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Schöne Literatur: Hirtz, Gedichte.

sondern die Gedichte in Strassburger Mundart (S. 134—168),
in welchen allein der Dichter ganz er selbst ist, voll wahren,
treuherzigen Gefühls, volksthümlichen, derben Witzes, immer fri-
schen Humors, bei deutscher Zucht und Gesinnung-. Ref. hat die-
ses Phänomen des Gebundenseyns mancher Dichtergabe an die
Dialektspoesie anderswo, aus Veranlassung der Uster’schen Ge-
dichte, vor Jahren besprochen, und will sich hier nicht wieder-
holen.
Der Süddeutsche, der sich in die verschiedenen Mundarten
seiner Heimath nicht Anden kann, wird diese Strassburger Gedichte,
sämtlich scherzhaften Inhalts, mit Lust gemessen, und insbeson-
dere an der derben „Lyonerwurst“, dem „Krottenawwel“, dem
verlornen Hut“ der Uebersetzung aus La Fontaine, dem „Ab-
führungsmittel“ und andern ungenierten aber unschuldigen und
mit aller Anschaulichkeit der Volkssprache dargestellten Spässen
sich ergötzen. Auszüge sind nicht thunlieh. Nur um den Stoff
dieser Poesie, den Dialekt kenntlich zu machen, mögen hier ei-
nige Strophen aus der „Einladung zur Jubelfeier des Gymna-
siums“, an die ehemaligen Mitschüler des Verfassers, ein paar
Strophen stehen:
„Glück uf, Gl tick uf, ihr liewi Festgenosse,
’S leb1 jeder Ehrenmann!
Wie wäre [werden] in er [wir] von aide Gespässle babble [plaudern],
Die mer als an bän [haben] geteilt!
Vor lütter [lauter] Freud solls Herz ganz üwwerschwabble [überlaufen].
Wie Milch, grad wenn sie wellt [wallt],
Wie hän mer derfe-n-unschenirt rawanze [tollen],
ln alle Klasse drin,
Wie’s Wüdeheer [Wodansheer, Muotesheer] uf Disch und Bänke danze.
Wenn de Lumpewuch [Lumpenwoche] isch gsin.
Gedenkts ych [euch] noch, wie uf em Spitzebrückel
Mer als badallit [bataillet] han?
Un d’ Schanze gstürmt, un üwwer alii Biickel
Marschirt sinn Mann an Mann? . ...?

(Schlufs folgt.)
 
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