DOI Heft:
No. 40
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.41296#0007
N#. 40. HEIDELBERGER 1839.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
ScJrillers Leben, Geistesentwickelung und Werke im Zusammenhang. Won
Dr. Karl Hoffmeister, Direktor des Gymnasiums zu Kreuznach, ln
vier Abtheilungen. (Auch unter dem Titel: Supplement zu Schillers
IVerken.y Stuttgart, P. Ralz’sche Buchhandlung, gr. 8 Erster Theil
1838. XII und 320 S. Zweiter Theil. 1838. 344 S.
Der Verf. dieser Schrift, anstatt einen Beitrag in Schillers
Album zu stiften , hat es vorgezogen dem grofsen National-
dichter ein eigenes Denkmal zu errichten, und zwar ein an-
sehnliches, nicht nur was den Umfang und das Material,
sondern auch was Gehalt und Form betrifft. Es lautet zwar
zuversichtlich, wenn Hr. Hoffmeister sein Werk als ein lite-
ratur-historisches, ja vielleicht als ein Beispiel einer neuen,
tiefem und umfassendem Gattung der Biographie angesehen
wissen will; aber der Verlauf der Vorrede bestimmt diesen
Anspruch auf eine Weise, welche Achtung vor seinem Stre-
ben einflöfst, und das Buch selbst, so weit es vor uns liegt,
rechtfertigt jenen Ausdruck merklichen Selbstgefühls durch
die Ausführung.
Laut der Vorrede bemühte sich der Hr. Verf., sich über
die subjektive Auffassungsweise eines Lesers, für den der
Leitstern seines Urtheils oft die Liebe zum Lieblingsschrift-
steller, ja zum einzelnen Werke ist, zu erheben, und das, was
Einseitiges und Unhaltbares in den Ansichten und Urteilen
über Schiller seyn mag, zu einer wahren und würdigen An-
schauung seines ganzen geistigen Lebens zu vervollständi-
gen und zu berichtigen. In seiner Schrift soll ein allgemei-
ner Oommentar sämmtlicher Werke Schillers enthalten seyn;
es lag in seinem Plan, seine Gedichte und seine historischen
und philosophisch ästhetischen Schriften in ihrem innern Zu-
sammenhänge darzustellen, und als Erzeugnisse aus dem Ent-
wickelungsgange seines Lebens hervortreten zu lassen.
Aller Erfolg dieser Auslegungskunst, die der Verf. die in-
nere nennen möchte, hängt ihm davon ab, dafs wir uns der
eigentümlichen Weltanschauung eines fremden Geistes rein
und vollständig zu bemächtigen wissen, ein Verfahren, das
XXXII. Jahrg;. I. Heft. 40
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
ScJrillers Leben, Geistesentwickelung und Werke im Zusammenhang. Won
Dr. Karl Hoffmeister, Direktor des Gymnasiums zu Kreuznach, ln
vier Abtheilungen. (Auch unter dem Titel: Supplement zu Schillers
IVerken.y Stuttgart, P. Ralz’sche Buchhandlung, gr. 8 Erster Theil
1838. XII und 320 S. Zweiter Theil. 1838. 344 S.
Der Verf. dieser Schrift, anstatt einen Beitrag in Schillers
Album zu stiften , hat es vorgezogen dem grofsen National-
dichter ein eigenes Denkmal zu errichten, und zwar ein an-
sehnliches, nicht nur was den Umfang und das Material,
sondern auch was Gehalt und Form betrifft. Es lautet zwar
zuversichtlich, wenn Hr. Hoffmeister sein Werk als ein lite-
ratur-historisches, ja vielleicht als ein Beispiel einer neuen,
tiefem und umfassendem Gattung der Biographie angesehen
wissen will; aber der Verlauf der Vorrede bestimmt diesen
Anspruch auf eine Weise, welche Achtung vor seinem Stre-
ben einflöfst, und das Buch selbst, so weit es vor uns liegt,
rechtfertigt jenen Ausdruck merklichen Selbstgefühls durch
die Ausführung.
Laut der Vorrede bemühte sich der Hr. Verf., sich über
die subjektive Auffassungsweise eines Lesers, für den der
Leitstern seines Urtheils oft die Liebe zum Lieblingsschrift-
steller, ja zum einzelnen Werke ist, zu erheben, und das, was
Einseitiges und Unhaltbares in den Ansichten und Urteilen
über Schiller seyn mag, zu einer wahren und würdigen An-
schauung seines ganzen geistigen Lebens zu vervollständi-
gen und zu berichtigen. In seiner Schrift soll ein allgemei-
ner Oommentar sämmtlicher Werke Schillers enthalten seyn;
es lag in seinem Plan, seine Gedichte und seine historischen
und philosophisch ästhetischen Schriften in ihrem innern Zu-
sammenhänge darzustellen, und als Erzeugnisse aus dem Ent-
wickelungsgange seines Lebens hervortreten zu lassen.
Aller Erfolg dieser Auslegungskunst, die der Verf. die in-
nere nennen möchte, hängt ihm davon ab, dafs wir uns der
eigentümlichen Weltanschauung eines fremden Geistes rein
und vollständig zu bemächtigen wissen, ein Verfahren, das
XXXII. Jahrg;. I. Heft. 40