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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 152-177 (1. Juli - 30. Juli 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0701

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SklegraDljiirlje 'üafyvidjten.

m 22.3“U. Der „Stetcb?«njefget" fcßrelbt:

Jcacßbcm ber Kaifet bic Stäumutig bev Departement?
“urf/ @omme unb ©eine inferieure bureß bie beut*
fd^en Sruppen anbefoßlen §at, werben ba? ©eneral*
fommanbo be? 1. Slrmeeforp? unb bic 1. Dioifton
ben Stüdmarfd) in bic |)eimatb antreten. — Die
„Kreujjeitung" bemerft &ej«fltidb be* SJtaßregel,
betr. bte Slufhebuug ber betonteren 2lbtbeilung be?
©uUu?minifterfum? für bte fatßolffchen 2lngelcgen*
beiten, baß blefelbe i^reu ©rutib unjweifelhaft in
ber Jeggen Spannung jwtlchen ber Stegierung unb
bem ©pi?fopat ^abe. — Der ©ultu?mtniftcr oon
SDtüßler {ft nach ©aljburg unb Sprol abgereift.

SRüncßen, 22.3uli. ^rofeffor griebrieß ifi oom
©rjbifcßof feine? ißm oom Könige oerliefyenen Sette*
fteium? entfett worben. 211? ©rutib ber SJtaßregcl
bejeießnet ber ©rjbifcßof bie ©rflärnng be? Scof.
griebrieß, gelftlicßcn Sciftanb letften ju wollen, fo*
wie bie ©penbung ber ©aframente an Srofeffor
Beuger unb bte fircßltcße Seerbigung be? Sefeteren
bureß fßrofeffor griebrieß.

ItBien, 22. 3ult. SSic au? biplomatffcßen
Äreiiett oerlautet, wtrb ©reif Karolpi befltmntt ben
berliner Sotfcßafterpoftcn übernehmen unb ifi gret*
Berr 0 Kübcd an ©teile be? Sacon o. Srofefcß,
Welcher in ben Stußcftanb tritt, al? Sotfcßafter bei
ber Pforte in 2tu?ftcßt genommen.

spari?, 22.3ult. 2lnfang. fftente 56 j Anleihe
88.12; ©taat?bahn 863; 8omb. 3e5; Stal. 57. 70.
Heber bie türfifeße Slnletße oerlautct, baß btefelbe
bureß acht Sontraßenten, barunter ber ©rebft gene-
tcal Dttoman unb Dent* Dalmer u. ©omp. abge*
fcßloftcn fei. SJtan ßabe M au?bebungen, baß ber
al? ©arantie bienenbe agßptifeße Drißut btreft oon
Slegopten an bie englifcße San! aüjäßrllcß abge*
liefert werben muffe. 35a? 2ln(ehen wirb 6pro-
centla ber @ntiffton?cour? bejtffert ftd) unter 74.

»crfailleS, 22.3ult. 3n ber heutigen ©thung
ber Subget»®ommiffton befämpfte ^ffter? ben neuer*
lidten ©ommtffton?befcßluß bejügltcß be? BoUfpftem?
unb befürwortete bie ©infüßrung eine? ßolle? auf
bie Stoßftoffe oon 20 p©t. ©ine Di?fuffton über
biefett Antrag fanb nicht ftntt. Silan glaubt, bte
©ommiffion werbe bei ber 2lblehnung ber ©teuer*
Oorlage beharren unb halt bie 2ltinaßme ©eiten?
ber Stationaloerfammlung noch immer für fchr
unwaßrfcßeinlicß, faß? bte Stegierung bic Vorlage
aufreeßt hält.

gjlabrib, 22. 3ult. Der König hat ba? S*o-
gramm ©errano’? angenommen, ber heute alle SJtt*

nifter, bie feit ber Steoolution im 2lmte waren,
berufen hat. SItan oerfteßert, baß Dopcte, ©agafta, ;
UHoa uttb Slßala in ba? neue SUinifiertum ein* !
treten werben.

B. C. Die Deutfdjeitljeße itt ftvattfveiifi. j

3ii Deutfcßlanb wie in gtanfreid) befchäftigt !
ftch in biefen SBocßctt bie Dage?prefte lebhaft mit j
Stüdbliden auf ba? oergangene Krieg?jaßr. 2Bäß= j
renb babei ber maßoolleu Sprache auf bcutfdjev ‘
©eite felbft oon jablrctcßcn Stimmen be? 2tu?lan*

| be? au?brücfltd) 2lnerfennung gesollt wirb, läßt ftd)

' ein gletdfe? SItaßßaltcn ben ftanjöftfcßcn Srtßorga*
nen nicht nachrühmen. 2tucß bie wenigen oernünf*
tigen Satter, wcldtc fetnerjeit ben Krieg al? einen
oon franjöftfdet ©eite leichtfertig prooocirten oer*
bammten, fieben noch immer an ber SorjMung,
al? hätte Seutfdjlanb mit ber Sefiegung granfrefd)?
eine abfcheulichc ©ünbe begangen. 2Ba? SBunber
ba, wenn bie große SJlaffe au? ben ©rinnerungen
an ba? oergangene 3ah* nid)t? weniger, al? eine
heilfame ©elbfterfcnntniß, fonbern nur erneute 3lu= j
feuerung jur Sladtc fd)öpft!

Slan erinnert fich jener „liguo antiprussienne“, j
welche unmittelbar nach 2lbfchlufj be? Si'ältminar* |
frieben? in oerfchiebenen franjöftfchen ©täbten auf*
trat, mit bem ßwede, eine förmlfdje Serfchwörung
gegen ben Slufenthalt beutfeher Srioatperfenen in
granfreid) ju organiftren. SHan hätte glauben fol-
len, baß bfefe tollen Stadinationen in^wifchcn burch
bie Seiten be? Surgerfrfege? unb burdf) bie längere!
Beit in Scrgeffenheit gerathen feien. 2lber weit
gefehlt! ®ic „Hgue antiprussienne“ wtrb über*
all mit neuem ©ifer wieber in 2lngriff genommen.
3n ber jweitgrößten ©tobt be? 8anbe?, in 8pon,
hat fte foeben ein eigene?, allwöchentlich erßheinen*
be? Organ, betitelt „C’Slnti = 5JSruffim," ^rg^nbet.
Sor un? liegt Sir. 2 biefe? Slatte?, andgegeben
am 13. 3uli. ©in Seitartifel, mit „Ultor“ (9ta-
^er) unterjei^net, erflart ben in granfreief) ftch
aufhaltenben 3)eutf^en: „Bwifcben euch nnb un?
gibt e? in Brunft nur einen Slbgrunb, welchen
nicht? wirb au?füllen fönnen, folange bte ©tunbe
ber Stäche nicht gefommen fein wirb." greilich,
man wfU ben Deutfchen nicht gefehwibrige ©ewalt
anthun, „aber," fährt £>err „Ultor" fort, „wir
werben euch mit fo graufamen unb fo unaufhörlichen
Stefbereien heimfuchen, wir werben eu^ mit einem
SBorte ba? geben fo fauer machen, baß ihr au?
eigenem ©ntfd)luffe abreifen unb, wir oerßhe1« e?

| euch, nicht bie tninbefie 8u[t ^uritcfäufehren oerfpü*

’ ren werbet." „Sliemanb wirb un? oerhinbern,

gatij taut ju fagen: ba? fiub fßreußen! Stfemanb
wirb un? oerhinbern ju feßreiben: in ber unb ber
©traße, in bem unb bem |)aufe, in bem unb bem
©toefmerf ifi ein Sreuße."

Sie? 2)enunciatton?gefchäft wirb benn in bem
Slatte auch planmäßig burchgefüßrf, tßeil? bureß
bloße Slufjählung ber Slamen u.SBohnungen, theil?
bur^ au?führlid)e, im $£one be? gemeinden Klat-
fdhe? gehaltene Darftetluugen ber fßerfonalfen ber
Sctreffenben. 3)eu babifchen @taat?angehörigen
fdjeint babei eine befonberc Scrücffidjttgung gefdjenft
ju werben; fte figuriren al? „Ooppelpreußen."
2UIe erbenflichen SJtittel werben angewanbt, bent
beutfehen @efd)äft?manne bie Kunbfd)aft unb felbft
ben guten Slameit abjufd)neiben. ßnr ©harafteri*
ftif be? wahrhaft unftäthigen £>affe?, oon welchem
bie ganje Sprache be? Slatte? erfüllt ifi, nur ein
Seifpicl. „©in ©orrefponbent au? 2)ifon weiß ju
erzählen, baß Oon ben bortigen pommerfchen Df*
fupation?truppen fürglicd) einer infolge unmäßigen
©ffen? geftorben fei; bei ber Dbbuction h«be ftch
in feinem Silagen bie Ouantität oon 1500 ©ramm
rohen ©peef? oorgefunben. 2tm @d)luffe feine?
Sricfe? oerft^ert bann ber ©orrefponbent, baß er
für eine jweefmäßige Serbreitung be? „2lnti*Snif-
ften" beforgt fein werbe unb fügt hinju: „SSenn
fte boch alle Sllagenbcfchwerben baoon befämen unb
enbfgfen wie ber ftkeuße fccn 1500 ©ramm
roßen ©peef?." 3^ erbiete mich üur Sobtenfchau."

Heber bie SÄaßen ergößlich ifi e? bann aber,
wenn mitten äwifdjen btefen efelhaften |)ehcreien
eingeftanben wtrb, baß mit ber Soofung: „^inau?
mit ben|>unben!" einftweilett noch nid)t ganj ©rnft
gemacht werben bürfe, ba bie D<utbel?ljäufer ber
beutfehen Sprache mächtige Safonen hai,en mfiften.
Slbcr ba muß Slbhilfe gef^afft werben, unb fo ließt
fteß ber Sunb ber Oeutfdfenöertilger in ber fomi*
fcheri Sage, bie ©rlernung ber beutfehen Sprache
jebem guten granjofen al? erfte Sftießt einjufdiär*
fen. Ueberhaupt, „lernen wir!" fo ruft ber „2lnti*
Srufften" feinen 8anb?Ieuten jn. „2Bir ftnb in*
tedigenter al? bie 3?eutfchen, ba? tfi natürlich unb
felbftoerftänblith (!!), aber wir ftnb weniger fleißig
unb in golge beffen weniger unterrichtet. 3n
granfretd) bietet bie Statut fälle? in Ueberftuß; in
Seutfcßlanb ßat bie Slotß eine ber oertßierteften
©pecie? be? 9Jtenfd)engefcble<ht? jur Arbeit ge*
jwungen. Ser fßteuße, gejwungen, junger? ju
fterben ober ju ftubiren, ßat ba? Ießtere Sßeil er*
waßlt." 3e&l aber brängt ftch auch bem granjofen
bie Slotßwcnbigfcit, ju lernen, auf; boch nicht etwa,
um mit ben Seutf^en ju wetteifern in ben Kultur*

Jüdcnfclmftlidte §erxen.

(gortfeßung).

Sie feßauten fragenb auf, al? ber Sanfier
mit bem gtemben eintrat. SBcrner hatte faum
»inen Slid über bie frißhen roftgen ©efteßter
flteiten laffen, al? ©roffer fte au^ fdfon mit ber
Kanter eine? gemanbten Söeltmanne? unb ben SEBor*
ten oorftente: „Ottilie unb Stbele, meine Söcßter
&e*r SBevner, unfer neuer Sucßhalter!" wo*
rauf bie beiben anmutßigen jungen SJtäbdjen fteß
«hoben unb fteß mit leichtem, natürlichem SCnftanbe
oerneigten.

Bum erftenSJtal fühlte ber junge SItann fi«h wieber
in ben Kretfen htimtfeh, bie ißm eine Steiße oon
fDtonaten ßinbureß oerfchloffen grwefen waren, unb
wenn er ftd) auch Slnfang? einer leichten Sefangen*
ßett nicht erwehren fonnte, fo feßwanb biefe bod)
halb, al? er faß, mit weiter offenen greunbltcß*
feit ißm biefe bret Strfonen entgegen famen. 211?
er in einigen paffenben SÖorten feine grenbe ba*
rüber au?brücfte, in einem fo ßonetten fjaufe Stuf*
naßme gefunben ju ßahen, fagte ber alte $ert:

„Stun, icß hoffe, bie Arbeiten in meinem ©emptoir
werben @ic niißt berartig in 2tnfpru<h nehmen,
baß ©U nicht hin unb wieber ein ©tünbeßen für
un? jum gemüthllcßen fßlaubern übrig ßaben fotl-
ten."

©innenb fdritt er, al? er bie ©tvaße erreicht
ßatte, feiner SBoßnung entgegen, ©r war ft^ in
feiner SBeifc flav über bie Urfacßeu, warum man
tßn, ben bureß eigene ©cßulb jurüefgefommenen
Kaufmann, mit fo oiel 2lu?jei^nung heßanbelt
ßatte. Sltocßte ißn grennb ©eßwerbtmann aueß
noch fo warm unb fraftig empfohlen haben, eine
folcße familiäre greuitblidhfeit war babttrd) nicht
erflart. 2lber wclcßcr ©runb mochte ben Sanfier
leiten? Darüber jerbraeß er ft^ oergehlicß beu
Kopf. „Saffen wir ba? oorlduftg noch ein ©eßeim*
niß fein, übrigen? fönnen @ie e? ftiß ja leicht
benfen!" ßatte ©rofter gefagf. 3Bar ©eßwerbt*
mann? ©mpfeßlung in berDßat bie Seranlaffung,
benn ba? war ba? ©injige, wa? ber Sucßßalter
fuß benfen fonnte, — warum wollte ber Srinjipal
bie? fo ftreng geßeim ßalten?

©r nahm ftd) oor, bem ©pefciteur, fohalb feine
Bett e? erlaubte, einen Scfucß ah^nftatten unb ißm
gerabejn für bie warme ©mpfeßlnng ju banfen.
2lu? bet 2trt unb SBeife, wie ©eßwerbtmann fteß
babei benahm, mußte er erfahren, ob feine Ser*
mutßung jutraf ober nicht. 3m Uebrigen befcßloß
er abjuwarten unb nach allen Sticßtungen ßin fdtjarf
ju beobachten.

3n erregter @emüth?ftimmung traf er halb
barnaeß in ber SWatrofenfcßenfe ein.

„3?un! ’? ift fo, wie icß baeßte, ni^t?" trat

ißm ber SBirtß entgegen, „wir oerlferen ©ie!
bem SJlelobienträumer feßon erjaßlt unb ber arme
Surfcß ift nun fo untröftlicß, baß er au? purer
Serjweiftung ßeute feßon fecß? ©läfer über fein De*
putat getrunfen ßat. ©laube, ©tc werben ihn
ßeute jum erften 3I?al betrunfen ftnben unb au?
bem Dbectj.idenball wirb ßeute Stbenb fteßer nicht?!"

„habet fteßt e? nießt in meiner Sftacßt, bie
©adle ju äntern," fagte SBerner, „wir müffen 2We
ßcutjutage oorwärt? ftreben, unb e? bietet fteß mir
jeßt eine günftige ©elegenßeit bar, in eine folibe
meinen Steigungen entfpreeßenbe 8eben?ftellang ein*
julenfen, bie mit auch f«r 3u?«nft eine ft*
eßere ©arantie bietet. 3ft Sticßarb oben?"

Der SBirtß niefte. „©eßen Sie nur hinauf.
SBie icß 3ßnen fage, ©ie werbet? ißn ftiermäßig
betrunfen ftnben. gut jebe? oernünftige SGBort,
ba? er ßeute fprießt, jaßle icß 3ßnen einen Du*
faten!"

„Sie maeßen mich wirf ließ neugierig," erwies
berte ber 2lnbere lacßelnb. „„©innlo?*" betrunfen
habe icß ben guten SJtann noch nießt gefeßen. Der
©eift be? ©rog ßat im ©egentßeil ftet? nur feine
ftupiben Serftanbe?fräfte gewedt, ißn rebfelig ge*
maeßt unb ju einer güHe ber ßerrlicßften ©ompo*
fttionen angeregt. Stun, wir Werben ja feßen."

©itig feßritt SBerner bie Dreppe hinauf unb
trat, oßne anjuflopfen, in ba? fleine jellenattige
 
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