf ben Äopf empor unb ßarrte ben
@d)enfwtvth mit großen Augen an. ©iefer fniff
bie feinigen gufammen unb Jadeite üerfchmifct. „3a,
ja, e« iß fo! SBerben’« fchon bemerft haben, baß
bie ©heerjaefen oon aßen ©ampfern unb Äauffahr*
teif^iffen oor bem alten Sßilfe bie ©egel ßrcichen.
©inb faum an’« Banb geßiegen, fo fommen ße
auch fchon gu ©rog unb Aorbhäufet, unb ber Äraoaß
bauert oft bi« an ben lichten SRorgen. Aun, wenn
bie ©heerjaden ben feßen ©oben unter ßch fühlen,
fo fommt ihnen natürlich ba« ©erlangen, ihn nach
$ergen«Iuß abgußampfen, unb wer ihnen ba ein
lußfg ©tücf oorßebtln fönnte! — Aa! wa« fagen
©ie gu meinem ©orfdßag?"

SEBerner’« Augen leuchteten h«K auf. 3n fei»
 
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