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N°. 41, HEIDELBERGER 1838.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

D as Mithreum bei Heidelberg,
( Forts cts u n g.)
Sechstes Feld: Der Myste ist verschwunden, und seine
Stelle nimmt eine Kuh ein. Die Indier lassen nämlich nach
den materiellen Prüfungen durch Wasser, Feuer, Luft und
Erde die letzte Reinigung folgen, welche im Durchkriechen
einer zu diesem Zwecke gegossenen goldnen Kuh besteht 5
worauf die geistigen Reinigungen folgen. Beide bezeichnen
zugleich die doppelte Seelenbahn des Herabsteigens aus höhe-
ren Regionen in diese materielle Sinnenwelt, und des Wie-
derhinaufsteigens zu jenen. Daher die ersten Felder auf der
Seite des Genius mit gesenkter Fackel liegen 5 die letztem
sich zunächst an den Genius mit aufgerichteter Fackel an-
schliefsen. Ich habe diese Deutungen des geistreichen Orien-
talisten mit aufgenommen, weil unser Monument einige
Felder mit ähnlichen Vorstellungen hat 5 wie sich auch so-
gleich aus dem Folgenden ergeben wird. Zu den geistigen
Prüfungen geht nun der Verfasser, aufsteigend von dein
untersten Felde der rechten Seite, über. Hier aber zeigt sich
zunächst eine Vorstellung, die dem unbefangenen Laien nichts
weniger als geistig* erscheinen, den weltklugen und in mo-
dernen Ansichten Befangenen aber zum Spotte reizen dürfte,
während der ernste Alterthumsforscher auch das Fremdartig-
ste, das in der menschlichen Culturgeschichte ein Moment
ausmacht, nicht von sich stöfst. — Nachdem der Neuling im
Durchgänge durch den Körper der Kuh die letzte körperliche
Reinigung erlangt hat,' ergreift er nun ihren Schweif, nach
der Sitte der Indier, welche, dem Tode nah, durch das An-
fassen der Kuh sinnbildlich den Mond als die Station der See-
len bei der Rückkehr aus diesem Leibesleben in das andere
geistige zu bezeichnen pflegen. Hiermit beginnt also der in-
dische Novize in Begleitung seines geistigen Führers ([Gurii)
die neue Laufbahn der spirituellen Reinigungen. Diese Scene
füllt das erste Feld, rechts von unten. Zweites Feld: Der
Novize liegt vor seinem geistigen Führer auf den Rnieen.
XXXI. Jahrg, 7. Heft. 41
 
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