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N°. 17. HEIDELB. JAHRB. D. LITERATUR 1833.

Bo/r%3, Ge^cA?c^c c7cr MeMe?'MofeM^cAeML*oe^e, und
.Herzoge Gesc/^c/^e Jer ofcM^scAeMAtz^oMaLL^era^Mr.
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Wie nachher die Empfindung und EmpRndelei durch
die seraphische Poesie überhand nahm, warf sich der ge-
sunde Menschenverstand gegen sie auf, und seine Producte
sind schiechte Dichtungen und bessere Kritik. Dem stol-
zen Fing der Jünglinge jener Zeit, die nicht zu zügeln,
nicht gieichmäfsig fortzuschreiten , nicht vertrauensvoll
zu wagen wufsten, bekämpften die Literaturbriefe; sie
fühlten aber wohi, dafs jene Poesien eben so wenig werth
waren, weiche Früchte des unverdrossensten Fieifses und
Nachdenkens waren, die aus Köpfen kamen, die vom
Nachschiagen müde waren, aus Händen Rossen, die die
Sprache nicht zu behandeln wufsten. Dieser gesunde
Menschenverstand rifseineZeitiangAilesan sich; man fiel
aus dem Uebermafs in der EmpRndung in das der Be-
trachtung. Beide beherrschten die englische Poesie, baid
getrennt, bald vereint, und dies ist daher die Zeit, die
die englische Literatur so aufserordentiich bei uns in Auf-
nahme brachte; es ist daher auch die Zeit, wo Lessing mit
jenem Ingrimm, den man in seinen Briefen recht kennen
lernt, die französische Poesie so uieisteriich in alier ihrer
Biöfse darsteiit, nachdem man bereits in dem Erscheinen
des Messias begriffen hatte, wie Möser sagt, was die Eng-
länder damit wollen, wenn sie den Franzosen vorwerfen,
sie hätten wohi Verse, aber keine Poesie; es ist die Zeit,
wo auch Mendelssohn mit gleichem Eifer dieWitzphiloso-
phie der Franzosen angriff. Aus allem diesem aber ist klar,
dafs die Kritik, wie die kritische und die eigentlich künst-
lerische Poesie Erscheinungen sind, die nebeneinander
erst erklärt seyn woilen, und dafs keineswegs die letzte
aus der ersten erkiärt werden kann. Sehr treRiich hat
das Lessing von sich selbst gesagt. Er war unwillig, wenn
man alle Regel und Kritik völlig verwerfen wollte, weil
sie ihm den poetischen Genius nothdürftig ersetzte; noth-
XXVI Jahrg. 12. Heft 77
 
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