DOI Heft:
No. 43
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.41335#0201
43. HEIDELBERGER 1841.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
<Stchtdeizerische Geschichtsliieratur.
(Beschluss«)
So ist denn auch die volle Strömung' der Britischen, Staat
und Kirche um wand ein den Kräfte und Begebenheiten ziemlich er-
forscht und dargestellt worden, aber den ersten Quellen und Aus-
gangspunkten, mögen sie weltlicher oder geistlicher Art seyn,
wohnt noch vielfache Dunkelheit bei, welche am sichersten durch
Mittheilung neuer, zeitgenössischer Urkunden zerstreut wird. In
keinem Lande linden sie sich auf dem Festgebiet häufiger, als in
der Schweiz. Diese stand gerade wegen derselben politisch-
religiösen Parteispannung zu England beinahe zwei Jahr-
hunderte lang in einer zwar geräuschlosen, doch innigen und leb-
haften Mitleidenschaft; sie empfand gleichmässig die Stösse der
überseeischen Katholiken und Protestanten, Royalisten und Re-
publicaner, ja, gewährte den flüchtigen Trümmern beider Parteien
nicht selten für längere oder kürzere Zeit eine unantastbare Schirm-
stätte. So liess die Bern’sche Regierung ohne weiteres einem
aus Frankreich eingeschlichenen Meuchelmörder, welcher das Le-
ben des Englischen Independenten-Generale Zudlow bedrohete,
den Kopf abschlagen und den eigenen Heerd von unbefugten Spä-
hern des Auslandes reinigen (s. Memoirs of Zudlow). Calvin,
Bullinger galten der englischen Reformationspartei als gebo-
rene Altermänner und Rathgeber; Johanna Gray, deren Briefe an
Bullinger (Joannac Graiae literae ad Bullingerum. Zürich,
1840. 4.) unlängst auf eine musterhafte, diplomatisch genaue Weise
erschienen* ehrte in dem Züricherischen Reformator ihren geist-
lichen Pflegevater und Meister. Selbst Elisabeth, von weicher 19,
auf die Unterhandlung eines Bündnisses mitTeutschlands protestanti-
schen Fürsten (Jahre 1559. u. 1562.) sich beziehende Briefe in der
Balthasarschen Bibliothek zu Luzern liegen (abgedruckt im 7. 8e
11. Stück des Schweizerischen Museums 1788.) richtete auf die
Eidgenossenschaft ihr Augenmerk. Als endlich nach langer Gäh-
rung Parlamentarische und Königliche zu den Waffen griffen, er-
Jahvg, XXXIV. 5. Doppelheft 43
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
<Stchtdeizerische Geschichtsliieratur.
(Beschluss«)
So ist denn auch die volle Strömung' der Britischen, Staat
und Kirche um wand ein den Kräfte und Begebenheiten ziemlich er-
forscht und dargestellt worden, aber den ersten Quellen und Aus-
gangspunkten, mögen sie weltlicher oder geistlicher Art seyn,
wohnt noch vielfache Dunkelheit bei, welche am sichersten durch
Mittheilung neuer, zeitgenössischer Urkunden zerstreut wird. In
keinem Lande linden sie sich auf dem Festgebiet häufiger, als in
der Schweiz. Diese stand gerade wegen derselben politisch-
religiösen Parteispannung zu England beinahe zwei Jahr-
hunderte lang in einer zwar geräuschlosen, doch innigen und leb-
haften Mitleidenschaft; sie empfand gleichmässig die Stösse der
überseeischen Katholiken und Protestanten, Royalisten und Re-
publicaner, ja, gewährte den flüchtigen Trümmern beider Parteien
nicht selten für längere oder kürzere Zeit eine unantastbare Schirm-
stätte. So liess die Bern’sche Regierung ohne weiteres einem
aus Frankreich eingeschlichenen Meuchelmörder, welcher das Le-
ben des Englischen Independenten-Generale Zudlow bedrohete,
den Kopf abschlagen und den eigenen Heerd von unbefugten Spä-
hern des Auslandes reinigen (s. Memoirs of Zudlow). Calvin,
Bullinger galten der englischen Reformationspartei als gebo-
rene Altermänner und Rathgeber; Johanna Gray, deren Briefe an
Bullinger (Joannac Graiae literae ad Bullingerum. Zürich,
1840. 4.) unlängst auf eine musterhafte, diplomatisch genaue Weise
erschienen* ehrte in dem Züricherischen Reformator ihren geist-
lichen Pflegevater und Meister. Selbst Elisabeth, von weicher 19,
auf die Unterhandlung eines Bündnisses mitTeutschlands protestanti-
schen Fürsten (Jahre 1559. u. 1562.) sich beziehende Briefe in der
Balthasarschen Bibliothek zu Luzern liegen (abgedruckt im 7. 8e
11. Stück des Schweizerischen Museums 1788.) richtete auf die
Eidgenossenschaft ihr Augenmerk. Als endlich nach langer Gäh-
rung Parlamentarische und Königliche zu den Waffen griffen, er-
Jahvg, XXXIV. 5. Doppelheft 43