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1106

Bode: Geschichte der hellenischen Dichtkunst.

dem Abschnitte enthalten die Geschichte der elegischen und
jambischen Dichtung, die, wie der Verf. S. 114 schreibt,
„noch ausschliefslicher ein Erzeugnis der jonischen Muse
genannt zu werden verdient, als das ausgebildete Epos. Der
Ausdruck der aufgeregten Leidenschaft und das Wogen des
subjectiven Gefühls, welches in dieser Dichtung herrscht, ent-
spricht dem eigentümlichen Stammcharakter der Jonier unter
allen möglichen Kunstbildungen der Poesie am besten. Die
Elegie erfafst nun aber den Gegenstand in seiner vollen Äufser-
lichkeit und objectiven Wirklichkeit und knüpft daran nur den
lyrischen Gedanken, das subjeetive Gefühl oder die besoudere
Betrachtung“. Aus dieser dreifachen Geistesthätigkeit glaubt
der Verf. die Entstehung der verschiedenen Arten der elegi-
schen Dichtung ableiten zu können 5 er glaubt nämlich die in-
nere geistige Einheit der verschiedenen in der hellenischen
Poesie hervortretenden Arten der Elegie nicht sowohl in dem
subjectiven Ausdruck der Empfindung als vielmehr in „dem
Ausdruck derjenigen Gemüthsstimmung, welche durch das Ge-
fühl des Schmerzes oder der Sehnsucht oder der bangen Be-
sorgnifs erzeugt wird“, zu finden, und daraus die älteste kriege-
rische Elegie der Hellenen, die in Kriegsnöthen erschallt, wenn
der Feind droht, eben so gut wie die gnomische, bei inneren
Streitigkeiten die Bürger belehrende Elegie, die blofse Vor-
schrift, und endlich selbst die erotische Elegie ableiten und
erklären zu können. Wir haben bei den vielfach in neuester
Zeit gerade über Ursprung und Erfindung, wie Ausbildung
der Elegie geführten Untersuchungen absichtlich die Ansicht
des Verf, mittheilen wollen, ohne uns, namentlich was den
hier berührten Ursprung der älteren, kriegerisch-politischen
oder selbst der gnomischen Elegie betrifft, den wir in man-
cher Hinsicht bezweifeln, ein eigenes Urtheil zu erlauben,
das jedenfalls einer weiteren Begründung* bedürfte, wie wir
sie hier nicht geben können. Die so viel und so oft bespro-
chene Ableitung des Wortes eXs/o? und der davon kommen-
den Ausdrücke, wie iXzytiov, Heyeta, deren Sinn und Be-
deutung je nach dem Sprachgebrauch der verschiedenen
Schriftsteller verschiedener Zeit, die Fragen nach dem Ur-
sprung des Pentameter und seiner Verbindung mit dem He-
xameter, so wie einige andere allgemeinere Punkte bilden
den Inhalt des ersten Abschnittes, an Avelchen sich dann im
zweiten eine Untersuchung über Kallinus, den angeblichen
 
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