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Heidelbergische Jahrbücher der Literatur — 1.1808 (Abtheilung 5: Philologie, Historie, schöne Literatur und Kunst)

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Zweytes Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.30036#0278
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262 Dies Zeiten von Munge·

ten vom Boͤſethun, und von wildem Zorn und Yebermuthe
ſich abthun moͤgen

Ein aus Metallen und den andern — gegoſſen
Bild ſtehe die Welt aufgerichtet in der Gottheit da, und ein
reiner Chorgeſang durchtoͤne die Geſchichte das Wunderbild,
ſagt uns die Philoſophie, und die Gottheit athmend in den
Toͤnen, ausgegoſſen in der Form freue in der ſchoͤnen Ord—
nung ſich ihrer Herrlichkeit. Aber wenn das große Wort ver—
hallt, kehrt immer ein dumpfes Murren in der Tiefe wieder,
es ſeyen die Formen zerſtoͤrt und verſchoben, wenn man in
der Nähe fie betrachte, und ein wildes irres Getoͤne der
Geſang.

Wird des Jammers all zu viel auf Erden, dann ſendet

der Himmel von Zeit zu Zeit einen Geſalbten nieder, der
wieder ſammle, was ſich verworren und zerſtreut, und reinige
das durch die Suͤnden des irdiſchen Wahnſinns befleckte Bild,
daß verſtummen muß das Murren in der Geiſternaͤhe aus
Ehrfurcht, Scheu und Andacht.
Wandelt der Erwaͤhlte ſinnig und trauernd unter die
ſchen Ruinen, dann trifft ploͤtzlich ihn ein Feuerſtrahl aus
jener Gluth, in der Iſis das Koͤnigskind in Byblos laͤu—
terte, und was ſterblich an ihm war, verbrannte. Auch er
wird gezuͤndet von dem Strahle, und Sterbliches wird ver—
Iſchluckt im Sternenfeuer, und nur der beſſere unſterbliche
Theil geht unverſehrt aus den Flammen der Begeiſterung her—
vor. Mit der Weihe mag er dann hinaustreten in die Wirk—
lichkeit; ſie wird als ihren Gott ihn anerkennen; fern von
„ihm wird der Hader-an die Sränzen fliehen, und was er
Berührt wird harmoniſch werden, und entſuͤndigt und der
Sterblichkeit entnommen. 3

Der Kuͤnſtler, deſſen ſchoͤne Formenwelt in diefem Aus
genblice um uns liegt, hat ſich geheiligt in dieſer Feuertaufe;
aber in Einem läßt ev den Beſchauenden ungewiß, ob er
ſeine Bilder, gleich wie das Kind unſchuldig naive Worte,
unbefangen nur ſo von ſich gelaſſen, oder ob er in ihnen ſich
 
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