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Nr. 40.

HEIDELBERGER

1845,

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Kurze Anzeigen·

(Schluss.)
Die attische Tragödie, eine Festfeier des Dionysos, Eine Einleitung zur
Lectüre der griechischen Tragiker von August Witzschel. Leipzig. Ver-
lag von Geuther. 18M. 55 S. in 8.
In diesem, zunächst zur dritten Säcularfeier des Eisenacher Gymnasiums
bestimmten Büchlein wird der Ursprung, die ganze Entwickelung und der Gang
der hellenischen Tragödie, ihr Charakter wie ihre Tendenz, ihre äusseren wie
inneren Verhältnisse in einer so befriedigenden, klaren und anschaulichen Weise
auseinandergesetzt, dass man mit allem Recht diese Schrift als „Eine Einleitung
zur Lectüre der griechischen Tragiker“ nicht bloss empfehlen, sondern auch
ihre Verbreitung unter den Kreisen, für welche der Verf. schrieb , sehnlichst
wünschen muss. Denn in der That, es ist uns keine ähnliche Schrift bekannt,
welche die Grundzüge der hellenischen Tragödie, namentlich auch ihren Ur-
sprung, wie ihre daraus allein zu erklärende Fortbildung in einer so wohl be-
gründeten und anschaulichen Weise uns vorführt, wie diese, während sie von
allen den zahlreichen Irrthümern sich frei zeigt, die wir in so vielen Schriften
darüber mehr oder minder antreffen. Der Verf. hält durchaus auf der religiö-
sen Grundlage fest, die ihn in der Tragödie zunächst und ursprünglich nur ei-
nen weiteren Zusatz zur Verherrlichung der dionysischen Festfeier erblicken
lässt; er untersucht dann weiter, welchen Einfluss diess auf die eigenthümliche
Entwicklung und Ausbildung der Tragödie gehabt habe, und gibt damit eigent-
lich einen Umriss des Ganges und der Entwicklung, welche die Tragödie von
ihren ersten Anfängen an bis zu ihrer völligen Ausbildung unter Sophocles und
Euripides genommen hat; er weist nach, wie die Tragödie, selbst in ihrer
höchsten Ausbildung, doch immer noch an dem ursprünglichen Grunde, der
religiösen Bestimmung, festhält, und hier in dem einmal Ueberlieferten eine Be-
harrlichkeit zeigt, die uns allerdings auf den ersten Blick befremden mag, aber
in den Anschauungen der Hellenen, in der innigen Verbindung der Kunst, ja
des ganzen öffentlichen und häuslichen Lebens mit der Religion und dem Cul-
tus ihren Grund hat, eben darum auch nicht als Hemmung und Störung des
frei schaffenden Geistes, der sich auf dieser Grundlage nach allen Seiten hin
bewegen konnte, betrachtet werden kann. Als die Punkte nun, in welchen
sich dieses Festhalten an der alten und ursprünglichen Grundlage zunächst kund
gibt, bezeichnet der Verf. erstens die Behandlung der alten Mythen, insofern
XXXVIII. Jahrg. 4. Doppelheft. 40
 
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