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N°. 48.

HEIDELBERGER

1840

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

SCHOENE LITERATUR.

Wagner. Belagerung von Kolberg.
( Fortsetsung.)
Dann wird sie von ihrem Oheim unterbrochen, und zwischen
ihr und Schill fällt nichts mehr vor. Wie wird man nun über-
rascht, nach einiger Zeit aus Clotildens Munde plötzlich den Mo-
nolog zu hören (S. 93).
Es ist gescheh’n, entgegen tret’ ich ihm.
Da er als Freundin mich nicht schützen mochte.
Der stolze Mann, er spricht von Liebesflaminen,
Und kennt sie nicht, kennt nur das Kriegsgewerbe,
Nur seines Preussens Ruhm als höchstes Ziel,
Daran er Blut und Leben feurig wagt.
Ich aber glaubt’ auf seiner offnen Stirne,
In seinem Herzen glühendes Verlangen
Nach meiner Gunst zu lesen, und betrog
Mich selbst. Am End’ ist unser Ammenmährchen,
Und wieder in die Arme wert’ ich mich
Dem Eigennutz, der falschen, Juden Welt,
Und will mit ihren Waffen wieder kämpfen,
Will sie behcrschen, weil ich Mittel habe.
Reichthum, Verstand und Schönheit meine Hebel!
Und nun spinnt diese Clotilde ein teuflisches Complot mit
Yautry aus, die Veste den Franzosen zu verrnthen, will Schill in
Stralsund ermorden, und fällt endlich in Männerkleidern, indem
sie, am Schlüsse des ganzen Drama’s,
,,Ein wilder Bube, blutig und verzerrt
Im Angesicht, von langem Bart umflattert,
wie Fähe erzählt, an der Spitze der französischen Bataillone in
ihre Vaterstadt eindringt, die nur durch den Friedensschluss von
Tilsit gerettet, und von Georg Barnekow erschlagen wird.
Sollte man nun nicht meinen, die Motivirung dieses Entschlus-
ses durch eine leidenschaftliche Scene am Anfänge der Trilogie,
in welcher Clotilde von Schill förmlich verschmäht wird, sey
XXXIII. Jahrg, 5- Heft, 4§

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