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fl» 59. HEIDELBERGER

I84i.

JAHRBÜCHER BEI! LITERATUR.


Lindner: Skythien und die Skythen des HerodoL

(^Beschluss.)

Was zuvörderst die Beschreibung des Herodotüs betrifft, deren all-
seitige geographische Erörterung und Rechtfertigung die unmittelbare
und nächste Bestimmung der Schrift bildet, so hatte schon Ref., als er
diesen Theil des herodoteischen Werkes in seiner Ausgabe zu bearbeiten
übernahm, ähnliche Zwecke und Tendenzen, wiewohl in geringerem Maes-
stabe und mit geringeren Hülfsmitteln ausgestattet, verfolgt; er hatte
aber auch bald von den ungemeinen Schwierigkeiten sich überzeugen
müssen, die hier auf jedem Schritt und bei jedem Wort dem Erklärer in
den Weg sich stellen, mehr als hei irgend einem anderen Theile des
Werkes, indem es hier durchaus an einem festen Princip der geographi-
schen Erklärung mangelte, und in Folge dessen Widersprüche jeder Art
sich häuften, geeignet in der That, die Sache in ein noch grösseres Dun-
kel zu hüllen, als sie davon zu befreien. Hypothesen jeder Art wurden
in Umlauf gesetzt, um das, Mas man ein System nennt, in dem jeweilig
beliebigen Sinne dessen, der es geschaffen, aufzustellen und darnach die
Nachrichten des Herodotüs zu deuten; und welche Verwirrung daraus
entstanden, wird Jeder zugeben, der sich mit dem Gegenstände beschäf-
tigt hat; auch wenn er nicht den zweiten Abschnitt dieser Schrift gele-
sen hätte, sammt den verschiedenen Auslegungsv ersuchen neuerer Ge-
lehrten, die von einem meist Allen gemeinsamen Irrthume odereinem
selbstgebildeten Princip der Erklärung ausgehend, zu Resultaten gelang-
ten, die den Verf. unserer Schrift mit allem Recht keineswegs befriedigen
konnten.
Wir hoffen aus dem, was wir aus dem Inhalt der Schrift selbst dem-
nächst anzuführen haben, den unbefangenen Leser zur Genüge davon zu
überzeugen. In einer Einleitung setzt der Verf. in der Kürze das Motiv
seiner Untersuchung, M’ie auch den WTerth, den man auf die Nachrichten
des Herodotüs zu legen hat, so auseinander, dass man ihm unbedingt
Recht gehen muss; er knüpft daran die Aufgabe, den ursprünglichen Be-
griff eines Scythenvolkes in der Quelle aufzusuchen. Denn Scythen
bezeichnet, so lesen Mir S. 2., dem Herodot ein bestimmtes, eigenthüm-
liehes Volk, das durch Sprache, Sitten und äusseres Ansehen von seinen
Nachbarn sich unterschied. Dieser Satz, so befremdlich er auf den er-
sten Moment Manchem erscheinen dürfte, hängt mit der weiter unten aus-
geführten Ansicht des Verf. zusammen, welche in eben diesem so bestimmt
von andern Stämmen ausgeschiedenen Volke^ welches die Nordgestade

Jahrg·« XXXIV. 6. Doppelheft.

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