Kufaht, Geschichte der Deutschen.
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eine Reihe von Schlüssen, deren Grundlage durch Nach-
weisung des Irrthums in der Annahme einer Fiuth im
vierten Jahrhundert zerstört wird, so dafs (he ganze Be-
hauptung sich als ganz ungegründet zeigt und wir bis
auf weiteren, besseren Beweis nicht annehmen können,
dafs Friesen und Kauchen unter dem Namen der Kim-
bern mit begriffen worden sind.
Zweitens verliert dadurch auch die Zeitbestimmung
über die Eroberung Belgiens ihren Grund. Früher
konnte der Verf. wohl schliefsen : Wenn Belgien in Folge
der Fiuth erobert wurde, — so mufste das bald nach
ihr, also noch im vierten Jahrhundert geschehen. Jetzt
fällt mit dem Vordersätze natürlich auch der Nachsatz
des Schlusses weg. In derThat glauben wir auch, ohne
unserem Glauben indefs geschichtlichen Werth beilegen
zu wollen, — dafs die Eroberung Belgiens schon weit
früher (wenn wir Liv. V, 34. trauen dürfen, schon im
Anfang des sechsten Jahrhunderts vor Ch.) Statt gehabt
hat. Wir bemerken nämlich, dafs die meisten Namen
der gallischen Völker, die nach und nach in Italien ein-
zogen , sich in der Nähe der belgischen Grenze w ieder-
ßnden, wie Bituriger, Senonen, Auiercer, Aeduer, Ce-
nomanen, Lingonen u. a.; wodurch natürlich die Ver-
muthung entsteht, die Wanderer seyen Theile der Völker
gewesen, die von den eindringenden Germanen in ihrem
Gebiete beschränkt wurden ; woraus denn die Gleich-
zeitigkeit der Eroberung Belgiens mit ihrer Wanderung
folgen würde.
Drittens fallen auch zwei von den Gründen, aus
denen der Hr. Verf schliefst, dafs gerade die Kimbern
Belgien erobert haben (S. 29.), weg. Der erste wat-
unmittelbar von der Vertreibung der Kimbern durch die
Fiuth, welche eine grofse Wanderung nöthig machte,
hergenommen; der zweite von der Nachbarschaft der
Kimbern mit Belgien, an das sie am Rheine gegränzt
haben sollten. Beide sind jetzt also nicht mehr gültig.
Natürlich wird aber durch die Ungültigkeit dieser
Beweise überhaupt unser Glaube an die w eite Ausbreitung
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eine Reihe von Schlüssen, deren Grundlage durch Nach-
weisung des Irrthums in der Annahme einer Fiuth im
vierten Jahrhundert zerstört wird, so dafs (he ganze Be-
hauptung sich als ganz ungegründet zeigt und wir bis
auf weiteren, besseren Beweis nicht annehmen können,
dafs Friesen und Kauchen unter dem Namen der Kim-
bern mit begriffen worden sind.
Zweitens verliert dadurch auch die Zeitbestimmung
über die Eroberung Belgiens ihren Grund. Früher
konnte der Verf. wohl schliefsen : Wenn Belgien in Folge
der Fiuth erobert wurde, — so mufste das bald nach
ihr, also noch im vierten Jahrhundert geschehen. Jetzt
fällt mit dem Vordersätze natürlich auch der Nachsatz
des Schlusses weg. In derThat glauben wir auch, ohne
unserem Glauben indefs geschichtlichen Werth beilegen
zu wollen, — dafs die Eroberung Belgiens schon weit
früher (wenn wir Liv. V, 34. trauen dürfen, schon im
Anfang des sechsten Jahrhunderts vor Ch.) Statt gehabt
hat. Wir bemerken nämlich, dafs die meisten Namen
der gallischen Völker, die nach und nach in Italien ein-
zogen , sich in der Nähe der belgischen Grenze w ieder-
ßnden, wie Bituriger, Senonen, Auiercer, Aeduer, Ce-
nomanen, Lingonen u. a.; wodurch natürlich die Ver-
muthung entsteht, die Wanderer seyen Theile der Völker
gewesen, die von den eindringenden Germanen in ihrem
Gebiete beschränkt wurden ; woraus denn die Gleich-
zeitigkeit der Eroberung Belgiens mit ihrer Wanderung
folgen würde.
Drittens fallen auch zwei von den Gründen, aus
denen der Hr. Verf schliefst, dafs gerade die Kimbern
Belgien erobert haben (S. 29.), weg. Der erste wat-
unmittelbar von der Vertreibung der Kimbern durch die
Fiuth, welche eine grofse Wanderung nöthig machte,
hergenommen; der zweite von der Nachbarschaft der
Kimbern mit Belgien, an das sie am Rheine gegränzt
haben sollten. Beide sind jetzt also nicht mehr gültig.
Natürlich wird aber durch die Ungültigkeit dieser
Beweise überhaupt unser Glaube an die w eite Ausbreitung