480 SGithes Werke,
ich machen. Mit der Entfiehung. und Sefchichte des Ro—
mans aber, der Κῷ durch beyde Epochen der romantiſchen
und der modernen Doefie Hiedurch fortgehend entwickelte, Hat
es folgendes Bewandnif. Der Noman entftand urfprünglich
bloß aus der Aufloͤſung der Poeſie, da die Abfaſſer ſowohl,
als die Leſer der Ritterbuͤcher, der metriſchen Feſſeln muͤde,
die Proſa bequemer fanden. Der Inhalt blieb lange noch
abenthHeuerlich, doch näherte auch ev fich immer mehr dem
Profaijchen; da das Lefen zur Unterhaltung befonders nur in
den Höheren und müffigen Ständen ffatt fand, [0 ward der
mend., Ev diente befondevs im achtzehnten Jahrhundert der
geſellſchaftlichen Mode, und ward endlich durdy die Verhalt
niſſe des Buchhandels zur literariſchen Manufactur, in
welcher letzten Ruͤckſicht man beſonders in England wohl den
Die zahlloſe, ſelbſt die gepruͤfteſte Geduld des Literators uͤber—
ſteigende Menge, aller dieſer ſeit fuͤnf oder ſechs Jahrhunder—
ten erzeugten Producte hat wenig oder nichts mit der Poeſie
zu thun. Aber ſo unbegraͤnzt und allumfaſſend iſt das Weſen
der Poeſie, daß der Dichter gleichſam zum Beweiſe, daß die—
ſelbe an keinen Gegenſtand und an keine aͤußere Form und
Bedingung gebunden ſey, oft ſeine hoͤchſte Hervorbringun—
gen dieſer, dem Anſchein nach, formloſen Form einverleibte,
und in ihr niederlegte; und wenn es einzelne Faͤlle gibt, wo
man denken moͤchte, der Dichter haͤtte ſeinem Werke eben ſo
gut oder noch beſſer auch den aͤußern Schmuck der Poeſie
leihen moͤgen, ſo gibt cs andre, wo die Wahl der Poeſie
durch das individuelle Weſen, und die innere Idee des Werks,
ganz nothwendig bedingt iſt; und eben weil beyde, der Ro—
man, ſo wie das Lehrgedicht eigentlich außerhalb der na—
tuͤrlichen Graͤnzen δὲν Poeſie liegen, ſo find es feine Gattun⸗
gen, fondern jeder Roman, jedes Lehvgedicht, das wahrhaft
poetiſch, iſt ein eignes Individuum fuͤr ſich, ſo wie aus einem
aͤhnlichen Grunde die ihnen eben darum etwas verwandte
ich machen. Mit der Entfiehung. und Sefchichte des Ro—
mans aber, der Κῷ durch beyde Epochen der romantiſchen
und der modernen Doefie Hiedurch fortgehend entwickelte, Hat
es folgendes Bewandnif. Der Noman entftand urfprünglich
bloß aus der Aufloͤſung der Poeſie, da die Abfaſſer ſowohl,
als die Leſer der Ritterbuͤcher, der metriſchen Feſſeln muͤde,
die Proſa bequemer fanden. Der Inhalt blieb lange noch
abenthHeuerlich, doch näherte auch ev fich immer mehr dem
Profaijchen; da das Lefen zur Unterhaltung befonders nur in
den Höheren und müffigen Ständen ffatt fand, [0 ward der
mend., Ev diente befondevs im achtzehnten Jahrhundert der
geſellſchaftlichen Mode, und ward endlich durdy die Verhalt
niſſe des Buchhandels zur literariſchen Manufactur, in
welcher letzten Ruͤckſicht man beſonders in England wohl den
Die zahlloſe, ſelbſt die gepruͤfteſte Geduld des Literators uͤber—
ſteigende Menge, aller dieſer ſeit fuͤnf oder ſechs Jahrhunder—
ten erzeugten Producte hat wenig oder nichts mit der Poeſie
zu thun. Aber ſo unbegraͤnzt und allumfaſſend iſt das Weſen
der Poeſie, daß der Dichter gleichſam zum Beweiſe, daß die—
ſelbe an keinen Gegenſtand und an keine aͤußere Form und
Bedingung gebunden ſey, oft ſeine hoͤchſte Hervorbringun—
gen dieſer, dem Anſchein nach, formloſen Form einverleibte,
und in ihr niederlegte; und wenn es einzelne Faͤlle gibt, wo
man denken moͤchte, der Dichter haͤtte ſeinem Werke eben ſo
gut oder noch beſſer auch den aͤußern Schmuck der Poeſie
leihen moͤgen, ſo gibt cs andre, wo die Wahl der Poeſie
durch das individuelle Weſen, und die innere Idee des Werks,
ganz nothwendig bedingt iſt; und eben weil beyde, der Ro—
man, ſo wie das Lehrgedicht eigentlich außerhalb der na—
tuͤrlichen Graͤnzen δὲν Poeſie liegen, ſo find es feine Gattun⸗
gen, fondern jeder Roman, jedes Lehvgedicht, das wahrhaft
poetiſch, iſt ein eignes Individuum fuͤr ſich, ſo wie aus einem
aͤhnlichen Grunde die ihnen eben darum etwas verwandte