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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 152-177 (1. Juli - 30. Juli 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0681

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§>eMkrger Journal

»J\= 167 JUmumntaprcil 45 Ärtujet in ^eifctlbtta

* • but$ bte $oji 5V ÄKUjEt Dttctftjö^tiB.

19. 3uli.

^H3fiflcn 3 fr* bic ^etitjeite, 6ei Xuöfunft^
ertljetlung 4 fr.

1871.

Selegvappifäe SHadritptett.

Scrlin, 17. 3uH. Oie „Slorbb. 2lllg. 3tfl."
»elprtcftt in einem 8eitarti£cl bte Haltung beb beut*
Iden ©ptdcopatd bet bem ©oitgil unb erwähnt, bad
©pidcopat wiffe, baß eb burd bte fdroffe 2lutoen-
bung beb neuen Oogma’d bte Slcgierungeit in etncn
©onfiift plneintreibe. Oer Staat folle nic^t tn bab
©laubendgebiet übergreifen, anbererfeitb muffe aber
bte Ätrcfye bie ©retigltnie refpeftfren, weide fte »om
©taate trennt. £Dte Uebergriffe tn bte Staatd*
flewalt, weide bab Unfeplbarfettdbogma »eranlaßt,
muffen »on ber Staatsgewalt gurncfgewiefen werben,
©o entfiele ber ©onßift, aber eb fei feine Siebe
»on einer tßerfolgung ber Älrde, im ©egentpcil
fei ber Staat bur<p bab neue Ocgma bebrängt unb
gut Slbwepr gegwungcn.

©umhinnen, 17. 3uli. Slmtlid wirb befannt
gemacht, baß bie Spolera ff, SBifonjl^fcgfi (rufßßp
4iolen, ©ouoerncment SÄngoßowo) audgebroden iß
nnb in wenigen Sagen 34 Opfer forberte. 3«
SEBlina perrfdt bie Äranfpett bereitd über 4 SOBoden,
in weichen täglld 10 ©obedfälle »orfamen. Oie
SSerbreitung ber Äranfpeit gefc^at) »on SBitbal*

len aub.

©redben, 17.3uli. Oer Äronpring »on Sad-
fen erhielt »on bem £aifet »on Slußlattb ein ©eie*
gramm, tn welkem i^n ber Halfer gum rufßfden
gelbmarfdaß ernennt.

tDliinden, 16. 3“ti, l1/» Uhr. Stach einer
auf bem Dberwiefenfelb fiattgehabten ißarabe iß
foeben unter Hanonenbowter unb ©locfengeläute ber
©ruppeneingug beim fdonßen Sßetter unb unter bem
uubefchreibUfhen 3ubel ber Seö&lferung Programm*
fleraäß erfolgt.

— Slacb ber »om Äonige abgenommenen ffla*
rabe überreicpte ber Äronprtng »on ßkeufjen an einen
Hauptmann (». b. Sann) unb fünf Unteroffiziere
Stamenb beb Hatferd bab (Siferne Äreuj 1. Hlaffe.
3lm ©tegedtpor ptelt ber SBürgernuißer ©rparbt
an ben Honig unb ben Hronprtngen Slnfpraden.
9tacp Seenbfgung beb ©tngugd fanb in ber Sleßbcng
SRtlitarbanfett fiatt. 0)er ©oaß beb Hbnigd auf
bte fiegreiche Sltmee unb beren güprer würbe »om
ßronpriitgen in längerer, mit allgemeiner Segeiße*
tung aufgenommener Siebe mit einem ©oaß auf
ben Honig »on Sapern erwibert. 3n ber ©peater*
»orßellung fam eb gu wieberholten flurmifc^en
Doationen für ben Honig unb ben Hronpringen.
S3et ber fjinweifung beb fßtologd auf bie Hoff*
nungen, welche bab Steich auf Honig Subwig unb
Äronprinj gtiebtid SBilpelm fcße, reifte ber Honig !

; ßepenb unb Slngeßdtd beb ^uhllfumb bem Hron*
pringen bie Siechte unb nicht enben woHenber 3ubel
erfüllte bab Hand. Oie SQumination ber Stabt
ifi bie glängcnbße, bie SJlünchcn je gefepen. Hein
Haud ifi unbeleuchtet. Um IOV2 Upr burdfupr
ber^jof mit bem Hronpringen unb beffen ^Begleitung
bie Stabt, hierbei, wie überhaupt, rtef bab ©r-
fepeinen beb Hronpringen bie aflgcmetnße ©peilnapme
beb überaub gasreichen, aub allen ßanbedtpellen
gufammengefiromten ißubltfumb pcröor.

— 17. 3uli- 3n ber Slnfpracpe, bie ber ^Bürger*
meifier (Srharbt an ben Uronpringen am @iegeb-
tpore hielt, brüefte berfclbe feine greube aub, ben
^ronpringen bei bem erhebenbjieu geftr, bab SJtün*
^en je gefeiert, begrüben gu fonnen, erinnerte an
beb Sronpringen Slufenthalt in SOiünchen bet 23e*
ginn beb Äriegeb, hob h«»or, wie glängenb

ber Äronpring im SSertrauen auf bie gerechte Sache
Ocutfcplanbb bewährt h«be, unb erwähnte, baf?
außer ber militärifchen auch bie polttifche (Sinigung
ergielt unb bab ©eutfepe Sleicp neu erftanben fei.
0>te Slnfpracpe fdjloß folgeitbermafjen: „6w. Äonigl.
Roheit haben ft<b bie Siebe ber fübbeutfepen Solbaten
erobert, aber auep unfere £>ergen fdlagen 3huen
warm unb begeifiert entgegen unb eb foH fein ßwie*
fpalt mepr fein gwifepen Storb unb Süb. üJlöge
6w. Äönigl. ^opeit alb ein Sficpen ber Oanfbar*
fett für bie bem gemeinfamen SBaterlanbe geleiteten
Oiienße unb alb SSeweib unferer fefien Hoffnungen
für bie ©efialtung ber ßufunft Oeutfcplanbb aub
ben Hch'&w biefer 3ungfrauen ben Sorbeerfrang
entgegennehmen." Oer ^ronprtng erwiberte mit
©ruß unb Oanf anSRüncpen für ben überreichten
Sorbeerfrang, banfte für ben frcunblicpen ©mpfang
ber tapfern Oruppcn unb brüefte bie Hoffnung aub,
baß bte im gelbe begonnene SBaffenbrüberfcpaft ber
beutßpen «Stämme im grteben würbe weiter aub-
gebaut werben. Oer Kronprinz banfte ben grauen
unb Suugfrauen für bab, wad ße an ben Sol*
baten*3Baifen unb SSerwunbetcn getpan, unb cm-
pfapl fipließlicp bie geworbenen Helben bem epren*
ben Slnbenfen beb S3aterlanbeb.

sparts, 15. Suli. Oab „Sournal offtctel" ent«
pält bie ©rnennung ainretleb be ißatabtne’b gum
pberfommanbanten »on SSorbeaur. — Oab amt*
licpe Slatt erflärt wieberpolt, Opierb pabe bem
Zapfte ni^t bie Slatpfdläge ettpeilt, weide ipm
in jenem »on ben italienifden SBlättern »eröffent*
lidten Sdrelbett imputirt feien; baffelbe fei »oH*
flänbig gefälfdt.

— lieber bie angebliden, gwifden bem italie«
nifden ©efanbten Sligra unb Opierb peute aubge*

taufdten ©rftärungen tpeilt bie „grance" golgen«
beb mit: ©ine Slote gaore’b erfudte ben frangbfr*
fden 33otf«pafter in glorenj, bie Slufmerffamfeit
ber italienifden Stegierung auf ben aggrefftöen ©on
»erfdiebener italienifder 3»urnale gu ridten, unb
evflärte, baß bie frangbfifde Slegierung nidt beab-
ftdtige, 3t«üen SJerlegenpeiten gu bereiten, fonbern
nur wünfde, bie perfönlide Unabpängigfeit beb
S?apfleb geftdert unb bie freie Slubübung feiner
geijlltden SJladt aufredt crpalten gu fepen. Oie
italienifde Slegterung gab in golge beffen betaiUir*

| tere ©rflärungen barüber ab, Wab fte getpan pabe
! unb tpun werbe, um bie neue Situation mit ben
; Sledtcit unb ber SSSürbe beb heiligen Stupleb aub*

! guföpnen, inbem ße pingufügte, baß fte {eben SSor*
fdlag ber frangoftfepen Slegierung in gebüprenbe
©rwägttng giepen werbe.

— 17. Suli. Oie 3“ptung ber erfiett palben
ÜRiHiarbe pat nod nidt beenbigt werben fonneit
in golge ber materiellen Sdwierigfeiten, weide mit
bem ©nbojfement ber SBedfel »erbunben ftnb. Oie
ißreußeit werben bie Oepartementb ©ure, Somme
unb Seine tnferieure räumen, fobalb bie 3upiung
beenbigt ijl. SJlait »erßdert, bie Slegierung werbe
SRaßregeltt gur Süpiuttg ber folgtnbcn SRiUiarbcn
treffen, um bie Släumung ber übrigen Oepartementb
gu befdlcuntgen.

— Oem „3ourttal bed Oebatd" gnfolge pat
ber ginangminifter Souper = Duertier in ber am
Samfiag ßattgepabten Sipung ber SSubgetfommif*
ftoit bie ©tflärung abgegeben, baß et bab urfprüng*
lid aufgeßeHte ftnangielle ^Programm jurüdgiepe
unb nur für Seibcnßoffe bie beantragte löergollung
beibepalte. .gür anbere Spinnftofe proponirte ber
SRtnißer eine Steuer »on 20 p©t. mit drawbacks.
— Oaö „3ournal offtctel" beflätigt, baß bie @j>
ploftoit in Sincenneb auf bie Xtnadtfamfelt einiger
3lrbetter gurücfgufüpren ifi. Oie 3upl het ©obten
beträgt nadp bem amtlfcpen Slatte 3, bie ber 9Ser-
wunbeten 28, barunter 3 fdwer.

fßcrfatHeS, 15. 3ult. Slationaloerfammtung.
Oie SBaplen gaibperbe’b unb ©efielin’b im Slorb*
Oepartement werben für giltig erflärt. 2luf eine
3nterpeHation begüglid bet in Stmerifa gemadten
Slnfäufe öon SBaffen erwibert ber 3ujiigminifier Ou-
faure, baß auf bie parlamentarlfde Unterfudungb*
fommiffton bie gericptlide gefolgt fef unb bie Unter*
fudungett bereite begonnen hätten.

glorenj, 17. 3ulf. „Dpinione" bementirt bie
Sladrid*/ fcuÜ fcie Pforte befdloffen pabe, in ber
politifden Stellung ber SSafaUenfiaaten ©gppten
unb ©untb eine Slenbentng eintreten gu laffen. Oie

Inicnftkprltfi a§trm.

(gortfepuna).

„3<t — wenn!" ^rfef SBerner, „glauben Sie
bemt, baß man ßd an cinc Her^uic^arbeit
uberpaupt gewöpnen fann? Steine flopfen unb
gentnerfepwere Saßen fdleppen iß ein Hinberfpicl
bagegen. fage 3P«en, bad ©angfpielen iß
fepon «n unb jebert einigermaßen ge*

bilbcten JJlnftfet ©ift. SOBenn id ed aber in bte*
fer RBetfe nur ein palped »ierteljapr lang fort*
treibe, bann fonnen Sie für meine Slufnapme in
ein ©oßpaud Sorge tragen."

„Slun, nun!" trößete ber SBirtp; fo fdlimm
Wirb ed ja w>9» mt fdn. SBiß 3Pnen etwad
fagen, werbe ein .piano anfdaffen unb einen ge*
fdieften ißlaöierfpteler engagtrenj paben’d bann
leidter!"

Unb ald wolle er ben Unmntp feined ©aßed
haburd »erfdclIden / cr le4ne ©ebanfen auf
ciuen anbern ©egenßanb lenfte, fc^te er rafd
Piugu:

„^Ipropod! ehe id’$ oft8effe- ift «n Stabt*
poßbrlef für Sie angefommen!"

.©eben Sie per!" rief SSetner, bte ©afft ab*
feßenb, bie er eben gum SJlunbe gefüprt patte.
SBtlfe patte ben Srief gut Hanb unb «t>erreic^tc
ihn fofort. Hafttg lodte SBerner bad ©ousert,

nadbem er einen prüfenbett S3licf auf bie Slbreffe
geworfen unb barin bie Hattbfdrift feined greuu*
bed Sdroethiutann erfannt patte.

©ine günßige Sladridt »ermutpenb, überßog
er rafd bie Seilen, ©r patte fid nidt getäufdt.
Oer ©pebiteur überfanbte ipm ein SSergeidniß ber*
jenigen ©efdäftdleute ber Stabt, weiden er ben
greunb empfohlen patte.

„®ute Sladridten?“ fragte SBilfe, bem bad
Slußeudten ber Slugen in bem Slnttip feined ®a-
ßed niept entgangen war.

„Äann’d nod nidt lagen," lautete bie Slntwort,
„poffe ed aber!"

Oamit ßürgte er bie ©pür pinand, eilte auf
fein 3intmer unb begann auf bad Sorgfältigße
©oilette gu madeit. 3Rtt einem leidten, fpottifden
Sädcln jepaute ber SBirtp ipm nad. SSalb fam
ber junge SJlann bie ©reppe perab, »erließ rafd
bad Hflud unb fdfug ben SBeg in bie Stabt ein.
Slad einer palben Stunbe betrat er bad ©efdäftd*
lofal bed Spebtteurd, beffen Slame obenan auf fei*
ner Siße ßanb.

Oiefer, ein alter Herr mit fdlopwcißem Haar
unb einem giemlld nidtdfagenben ©eßdt, empßng
ben SSlttßefler giemlid iffeidgiltig, Porte feine wopl*
einßubirte Siebe faum gut Hälfte an unb unter*
brad ipn mit ben bürvenSBorten: „3a, ja! Hm
Sdwerbtmanu pat mit ßpon gefaßt! SBoßen fepen.

Wad ßd tpun läßt, gür jept iß in meinem ©omp*
foir Slßed befept. Ueberbem iß jeßt bie fogenannte
Sauergurfengeit. gragen Sie jebod nad einigen
SOlonaten wieber an."

Dpne gerabe in feinen Hoffnungen fepr perab*
geßimmt gu fein, »erließ Seiner bad ©omptoir,
um ben gweiten ber SRerfurdjopne aufgufuden.
Slld er aber »on btefem im Slßgemeinen biefelbe
Slusfunft erpieft unb mit wenigen Slbweidungen
aud ber brittc unb »ierte ber »orgeßplagenen
Haußeute ipm feinen befferen ©roß geben fonnte,
ba fap cr wopl ein, baß er feine Hoffnungen gu
pod gefpannt patte, unb faum »ermodte et ed
über ßd gu gewinnen, and nod benUcbrigcn ei*
ntn ©efuep abgußatten.

Oer Stbenb war bereitd pereingebroden, ald
SGBeruer, opne im ©eringßen feinem 3itlo näpor
gu fein, ber 2Ratrofenfdenfe wieber guleufte. Oad
f Sofal war bet feinem ©intritt fdon pell erleudtet.
1 SJlcpr ald je entmutpigt wollte er fdon fein 3«*
ßvument perunterpolen unb bie „Her^ufodarbeit"
beginnen, benn in bem ©angfaal waren bereitd einige
Oirnen ßdibar, bie ßd gwanglod iprera SBcrgnü*
gen an ben ropett Späffen ber ©latrofen überließen,
ald ber üßirtp ipn baran mit ben ÜBorten »erpin*
berte; „ÄommenSie erß unb genießen Sie ©twad,
’d wirb pente langer ald geßern bauern unb
tput Slotp, baß Sie ßd gu»or orbentlid fräftigetu
 
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