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X . 64. HEfDELB. JA ERB n. LITER ATUR. 1831.

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Es war das grolse Werk der Kritik der Vernunft,
durch Zergliederung und Selbstbeobachtung dieUrthat-
sachen der Vernunft, als lebendigen, inneren Keru aller
menschlichen Erkenntnifs, aufzuweisen; und wenn dies
auch von Kant selbst nur unvollständig gelang, wenn er
nur einseitig, in der praktischen Vernunft, und zwar
nur für die sittlichen Ideen, diese ursprünglichen That-
sachen entdeckte, in der theoretischen Vernunft hinge-
gen noch nicht bis zu dem reinen idealen Gehalt durch-
drang und deswegen auch die religiösen Ideen nun mit-
telbar aus dem Sittengesetz abzuleiten wufste, so war
doch durch die kritische Methode dem Denker ein Weg
gewiesen, um sich vollständig aller ursprünglichen That-
sachen der Vernunft, also des ganzen reinen Gehalts der
Philosophie, zu bemächtigen. Aerger kann man das
Wesen der kritischen Methode kaum verkennen, als
wenn man sie, nur an dem Namen der Kritik festhän-
gend, als eine solche ansieht, die nur negativ, nur
zweifelnd und zerstörend thätig sey, ohne etwas Posi-
tives, Eigenes anzuerkennen. Man bedenkt nicht, dafs
die Kritik, die Zergliederung, nur das Werkzeug ist,
wodurch die unauflöslichen, positiven Bestandteile des
menschlichen Erkennens gefunden werden ; dafs also nicht
das negative, abstracte Denken seihst ein Positives aus
sich hervorbringen, sondern vielmehr als ursprünglich
schon vorhanden nachweisen solle. Es ist nur ein Wahn
der unkritischen, dogmatischenPhilosophie, ausblofsem
Denken ein Seyn hervorzubringen, und darum trifft
diese, wie die Identitätssysteme, oder das System des
reinen Denkens, mit Recht der Vorwurf der blos leeren
Negativität oder des Mangels an einem positiven Gehalt.
XXIV. Jahrg. 10. Heft. 64
 
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