DOI Heft:
No. 42
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.39126#0041
N\ 42. HEIDELBERGER 1838.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Vas Mithreum bei Heidelberg.
( Fort setz üng. )
Zunächst rechts und links von diesem oberen Mittelfelde
schliefsen sich zwei andere Felder an, welche einen aufrecht
stehenden und einen knieenden Bogenschützen zeigen,
beide im Begriff von unten Pfeile abzuschiefsen. Kampfrüstige
muthige Verehrer verlangte das Persergesetz, und der Bogen
war eine Hauptwaffe der Perser ; der knieende Bogenschütze
ist auf persischen Gold- und Silber-Dariken eingeprägt; ein
kaianischer Bogen, nach dem Namen der zweiten Königs-
Dynastie bedeutet noch im Neu-Persischen einen starken Bo-
gen. — In unserm Bilde schiefsen die Bogenschützen ihre
Pfeile gegen über ihnen schwebende Wolken ab, welche
durch ihre Schatten der Erde das Sonnenlicht entziehen. Das
ist ein Dienst gegen die Dämonen der Finsternifs: „Mithras
schlägt durch seinen Dolch, durch seines grofsen Bogen«
Stein die Dews zu Boden“ — „Sprich zu mir, 0 Milhra,
von den tausend Bogen, — die das Gute des Himmels
bewirken, und durch den Gürtel die Dews schlagen.“ Auf
einem geschnittenen Stein ist in einem Bogen ein Löwe
eingespannt; über und neben ihm Sonne, Mond und Stern,
Bogenschütz und Streiter wurde dem Sonnen-Äpollo zu bei-
den Seiten gestellt; „ damit die Sonnenstrahlen was sie tref-
fen durchdringen können.“ Dafs auch die Perser den Bogen
in allegorischen Bedeutungen nahmen, bezeugen mehrere Stel-
len ihrer Schriften. Halten wir uns an’s Nächste. Knieende
und stehende Bogenschützen, wie hier, erscheinen auch auf
anderen Gemmen und Münzen neben orientalischen Cultusbil-
dern, insbesondere aber auch auf mehrern Mithrassteinen mit
dem Stieropfer. Es sind solarische Mithrasgebilde; und wie
jener in den Bogen eingespannte Löwe mit Sonne, Mond und
Stern den Grad der Leontica bezeichnet, so bedeuten diese
stehenden und knieenden Schützen des Mithras Krieger
(milites}, und die in diesen Grad Eingeweihten bekämpfen
die Licht verhüllenden Wolkenschatten, wie Mithras selbst
die Dämonen der Finsternifs 8°3-
XXXI. Jahrg 7. Heft.
42
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Vas Mithreum bei Heidelberg.
( Fort setz üng. )
Zunächst rechts und links von diesem oberen Mittelfelde
schliefsen sich zwei andere Felder an, welche einen aufrecht
stehenden und einen knieenden Bogenschützen zeigen,
beide im Begriff von unten Pfeile abzuschiefsen. Kampfrüstige
muthige Verehrer verlangte das Persergesetz, und der Bogen
war eine Hauptwaffe der Perser ; der knieende Bogenschütze
ist auf persischen Gold- und Silber-Dariken eingeprägt; ein
kaianischer Bogen, nach dem Namen der zweiten Königs-
Dynastie bedeutet noch im Neu-Persischen einen starken Bo-
gen. — In unserm Bilde schiefsen die Bogenschützen ihre
Pfeile gegen über ihnen schwebende Wolken ab, welche
durch ihre Schatten der Erde das Sonnenlicht entziehen. Das
ist ein Dienst gegen die Dämonen der Finsternifs: „Mithras
schlägt durch seinen Dolch, durch seines grofsen Bogen«
Stein die Dews zu Boden“ — „Sprich zu mir, 0 Milhra,
von den tausend Bogen, — die das Gute des Himmels
bewirken, und durch den Gürtel die Dews schlagen.“ Auf
einem geschnittenen Stein ist in einem Bogen ein Löwe
eingespannt; über und neben ihm Sonne, Mond und Stern,
Bogenschütz und Streiter wurde dem Sonnen-Äpollo zu bei-
den Seiten gestellt; „ damit die Sonnenstrahlen was sie tref-
fen durchdringen können.“ Dafs auch die Perser den Bogen
in allegorischen Bedeutungen nahmen, bezeugen mehrere Stel-
len ihrer Schriften. Halten wir uns an’s Nächste. Knieende
und stehende Bogenschützen, wie hier, erscheinen auch auf
anderen Gemmen und Münzen neben orientalischen Cultusbil-
dern, insbesondere aber auch auf mehrern Mithrassteinen mit
dem Stieropfer. Es sind solarische Mithrasgebilde; und wie
jener in den Bogen eingespannte Löwe mit Sonne, Mond und
Stern den Grad der Leontica bezeichnet, so bedeuten diese
stehenden und knieenden Schützen des Mithras Krieger
(milites}, und die in diesen Grad Eingeweihten bekämpfen
die Licht verhüllenden Wolkenschatten, wie Mithras selbst
die Dämonen der Finsternifs 8°3-
XXXI. Jahrg 7. Heft.
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