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N°. 62. HEIDELBERGER 1838.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

G. v. Heering en: Reise nach Portugall.
( B e s c hluf s.)
Was dieser Offizier in Aschaffenburg gern gesehen hätte, aber
nicht sehen konnte, weil der Eilwagen zu schnell durchfuhr,
wie entzückt Herr von Heeringen auf dem Dampfschiffe war,
wie unwillig er war, dafs jemand (wahrscheinlich ein Kauf-
mann, der die Fahrt schon oft gemacht) so unästhetisch seyn
könnte, bei der Rheinreise, wo man immer in Extase seyn
sollte, Artikel vom Cours in den Zeitungen zu lesen. Alles
dieses wird mit liebenswürdiger Breite und gleitender Flach-
heit erzählt5 auch erfahren wir, dafs geläutet wird, wenn
Kähne Reisende ans Dampfschiff bringen oder sie abholen
sollen und dafs diese Kähne Flaggen haben. Da gilt wahr-
lich unseres Claudius, wenn einer eine Reise thut u.
s. w. ln Köln unterhält er uns vom Kölner Wasser und von
den Zetteln um den Gläsern, die jeder kennt, der einmal ein
Kistchen gekauft hat, in Köln oder anderwärts. Die Reise
auf dem Eilwagen nach Brüssel veranlafst Bemerkungen von
gleicher Wichtigkeit, und in Brüssel unterhält uns der Reise-
beschreiber mit den -gröfsten Trivialitäten, die aber durch
seine bedeutende Persönlichkeit gleichfalls Bedeutung erhal-
ten. Der zarte Herr läfst sich herab, in ein Estaminet oder,
um deutsch zu reden, in ein gewöhnliches Bierhaus zu ge-
hen , und erzählt ausführlich, was er dort gesehen, was der
Bierwirth mit ihm geredet hat und was er erwiedert. Zwei
Seiten unterhält er uns von einer Merkwürdigkeit Brüssels,
deren Benennung ihm für die zarten Ohren seines Publicums
so widrig scheint, dafs er alle seine Kunst aufbietet, um der
Nothwendigkeit auszuweichen, etwas so Übelklingendes aus-
zusprechen. Wir würden ihm Unrecht thun, wenn wir nicht
zeigten, welches Talent er in der Euphemie der Theegesell-
schaften Norddeutschlands hat, bei denen, wie er sagt, der
Gegenstand, den er hier auf zwei Seiten behandelt hat, durch
seinen Namen in so Übeln Ruf gekommen ist. Er sagt zuerst
euphemistisch andeutend S. 29 : „In der Nähe des Rathhauses
XXXI. Jahrg. 10. Heft. 62
 
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