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1842.

N°- 58. HEIDELBERGER
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Roscher: Leben, Wirken und Zeitalter des Thucydides.
(BeschlussJ
Sie, die göttliche Macht, ist es, welche eben die Umstände
herbeig*cführt, die als menschliche Triebfedern; als Aeusserung
der menschlichen Natur dem forschenden Blicke des Geschicht-
schreibers sich darstellen und den Grund der Ereignisse selber in
sich tragen. Diese letztere verfolgend, kommt Thucydides; wie
der Verf. bemerkt, stets zuletzt auf die Gottheit, als letzte In-
stanz zurück, während Heiodotus gerade und unmittelbar von der
Gottheit ausgehend, auf ein mehr unmittelbares Einwirken dersel-
ben, die Ereignisse zu beziehen und zu erklären sucht, obwohl
wir, tiefer die Sache angesehen, die beiden grossen Historiker, so
scheinbar verschieden ihre Ansichten, und ihre ganze Behandlung
der Geschichte auch seyn mögen, doch gerade in ihrer Ansicht
von dem Göttlichen, als dem letzten Grund aller Dinge und aller
Erscheinungen auf der Welt, demselben Ziele zusteuernd finden,
das auch die Tragiker verfolgten, demnach auch (mit dem Verf.)
den Thucydideischen Rationalismus keineswegs in dem gewöhnli-
chen flachen Sinn auffassen, den man ihm oftmals hat beilegen
wollen* Es führt uns dies, mit Uebergehung des sechsten, eine
Charakteristik der pericleischen Zeitf im Allgemeinen gebenden
Abschnittes, unmittelbar zum siebenten, welcher die Religion
des Thucydides darstellen soll. Der Verf. gibt uns zuvörderst ein
Bild der Gegensätze, welche den roligiösen Glauben jener Zeit
bewegten, er untersucht die Ansichten und Aeusserungen des Thu-
cydides über die Naturereignisse und Orakel, um dann zuletzt
noch sein Urtheil über die Götter zu ermitteln. „Die Orakel wollte/4
wie sich der Verf. S. 225. ausdrückt, „Thucydides weder angrei-
„fen noch vertheidigen, er wollte sie nur historisch zu verstehen
„suchen; wie überall, so nimmt er auch hier aus dem Ungewissen
„nur das Gewisse heraus: was die Menschen dabei gedacht, ge-
sollt und empfunden haben.44 Ueber die Götter äusseri sich
XXXV. Jahrg, 6, Doppelheft 58
 
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