Heidelberger Jahrbücher der Literatur (18,2.1825)

N. 60.

+


Heid e ib er ger
Jahrbücher der Literatur.


Praktische Theologie.

Der Ausschuss der Baireuther General-Synode geht we-
niger auf die Grundsätze, aber desto mehr auf ihre Anwen-
dmg und die speciellen Gegenstände ein. Er steüt irn All-
gemeinen dieselbe Forderung aus, dass eine solche Ordnung
das kirchliche Leben fördere. Für die Versassung der prote-
stantischen Kirche in Baiern verlangt sie eine völlige Selbst-
ständigkeit, — welches die Synode und das König!. Obcr-
Consistorium unter die Kategorie der Petitionen verweiset — ;
für dieKirchendiscipiin gestattet er nur Ermahnung, Beleh-
rung und Zurechtweisung. Doch wir empsehlen dem Leser
alles Einzelne sowohl in diesen Vorträgen, als in den B-eschiuss-
nahmen, da wir nicht einen Auszug zu geben haben, und da
auch jedes Einzelne sein Interesse hat. Aus den Verhandlun-
gen ergiebt sich, dass die einzelnen Zweige, wie Verfassung,
Gottesdienst-Ordnung, Pfarramts-Ordnung u. s. w. nach
Wort und Begriff schwierig im Coordiniren und Subordinireu
zu defrniren smd. Aber auch in diesem Gegenstand entdeckt
sieb die tiefer Hegende Schwierigkeit, wie sich mit dem Fest-
halten an das Bestehende die christliche Freiheit der evange-
lisch protestantischen vereinigen lasse. Die angefügten Vor-
träge des Herrn Referenten im Kön. Oher-Gonsistorio sind
wafuhaft belehrend für jeden, der über diesen in unsern Zei-
ten viel verhandelten Gegenstand nachdenkt.
Drhfe Verhandlungen über die K i r-
chen-Agende. Der Vortrag hei dem Kon. Ober-Consi-
storio stellt die Grundsätze auf, welche gewiss jedem ächten
Geistlichen von Ersahrung aus der Seele gesprochen sind. Der
Reserent erke-nt die Vorzüglichkeit des Alten hierin an.
„Ehen so wenig als in unserer Zeit nochLuthersUebersetzung
der Bibel im Ganzen übertrofsen oder auch nur erreicht wer-
den kann, eben so wenig lälst sich noch heut zu Tage die hohe
XVIII. Jahrg. jQ. Hest. 60