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HEIDELBERGER

N°. 59, HEIDELBERGER 1838.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Grammatiken und Schulschriften.
(Beschluf s.)
Nicht sowohl für den Forscher und liefern Kenner ist die-
ses Buch geschrieben, als für solche Gebildete, Lehrer und
Bildungslustige, welche einen tiefem Blick in die Sprache,
ihren Bau, ihre Mannigfaltigkeit im Leben der Dialekte, ihre
Bildsamkeit und Ausbildung, ihre Vervollkommnung und zum
Theil ihre Ausartung- und dadurch auch für den eigenen prak-
tischen Gebrauch gewinnen wollen, als entweder die bishe-
rigen populären Werke bieten, oder der Zufall zu gewähren
vermag-. Es liegt ihm sehr daran , die an vielen Büchern über
deutsche Grammatik nicht mit Unrecht getadelte Trockenheit
zu vermeiden, und es gelingt ihm auch, theils durch die Klar-
heit und Lebhaftigkeit seiner Darstellung, theils durch die
wohlgewählten und zahlreichen Beispiele, mit denen er seine
Erörterungen belegt. Und indem er sich bemüht, „das Bild
unserer Muttersprache nach allen Seiten hin aufzurollen“,
wie er sich ausdrückt, betrachtet er nicht blos die Schrift-
sprache von ihrer grammatischen und ästhetischen Seite, nicht
blos die eigentliche Sprachlehre, sondern auch die Gesetze
des Styls und den Mechanismus des Versbaues, sondern auch
die Mundarten, und zwar diese in einer Ausdehnung, wie
sie sich noch nirgends finden, so dafs njan fast meinen möchte,
es sey ihnen, in Vergleichung mit der historischen und all—
mähligen Entwickelung der Sprachformen, und deren Angabe
durch den Lauf der Jahrhunderte herab, etwas zu viel Baum
gegönnt, während die zuletzt angegebenen Hinsichten ver-
kürzt erscheinen. Man sieht wohl, dafs der Verf. besonders
für die Mundarten seit Jahren sich Collectaneep gemacht hat,
was er auch selbst bemerkt. Mehrere kennt er, nach seiner
eigenen Angabe, selbst genau. Wir haben jedoch hiebei Ei-
niges zu bemerken. Erstlich räumt er zwar ein, dafs sich
die Töne der Mundarten gesprochen oft ganz anders, als ge-
schrieben, ausnehmen. Aber wir finden doch, dafs er, um
die richtige Aussprache für den Nichtkenner der einzelnen
Dialekte zu bezeichnen , nicht alle Mittel angewandt hat.
Z. B. wenn er S. 54 sagt, der Schwabe spreche, statt Stein,
S-toa: so ist dies erstlich nur für einen Theil Schwabens
richtig: denn in der Gegend, in welcher lief, lebt, spricht
nicht nur Niemand so, sondern man würde dieses Stoa gar
nicht einmal verstehen, ob man gleich nichts weniger als
Stein spricht. Zweitens sieht die Schreibung Stoa aus, als
klinge das Wort wie die Stoa der Stoiker, da doch das o
wie in Lohn oder in Bohne lautet. Ebenso sagt er da-
XXXI. Jahrg. 9. Heft. 59
 
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