156 Kramer: Erkenntnifs u. Heilung der Ohrenkrankheiten.
Chronologisch reihen sich hier an die fleifsigen, aber ohne
alle, nur durch eigne Erfahrung zu erlangende, Kritik geschrie-
benen und deshalb zur praktischen Belehrung untauglichen Schrif-
ten von van Hooven und von Beck, sowie die Volksschrift von
Riedel und die Aphorismen von Vering.
Die Engländer scheinen die Vorarbeiten ihrer Landsleute,
Cleland und Walthen, ganz vergessen zu haben. Whright’s Ar-
beit ist höchst ungenügend und wird an Oberflächlichkeit und
Gehaltlosigkeit nur durch Stevenson und Curtis übertroffen. Herr
Kramer behauptet von Curtis, dafs derselbe trotz alles Nachbetens
des Saissy den Catheterismus der Eustachischen Trompete niemals
an Kranken ausgeübt habe. Man stöfst in seinen Schriften auf
die roheste Empirie und trotz dieses geniefst er bei seinen Lands-
leuten und im Auslande allgemein den Ruf eines ausgezeichneten
Ohrenarztes. — Nicht minder grofs, obgleich nicht ganz so un-
verdient, ist der Beifall, mit welchem man die Arbeiten von
Saunders und Buchanan aufgenommen. Nnach Herrn Kramer ist
Buchanan der einzige unter den englischen Ärzten , der den Ca-
theterismus der Eustachischen Trompete kennt und übt, wenn
auch dies das einzige Gute an seiner Arbeit, welcher alle wissen-
schaftliche Ordnung fehlt, ist.
Die Gründlichkeit, deren Mangel wir bei den deutschen und
englischen Ohrenärzten (fährt der Herr Vf. fort) mit Bedauern,
aber doch nothgedrungen, nachgewiesen haben, tritt uns endlich
auf eine recht erfreuliche Weise in den otiatrischen Schriften von
Itard und Deleau entgegen. Desmonceaux dürfen wir denselben
nicht zugesellen, selbst nicht Alard , obgleich seine Arbeit von
Itard klassisch genannt wird. ■— Monfalcon ist ein sclavischer
Nachbeter des Leschevin. Selbst Saissy verdient nicht entfernt
das Ansehen, welches ihm seine beiden Übersetzerin Deutschland
zu verschaffen gesucht haben. Weit über Saissy erhebt sich Itard,
obgleich auch er von grofsen Mängeln nicht frei ist, die haupt-
sächlich in der Systematisirung der von ihm abgehandelten Krank,
heiten hervortreten. So trennt er die materiellen Krankheiten
des Gehörorgans von den Functionsstörungen derselben; die
Entzündung des Gehörganges und der Trommelhöhle von den
Nachkrankheiten derselben u. s. w. Ungeachtet dieser und ande-
rer Mängel hat er unläugbar das grofse Verdienst, die Ohrkrank-
heiten umfassender , geordneter und mit mehr Kritik , als jemals
vor ihm geschehen, abgehandelt au haben. Mit Vergnügen sieht
man, wie er das Steckenpferd der Autoren, die Erschlaffung
Chronologisch reihen sich hier an die fleifsigen, aber ohne
alle, nur durch eigne Erfahrung zu erlangende, Kritik geschrie-
benen und deshalb zur praktischen Belehrung untauglichen Schrif-
ten von van Hooven und von Beck, sowie die Volksschrift von
Riedel und die Aphorismen von Vering.
Die Engländer scheinen die Vorarbeiten ihrer Landsleute,
Cleland und Walthen, ganz vergessen zu haben. Whright’s Ar-
beit ist höchst ungenügend und wird an Oberflächlichkeit und
Gehaltlosigkeit nur durch Stevenson und Curtis übertroffen. Herr
Kramer behauptet von Curtis, dafs derselbe trotz alles Nachbetens
des Saissy den Catheterismus der Eustachischen Trompete niemals
an Kranken ausgeübt habe. Man stöfst in seinen Schriften auf
die roheste Empirie und trotz dieses geniefst er bei seinen Lands-
leuten und im Auslande allgemein den Ruf eines ausgezeichneten
Ohrenarztes. — Nicht minder grofs, obgleich nicht ganz so un-
verdient, ist der Beifall, mit welchem man die Arbeiten von
Saunders und Buchanan aufgenommen. Nnach Herrn Kramer ist
Buchanan der einzige unter den englischen Ärzten , der den Ca-
theterismus der Eustachischen Trompete kennt und übt, wenn
auch dies das einzige Gute an seiner Arbeit, welcher alle wissen-
schaftliche Ordnung fehlt, ist.
Die Gründlichkeit, deren Mangel wir bei den deutschen und
englischen Ohrenärzten (fährt der Herr Vf. fort) mit Bedauern,
aber doch nothgedrungen, nachgewiesen haben, tritt uns endlich
auf eine recht erfreuliche Weise in den otiatrischen Schriften von
Itard und Deleau entgegen. Desmonceaux dürfen wir denselben
nicht zugesellen, selbst nicht Alard , obgleich seine Arbeit von
Itard klassisch genannt wird. ■— Monfalcon ist ein sclavischer
Nachbeter des Leschevin. Selbst Saissy verdient nicht entfernt
das Ansehen, welches ihm seine beiden Übersetzerin Deutschland
zu verschaffen gesucht haben. Weit über Saissy erhebt sich Itard,
obgleich auch er von grofsen Mängeln nicht frei ist, die haupt-
sächlich in der Systematisirung der von ihm abgehandelten Krank,
heiten hervortreten. So trennt er die materiellen Krankheiten
des Gehörorgans von den Functionsstörungen derselben; die
Entzündung des Gehörganges und der Trommelhöhle von den
Nachkrankheiten derselben u. s. w. Ungeachtet dieser und ande-
rer Mängel hat er unläugbar das grofse Verdienst, die Ohrkrank-
heiten umfassender , geordneter und mit mehr Kritik , als jemals
vor ihm geschehen, abgehandelt au haben. Mit Vergnügen sieht
man, wie er das Steckenpferd der Autoren, die Erschlaffung