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Heidelbergische Jahrbücher der Literatur — 1.1808 (Abtheilung 5: Philologie, Historie, schöne Literatur und Kunst)

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Creuzer, Friedrich: Philologie und Mythologie in ihrem Stufengang und gegenseitigen Verhalten
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https://doi.org/10.11588/diglit.30036#0030
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22 Philologie und Mythologie

Orients gebahnt worden, als der durch die Vorderafiatifchen
Sprachen if, und daß wir diefer Forfchung wenigfkens einige alte
Urkunden alt; Jndifcher und Perfiſcher Lehre verdanken, der
wird ſich, bey eingreifender Betrachtung der Griechiſchen
Symbolik, ohne Schwaͤrmer zu ſeyn, nicht ſelten durch uͤber—
raſchendes Zuſammentreffen der individuellſten und frucht—
barſten Reſultate erfreuet fuͤhlen.

ἷ Individuaglitaͤt aber und Begruͤndung iſt jetzt mehr
als jemals unerlaßliche Forderung an den Mythologen, da
ſich eben jetzt das Beſtreben aͤußert, jene Entdeckungen im
Orient mit allgemeinen Ideen neuerer Philoſophie zuſammen—
zuſtellen, und jene aus dieſen abzuleiten. Es iſt ſehr recht,
und vor Allem wichtig, die Grundfaͤden nachzuweiſen,
die durch alle Sage. ziehen, und die allgemeinen Sefebe
alles Mythos auf dem Boden der Philoſophie aufzuſuchen.
Aber da die Voͤlker des Alterthums, wie uͤberhaupt, ſo auch
in Religion und Mythos, ihre ſcharf gezeichnete und ſtreng
geſchloſſene Nationalitaͤt behaupten, ſo iſt es die erſte Forderung an
jede Forſchung und Darſtellung, dieſem Nationalgepraͤge ſcharf
nachzuforſchen, und es moͤglichſt rein und kennbar darzuſtellen.
Eine Mythologie des Alterthums ſoll uns unter die Truͤmmer
fuͤhren, wo der Geiſt jedes Volkes in eigenen Bildern redet.
Wie aus umrankendem, immergruͤnem Epheu, ſo muß aus
der lebendigen, ſeelenvollen Darſtellung das alte Bildwerk
neuverjuͤngt hervorblicken. Jedes Volk hat ſeinen eigenen
Habitus, ſeine ihm eigene Phyſiognomie und Art. Praͤgt
ſich nun, wie nicht zu laͤugnen iſt, dieſe Farbe und dieſer
individuelle Habitus in ſeiner heiligen Sage aus, ſo ſoll auch
die Sagenlehre, als der Spiegel von jener, ihren ſcharf
gehaltenen Character, ihre kennbaren, beſtimmten Geſichtszuͤge
zeigen. Eine Mythologie der Vorwelt ſoll, ſo zu ſagen, den
friſchen Waldgeruch haben, wie der Hain, wo das graue Alter—
thum opferte, und den Ton des Gebets wiedergeben, das in einfa—
chen Rhythmen in dieſen Gebraͤuchen gehoͤrt ward. Was iſt aber
dazu noͤthig? Philologie in ihrer Gediegenheit und Vol
 
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