Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1074 Brüning: Das Daseyn Gottes und der mensclil. Willensfreiheit.
Somit wäre das Daseyn eines lebendigen Gottes und
zugleich das Daseyn der Freiheit, beides mit Einem Schlage
erwiesen.
Nun unternimmt es der Verfasser noch jeden Zweifel
gegen seine Beweisgründe der Willensfreiheit und somit ei-
nes freien intelligenten Gottes abzuwehren ; indem er den
Freiheitsbegriff gegen folgende fünferlei Einwendungen recht-
fertigt: 13 Der Freiheitsbegriff ist der Identität entgegen
und enthält somit einen Widerspruch mit sich selbst. 2) Er
widerspricht dem Gesetze der Causalität. 3) Ein Spinotzi-
stischer Einwurf. 4) Einwendungen einiger Neuern: Aber-
cromby, Herbart, Friedrich Groos. 5) Die aufgestellte Frei-
heit hat die bewufstlose Natur zur Grundlage.
Wenn die Unpartheiiichkeit Brüning’s, mit welcher er hier
die schärfsten Einwürfe gegen die Freiheitslehre hervorhebt
und sie selbst noch aus sich bis auf die äufserste Spitze stei-
gert, wie von seiner tiefen Einsicht so auch von seiner auf-
richtigen Wahrheitsliebe zeugt, die jede blose Bemäntelung
der grofsen Schwierigkeit seiner Aufgabe ehrlich und edel
stolz von sich weiset; so ist es zugleich der glänzende
Scharfsinn, womit er diesen Einwendungen begegnet, der
diesen Abschnitt zum Glanzpunkt des kleinen und doch so in-
haltschweren Schriftchens stempeln dürfte. — Leider erlaubt
es des Raum dieser Blätter nicht, in ein weiteres Detail ein-
zugehen.
Nun, nachdem ein persönlicher Schöpfer, Gott, erwie-
sen, wird diese Schöpfung näher betrachtet in Hinsicht auf
ihr Wie und Wann.
Hier stellt Brüning an sich selbst die Aufgabe: „Segle
hin wo kein Hauch mehr weht und der Markstein der Schö-
pfung steht.“ Und allerdings nur schwindelnd folgt man
ihm auf seinem Gedankenfluge bis in jene Höhen, wo einem
die geisterartigen Fragen sich aufdrängen: über die Möglich-
keit einer Entstehung überhaupt und der Weltentstehung ins
Besondere; über Gleichzeitigkeit und Ein und dasselbe des
Weltschöpfers und der Welt; über ewige Schöpfung und
über Anfang einer Zeitlichkeit; und warum Gott die Welt
nicht etwa eine Million Jahre früher erschaffen habe? Ob
Gott und Materie aus Einem Princip sejr oder nicht, und ob
er Urheber oder nur erster Beweger des Weltalls sey?
Ehre dem die Ehre gebührt! Brüning’s Forschergeist,
 
Annotationen