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Schöne Literatur: v. Erfurt, Mähr von den drei Inseln.

finstert den Himmel, und der Bethörte rennt aus dem stillen In-
selreiche hinaus, einem Meteore nach.
Auf Elba, von den treuesten Ruhmgenossen umringt, den
Kaiserpurpur stolz um seine Lenden schlagend , steht der geprie-
sene Held des Jahrhunderts, stürmisch Weh im Busen tragend
Und wieder schaaren sich um ihn die Meeresfrauen und singen:
,^Verstiessest die liebende Meeresbraut
Und hast dich der Kaisertochter getraut.
Nun haben die Falschen verstossen dich.
Die Wasserelfen erbarmen sich.
Wo die Perle reifet so klar und rein,
Da ist der Treue Heil’genschein.“
Sehnsucht nach Josephinen, Bewusstseyn der Schuld ergreift
den Verbannten, aber sein Ehrgeiz siegt und er bricht nach Frank-
reichs winkender Küste auf.
St. Helena’s basaltener Felsenkrone entgegen schwellen die
Segel einer Fregatte Albions, und der gefangene Kaiser betrach-
tet tiefsinnig das Grab seines Ruhmes. Da plätschert es wieder
, in den Wassern; mit den alten Liedern erscheinen die Meer-
frauen :
,.Wir haben dich, wir halten dich
Den König, der zweimal schon uns entwich.
Der Traum ist aus von stolzem Ruhm,
Wir führen dich in dein Eigenthum.
Bist wieder da, du Meeressohn,
Wo ist dein goldner Erdenthron?a
So heilt ihm die Liebe die tiefen Herzenswunden zu; er
durchträumt sanft sein Leben und wird eudlich von den Wellen
im Meere begraben.
Die Erfindung und Ausführung ist poetisch; nur Eius hat der
Dichter nicht begreiflich gemacht, wie sich die Meeresfrauen in
den Mann mit dem steinernen Herzen verlieben mochten, wie die-
ses Herz Liebe erwiedere, wie diese eherne Stirne träumen konnte.
Die drei Inseln sinds, die Meerfrauen sinds, aber — der Kaiser
ist es nicht.

(Schluff: folgt.)
 
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