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210 Thiersch, sur 1 dtat actuel de ia Gröce.
von Dingen giebt, welche sie unterlassen hat, so wird jeder Ver.
ständige leicht die Anwendung machen, und für den Haufen oder
für Unverständige schreibt ein Mann, wie Hr. Thiersch ist, nicht.
Die Absicht des Verfs. war, im ersten Theil die ganze Ge.
schichte der innern Verwaltung , der Organisation und der Un-
ruhen von der Zeit an, als Johann Capodistria Präsident ward,
bis auf die Anerkennung des baierischen Prinzen als König von
Griechenland abzuhandeln, und im zweiten den Entwurf einer
neuen Organisation, folglich die indirecte Kritih des Betragens
der baierischen Regentschaft und der zahlreichen von ihr ange-
stellten Beamten und Offiziers mitzutheilen; er hat aber schon
in der Vorrede bemerkt, dafs man beim Druch das Versehen ge-
macht habe, Abschnitte, die dem zweiten Theile angehören, in
den ersten aufzunehmen. Das ist unwesentlich; unangenehmer ist
es, dafs höhere Rücksichten den Verf. nöthigten, französisch zu
schreiben. Er wird selbst am besten wissen, dafs es wenig hilft,
f dafs sprachkundige Franzosen ein Buch durchsehen, die Sprache
hann ganz correct seyn, das Buch wird aber durch Correctur
nie französisch. Das soll kein Tadel seyn, wir freuen uns viel-
mehr, dafs es ein deutsches ist, andere Leser werden aber doch
hier und da ein Aergernifs nehmen; besonders da Hr Thiersch
so vortrefflich deutsch schreibt.
Verhehlen dürfen wir ferner nicht, dafs der Verf. durch
seinen Enthusiasmus für die griechische Sache und durch seine
Vorliebe für die Griechen oft verleitet wird, zu viel von ihnen
zu erwarten, wie Andere zu wenig hoffen. Er sucht zuweilen
offenbar und geflissentlich die furchtbare Verdorbenheit und Ver-
wilderung, womit alle bisherigen Verwaltungen zu kämpfen hatten,
dem Auge zu entziehen, ja er gesteht uns, dafs ihn seine Vor-
liebe für die Griechen von dem Wege der Klugheit abgeleitet
und zu Schritten gebracht habe, die er in seinem Verhältnis am
mehrsten zu scheuen hatte, um nicht verdächtig oderverhafstzu
werden. Wenn uns nämlich der Verf. im I. Th. S. 78. erzählt,
wie er ohne Mission eine politische Rolle übernommen, und
sein Ansehen unter den Griechen diplomatisch benutzt habe, so
hätte ihm doch einfallen müssen, wie höchst zweideutig und miß-
lich dies sowohl für ihn als für die Griechen, die ihm trauten,
werden konnte. Es ist eine schöne Sache um Begeisterung für
das Wohl der Menschheit, um Feuereifer für Recht, um edle
Freundschaft für Menschen und ein Volk, mit dem man zwanzig
Jahr in Verbindung war, wofür man so Vieles that; aber Hr. Th-
 
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