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X°. 42. HEIDELBERGER i842<
JAHRBÜCHER DER LITERATUR-

Vulliemint Geschichte der Eidgenossen*
(Beschluss.)
Jener will die allgemeine Schweizergeschichte bis zum hof-
fentlich letzten Abschluss des religiös-kirchlichen Prozes-
ses, welchen etwa der Toggen burger Krieg (1712—1718) be-
zeichnet, untersuchen und schildern, dieser (Monnard) die Periode
des harmlosen Schlafes und furchtbaren Erwachens,
das achtzehnte Jahrhundert und die Nachwehen desselben bis zur
Gegenwart, in die geschichtliche Prüfung und Darstellung ziehen-
Beide Lausanner Freunde haben überdies^ eine neue Französische
Uebertragungihrer Vorgänger bereits vollendet und theilweise mit An-
merkungen und Zusätzen ausgestattet, indess ein reicher, hochherziger
Waadtländer, Ballimore, für die buchhändlerisehen Verhältnisse
sorgte und dadurch die schwierige, kostspielige Arbeit wesentlich
erleichterte. Dieser ungefähr sechzi gjährige, nach dein Erschei-
nen der Müller’sehen Umrisse (1780) beginnende*) Wettstreit
in dem säuern Dienst ernster und möglichst urkundlicher Geschicht-
schreibung hat, wie ein mittelalterlicher Dombau für mehre Men-
schenalter berechnet, etwas Rührendes, selbst Erhabenes. Er zeugt
von dem aufrichtigen Glauben an die unvergängliche Wurzel des
Volks, aus welchem Tugenden und Laster, Irrtbüiner und Wahrheiten
bervorgehen; ertrotzt, in genügsamer Bescheidenheit auf den Dank
künftiger Geschlechter den Blick geheftet, den Beschwerden und
Mühen des Sammelns, Prüfens und Ordnens, bleibt unersehütfert
und aufrecht mitten unter den Parteiwirren und materiellen Gelü-
sten der meisten Zeitgenossen, findet Trost und Muth in dem
männlichen Selbstgefühl, welches der historische Cultus oder

*) Die Geschichte der Schweizer, durch Johannes Müller. Boston.
(Bern). 1780, 8. 444 Seiten. Ein jetzt wenig gelesenes, durch Geist
und Kenntniss ausgezeichnetes Büchlein, welches man als den erste©
Entwurf des grossen Geschichtschreibers in Ehren halten und wieder-
um abdrucken sollte.
XXXV, Jahrg. 5. Doppelheft,

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