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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 231-256 (1. Oktober - 30. Oktober 1871)
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§eMBeraer Smmtat

M 256.

JU«mumtnt»prcCi 45 Ären}« in $tifcrtbera
6ur$ bie ’poft -57 Äteujtc #tatriiä$rig.

£)ienffag, 31. Dftofcer.

J&njeigcn 3 fr« bie ^etitjeile, f'tt 8fo8tünft$*
er Teilung 4 fr.

1871.

gftr bie SRonate 9lab tmber unb Des
jember werben VefMungen auf baS #cibelftcrgcr
Journal für auswärts bei ben betreffenben ^3ofi-
atiffalten, unb hier bei ber Srpcbition unb ben
Prägern entgegengenommen.

ffkeib für hier mit Drägetloßn 38 fr.

„ fcurc^ bie i)3ofi 38 fr.

Die Sjpciution.

Xtltgpaptyfät 9lad}vi$ten.

©erlin, 28. Dft. Die SBubgetfommfffion beb
IReichStagS naßm baS Otei^öfriegäfc^a^gefe^ mit
Aubfcßluß beb Paragraphen 2, welcher oou Sr*
gängung beb ÖteichSfrfegSfdiahcS bei eingetretener
Verminberung banbeit, an.

©fjcittttiij, 28. Dft. Dem „Dageblatt" gufolge
haben beute früh bie Arbeiter in 20 größeren
gabrifen bie Arbeit eingejMt, u. 31. in ber fäcß*
flfcßen SRafcßinenfabrif, bei 3oß. 3immermann,
g- ©Wellenberg, Dßeob. Sötebe, South ©cßönberr,
SRuntcß unb Souip. Die ungefähre 3aßl ber@tri-
fenben betragt 6500. Die Arbeiter »erhalten fidj
ruhig unb ftnb feine Srceffe gu befürchten. ©efor*
bert wirb geßnfiünbige Arbeitbgeit unb Vergütung
ber Ueberftunben mit 25 pSt.

ftöln, 28. Dft. Unter ben Aufpicien beb
©Waafhaufen’fWcn Vanfoereinb, ber girmen Deich*
mann u. So., Äarl ,3ocff unb ©ohne, 3. 8. Sc-
hacher u. So. in Soln, beb ©ergwerfbbcftßerS
griebr. ©riflo unb 8. ». Vorn in Sffen confütutrte
ftch hier eine Vanf unter ber gtrma „Actien*®e-
feflfcßaft für rßeinffche unb weftpßältfcße 3nbufhte"
mit einem »otläuftgen Sapital »on 2 5DMII. Dßltn.
3wecf ber Vanf ift »orgugbweife bie görberung
»nb Hebung ber rheinifcß-weffphälifdjcn Snbufirie.

SRoftoif, 28. Dft. Sin aub ber SDfitte beb
fRatßb gefteltter Antrag auf ^Befürwortung ber
SBiebereinfüßrung ber confütutionellen Vcrfaffung
bon 1849 würbe »on bemfelbett abgelehnt. Den
Anträgen einiger ©täbte aufSfieform bet beffehen*
ben flänbifdjen Vcrfaffung will man ftd) ehenfallö
nid)t anfcßließen, fonbern bie weitere Sntwicflung
ber Dinge abwarten.

SQien, 28. Dft. ©raf Anbrafft) ifi ßiet dn*
getroffen. ®ut unterrichteten SRtttljctluiigen gu-
folge ifi bie Anfunft auf befonbere Berufung beb
Jbaiferb erfolgt unb bürfte mit ber gragc betreffs
ber Srnennung beb SRa^foffgcrö beb ©rafen fpo*
henwart gufantmenßängen. Alle biebbegüglichen bis-
herigen ©erüchte ftnb unbegrünbet.

fPeft, 28. Dft. 3m Unterhaus üiterpeHlrt £elfp
(änßerffe 8infe) ben Vüniflerpräftbentcn ©rafen
Slnbrafft), ob es maßt fei, baß er feinen Sinfluß
bagu gcltenb mache, um bie Vereidigung ber gor*
berungen beb bößmtfcßcn SaubtageS gu »erhinbern
unb womit er btefcb mit ben 3!'tereffen unb ®e-
feßen Uugarnb unoereinbarliche Vorgeljen motioire.

gjarib, 28. Dft. Dab „3ournal offtgiel" »er*
off entlieht ein Decrct »om 26., burch melcheb bie
»on ber 9iatioual»erfammlung für bie mäbrenb beb
.Krieges occupirt gewefenen Departementb bewillig*
ten 99 SRillionen unter bie legieren »ertheflt wer*
ben. Sine SRtllton wirb für un»orl)ergcfebcne gälte
guntcfbcßalten, befonbevb für bie nach granfretd)
aubgewanbertcu Slfaß-8otßringer.

— Abcnbs. Stab ber SJiebe, welche Dßfetb bei
beut geftrigen Smpfange ber ©eneralrüthe beb
Departementb ©eine et Difc gehalten hat, ifi gol*
genoeb t)er»orgurufen: „3W bin'', fagte Dhterb,
nicht ber Urheber ber fRepublif, aber fie ifi ntei*
ner -fjuth anoectraut. ©te wirb unter meinen
^)änbcn nicht gu ©runbe gehen, aber bab 3Riß*
traucn, welches fte UReßreren einflößt, forbert Sei-
tens ber fficpubltfancr eine entfehiebene Serfechtung
ber Drbnung. Die IRepubltf muh weifer alb bie
üRonarchfe fein, fte inup beweifen, bafj fte in ber
Sichtung gegen bie ©efe^c leben fattn. Die Sfte*
gierung war energifch gegen bie SlufftänbifWen »on
ißarib, fte will fegt gemäfjigt fein, aber fte wirb
Siiemanfcen bie Drbnung ftören laffen, benn ber
öffentliche grieben ifi auch für bie ^Befreiung un-
fereb ©ebicteb unerläßlich. SBir haben btefe noch
nicht erlaufen föntten. ÜRan muß fie burd) Drb*
nung, Slttfireugungen unb Dpfcr bcfchleunigen."

SerfaiHeb, 29. Oft. S^ierS empfing gefiern
bie ©eneralrätl)e beb Departementb ©eine et Dtfe
unb erflärte bei btefer ©elegettßeit nochmals, bie
Oicpubltf lopal aufrecht erhalten ju wollen. 3Ul
gleich forbert er btc ÜRänner ber Drbnung auf,
bie iftcpitblil 5U acceptirctt, tnbem er hinsufügte,
bie SRepublffaner fonnten auch burW 2>iäßigung jei*
gen, baß bie ßiepttblif bie einjige lebensfähige fRe*
gierttngbform fei.

ßottbon, 28. Dft. Die Ueberftebeluttg Dbo
fftuffel’b ift burd) Srfrattfung feiner ©cmahlin
bitiauSgefchoben worben. Der fhwebifche ©efanbte
am hieftgen §ofc, Sarott ». .fwchfcbilb, würbe nad)
©tocfholm berufen.

SRom, 27. Dft. Der ißapfl bebauert in einer
SlUocution ben gegenwärtigen ©tanb ber Dinge,
weffi ncuerbingb bie ©arantien jurftef, beflagt ben
SUtfatbollfenfottgreß unb erflärt, aUe erledigten

S3ifchofbßhe in 3talien wieber beferen ju wollen.
Dietauf ernannte ber Ißapfi 55 SifWofe, barunter
11 auSlänbifd)e.

— Die päpflliche Slüocution wenbet fleh auch
gegen bie 93ertt?orfenfjeit uttb gottlofe Kühnheit,
Derer, bie itt gottebläfierlichen Serfamntluitgen
unb ©epriften bab »olle fRtchteramt uttb bab un-
fehlbare Sehramt beb ißapfteS leugnen unb bie
Slutorität beb SonjilS angreifen, alb wären feine
Decrete neu unb flaatSgcfäbrlich- Der fiJapfl be-
flagt, baß an gewiffen Drtett felbfl bie ©taatblcU
ter bie neuen ©cctlrer öffentlich fchühen unb burch
ihre ©unfl fräftigen.

SRabrib, 27. Dft. Der „Sorrefpoitbencia" ju-
folge hat bie Subgetfommiffion befd)loffnt, bfe auf
mehreren ©egenfiänbett ruhenbe ©teuer »on lOpSt.
Wegfällen $u laffen unb nur bie Sifenbahn* unb
bie ©taatbobligatfonen ju beffeuern, ferner ben
^Reinertrag »on SSanfactien mit einer 8pSt. ©teuer
ju belegen.

Siffabon, 27. Dft. Der ©ouoerneur »on 3n-
bien melbct, baß bafelbfi ein neuer 3lufffanbb»er-
fttd) gemacht worben ifi. Druppen ftnb nach Soelho
abgegangen. — Sllmeiba ifi jum ©efanbtcn ^Sor-
tugalb bet bem SBtetter ^)ofe ernannt. 3um 35er-
treter bei bem beutfeffen Reiche ifi, wie eb hdßt,
Diaj gerreira ernannt.

iletutjorf, 27. Dft. hierher gelangten Siach*
richten aub ÜRerico jufolge hat bort unter ben
Druppen eine Smpörung fiattgefunben. Stwa ,400
©olbaten nahmen bie Sffabelle burd) einen £)attb*
fireich unb befreiten 800 ©cfangent. Der übrige
Dhdl ber ©arnifon fchloß ftd) feboch ben Sluf-
rührertt nirfjt an, ging »ielmef)r gegen bicfelben
»or unb eroberte bie SitabcKe mit ©türm jurücf.
250 3nfUTflenten würben erfchoffen.

Siebe be§ 9leii^§fanjler§ giicfle» Siämartf

über btc ßonoentton mit granfreich in ber ©ißung
beb IRetchbtagb »om. 25. Dft. 3<ff erlaube mir,
ber SJorlage neben ber Denffd)rift, welche fte be-
gleitet, einige ißre Sntffehung erläutcrnbe 3Borte
beijufftgen. äßie befannt, würbe in bem gricben
»on granffurt=3Serfailleb fhon in 2hiSftd)t genom-
men, baß unter Umfiänbett ben territorialen 3Öürg-
fWaften, welche granfreich in ©ejialt ber »ott uttb
offuptrten 8anbebthcile für bie Ausführung beb
griebenb gegeben hatte, ftnanjidle Sürgfchaften fub*
fiitutrt werben fönttten. Unter gewtffcn Umflänben
lag eine folcbe ©ubfiitutfon in ben 3utereffcn bei-
ber Dheile. Die Dffupation eineb erheblichen Dijei»
leb franjöftfchcn ©ebietb ifi fa für granfreich ent-

Jie §amlc lies jUuk

(gortfefeung.)

„fRun fa! nun Ja!" murmelte ber ©chaufpfeler
»or ftd) Ijtu, fWlug bie Augen nieber, alb fei er
über einer fnabenhaften Dhorheit ertappt worben,
unb niefte füll mit bem Äopfe. „Sie ßnb theore-
tifdj fm fRechtj bie Dhcorie ifi auf 3hrer ©eite!
©ie nehmen fleh meiner Siochtcr großmüthig an,
meine Dod)ter erwartet ©ie, unb td), alb SBater
ohne Äfnb, h«be tlichtb bagegen ju jagen. — D,
Was unfere3ugenb logifW iff!" fc^te er mit einem
fonberbar bezweifelten Sächeln hinju. „Unb Jefjt
— Je$t finb ©ie »oUenbb entfdffoffen, ju mefner
SEocßter ju gehen?"

„@ie fragen mich bab fchon jum brüten 3Ral,
mein |)err, uttb ich glaube, eb wirb abfurb, wenn
i<h nohmalb barauf antworte."

„©erßarb ftng bab SOBort ‘„abfurb" gleichfam
mit bin Sippen auf, wollte noch etwas erwiebern,
f^lug fleh aber nur mit ber £>anb »or b‘e ©tim
Uttb breßte ftch um. Sr ging langfam gur Dßür.
®S gefchieht mir recht; eb ifi 8ogif brtn!" mur-
melte er, inbem er hier nod) einmal fießen blieb.
•-Run, fo leben ©ie benn woßl, mein |)err! 3^
räutne 3h«en bab gelb!" — Sr warf einen Slicf
iUtüd, ber ben Anbern nur fireifte unb mit einer
uttten, förmlichen Verbeugung naßm er feinen Ab-

feßieb. ©ein ®efid)t war itigwifcßen bleich unb ge= ,
wfffermaßen leblob geworben. Dann öffnete er
bie Dßür unb entfernte ftd) mit geräufcßlofen
Schritten.

gelbed blieb in einer Art »on Verwirrung gu-
rücf, bie ißm, ba er nun wieber allein war, bab
Vlut in bie SBangett trieb. Sb war ißm peinlich
fo füll bagufleßen unb gu horchen; er trat auf ben
Depptch »or feinem Vett unb ging ßin unb ßer. |
„2Bab wtU icß benn? üßab ift benn Unrecßtb ge* !
ließen?" murmelteer. „VBann ßätt iff) j[c _ ein j
reineres ©ewiffen?" — ©ein Vlicf fiel gegenüber
in ben Spiegel, er faß feine aufgeregte fRötße unb
feine unruhigen Augen. Sb fiel ißm auf einmal
— troh ber ßereinbrechenbcn Dämmerung — auf,
wie blüßenb unb fdjön er War. Dab rofibraune
£aar locfte ftch an ben ©cßläfcn, fiel bann, ba
man eb lange nießt gefcßnltten hatte, in langen
Schwingungen, gleichfam in lauter ©chönfjeitsli*
niett aufgelöfi, an ben männlich gebräunten, »ollen
SBangen herunter. Durch bie Sippen fchimnterte
bab ßetle 33lut; nirgenbb war noch dne gälte ober
ein gältcßen gu feßen, bie reinffe 3üflfnb lag wie
ein farbiger Duft auf ber frtfdjen |)aut. Sr faß
fid) an, unb inbem er unbewußt — mit bem 8ä*
(heln feineb Vaterb — lädjeln mußte, baeßte er an
3oßantta, unb wie fte nun bajlfcen unb in ißrer
Sinfamfeit auf ißn warten werbe, ©eine blüßenbe

grifche, ißr blaffeb, trauriges ©efteßt ffoffeu ißm
fonberbar burd) einanber. ©ein gangeb leiben*
fdjaftlfcßeS SRitleib ?am wieber über ißn. „geh
bin eb ißr fcßulbig —!" fagte er »or ftd) ßin. Der
leßte Abetibfcßetn leuchtete rötßlih gelb gum gen*
fter herein; bie Dämmerung wud)S, et hörte bab
A»emaria=8äuten »erhallen. fD?ft einer rafeßen Ve*
wegung Rüttelte er ben lebten fReft »on Vefangen*
ßeit ab, griff naeß feinem 3agerßut, ber auf bem
Vctte lag, unb machte ftd) auf, gu ©erßatbb Doch-
ter gu gehen.

Sr ging bie £auptjiraße entlang, oßne bem
feltfamcn SRenfcßen, wie er im ©tillen gefürchtet
hatte, irgenbwo gu begegnen; fanb ißn auch webet
auf bem URarftplafc, nod) »or ber ^aubtßür, gu
ber ein am Vrunnen fleßenbeb 3Räbcßen ißn wieb,
unb trat in bab fletne ^äubeßen mit erwartungb*
»ollem £ergflopfen ein. Anf bem engen ©ang
war eb leer; aber »on oben, über bfe Dreppe ßerun*
ter, ßörte er eine laute, lebhaft tönenbe Stimme.
Sr erfannte halb, baß eb 3oßannab ©timme war.
Sb tßat ißm leib, fte nießt allein gu ftnben. Doch
inbem er bie fcßmale Dreppc ßinaufßfeg unb laufcßte,
bemerfte er, wie bie ftßöne Stimme mit einer ge*
wiffen geierii^feit ftd) ßob unb fentte, fcßwoH unb
wieber in einem glüffern »erging, unb er lädjelte
über feinen 3edb“®- Sie beclamirte offenbar eine
bramatifeße ©eene. 3ße Vortrag weeßfeitr, alb
 
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