DOI Heft:
Nr. 36
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.42006#0089
Nr. 36.
HEIDELBERGER
1845.
JAHRBÜCHER BER LITERATUR.
Worbes, travels Ihrough the Alps.
(Schluss.)
Es war derselbe Fels, der vor beinahe einem halben Jahrhundert als Stütze
von Saussures Hütte gedient hatte. Unstreitig gehört der Aufenthalt die-
ses grossen Alpenforschers auf dem Col du Geant — er blieb sechszehn
Tage und Nächte — zu den seltenen Beispielen, wie der wahre Hang
zur Wissenschaft alle Bequemlichkeiten des Lebens verachten lässt. Saus-
sures Wohnung [im vierten Bande seiner Reisen findet sich eine Ab-
bildung derselben] bestand aus einem kleinen, steinernen Häuschen und
zwei Zelten. Saussure bestieg, von seinem Sohne und einer grossen
Anzahl von Führern begleitet, am dritten Juli 1788 den Col du Geant,
wo er bis zum neunzehnten blieb. Leicht lässt sich der Unwille, der
Verdruss und die Langeweile denken, welche die Führer während jenes
Aufenthaltes empfanden; Saussure hegte sogar den Verdacht, dass sie
zuletzt von dem mitgebrachten Mundvorrath etwas bei Seite geschafft,
um der Unternehmung ein früheres Ende zu machen. Die Hütte Saus-
sures konnte im Piemontesischen recht gut gesehen werden; Unwissen-
heit und Aberglauben vereinigten sich, die ungeheuere Trockenheit des
Juli-Monates dem Aufenthalte Saussures zuzuschreiben, Verwünschungen
und Flüche stiegen zu ihm empor, man nannte ihn einen Zauberer, der
oben alle Zugänge des Regens verstopft hätte, und einmal war es nahe
daran, dass eine Deputation hinaufging, um ihn mit Gewalt zu vertrei-
ben. — Unschätzbar war der Nutzen der aus Saus sures Beobachtungen
im Gebiete der Meteorologie, des Magnetismus und der Geologie für die
Natur-Wissenschaften gezogen wurde. Besonders die meteorologischen
Untersuchungen haben bleibenden Werth; dahin gehören namentlich die
thermometrischen, und 'das aus denselben geschöpfte Gesetz über die
Abnahme der Temperatur mit steigender Höhe, 1° Reaumur für 100
XXXVIII. Jahrg. 4. Doppelheft. 36
HEIDELBERGER
1845.
JAHRBÜCHER BER LITERATUR.
Worbes, travels Ihrough the Alps.
(Schluss.)
Es war derselbe Fels, der vor beinahe einem halben Jahrhundert als Stütze
von Saussures Hütte gedient hatte. Unstreitig gehört der Aufenthalt die-
ses grossen Alpenforschers auf dem Col du Geant — er blieb sechszehn
Tage und Nächte — zu den seltenen Beispielen, wie der wahre Hang
zur Wissenschaft alle Bequemlichkeiten des Lebens verachten lässt. Saus-
sures Wohnung [im vierten Bande seiner Reisen findet sich eine Ab-
bildung derselben] bestand aus einem kleinen, steinernen Häuschen und
zwei Zelten. Saussure bestieg, von seinem Sohne und einer grossen
Anzahl von Führern begleitet, am dritten Juli 1788 den Col du Geant,
wo er bis zum neunzehnten blieb. Leicht lässt sich der Unwille, der
Verdruss und die Langeweile denken, welche die Führer während jenes
Aufenthaltes empfanden; Saussure hegte sogar den Verdacht, dass sie
zuletzt von dem mitgebrachten Mundvorrath etwas bei Seite geschafft,
um der Unternehmung ein früheres Ende zu machen. Die Hütte Saus-
sures konnte im Piemontesischen recht gut gesehen werden; Unwissen-
heit und Aberglauben vereinigten sich, die ungeheuere Trockenheit des
Juli-Monates dem Aufenthalte Saussures zuzuschreiben, Verwünschungen
und Flüche stiegen zu ihm empor, man nannte ihn einen Zauberer, der
oben alle Zugänge des Regens verstopft hätte, und einmal war es nahe
daran, dass eine Deputation hinaufging, um ihn mit Gewalt zu vertrei-
ben. — Unschätzbar war der Nutzen der aus Saus sures Beobachtungen
im Gebiete der Meteorologie, des Magnetismus und der Geologie für die
Natur-Wissenschaften gezogen wurde. Besonders die meteorologischen
Untersuchungen haben bleibenden Werth; dahin gehören namentlich die
thermometrischen, und 'das aus denselben geschöpfte Gesetz über die
Abnahme der Temperatur mit steigender Höhe, 1° Reaumur für 100
XXXVIII. Jahrg. 4. Doppelheft. 36