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der Inhalt der Tragödie meist aus dem troischen und thebanischen Sagenkreise
entnommen ward, aus der Heroenwelt und nicht aus der Mitwelt, aus der
Zeit- oder Menschengeschichte, daher von historischen Dramen oder Charakter-
stücken hier, vielleicht einzelne wenige Ausnahmen abgerechnet, über die wir
nicht einmal näher unterrichtet ■ sind, nirgends die Rede ist. Hier erscheint eben
ganz deutlich die Tragödie nur als ein Theil eines Götterfestes, zur Verherrli-
chung dionysischer Festfeier bestimmt, wesshalb sie auch von dieser ihrer
Grundbestimmung sich nicht zu entfernen wagen konnte. In wiefern damit
sogar die trilogische Form, deren sich Aeschylus zunächst bediente, während
Sophocles sie wieder verliess, im Zusammenhang steht und welche Bedeutung
sie überhaupt hat, wird von dem Verf. gut (S. 29) nachgewiesen.
An zweiter Stelle nennt der Verf, die Beibehaltung des Chors, der bei
allen Veränderungen, welche die Tragödie erlitten, doch nie aus derselben ver-
schwindet; auch davon ist der Grund nur in dem religiösen Zweck zu suchen,
welcher den Chor und dessen Beibehaltung zu einer Art von Nothwendigkeit
machte. Wenn der Verf. hei dieser Gelegenheit auf das durchaus Unpassende
der Einführung des Chors in die neuere Tragödie aufmerksam macht (S. 35 fl’.),
so werden ihm alle besonnenen Kunstrichter darin nur beipflichten können.
Der dritte Punkt, in welchem sich dieses Festhalten an der ursprünglichen
und überlieferten Form kundgibt, ist die ganze scenische Einrichtung und Dar-
stellung, die einen eben so grossen Unterschied der alten und neuen Tragödie
begründet, aber ebenfalls nur aus der ursprünglich relgiösen Bestimmung der
alten Tragödie erklärt werden kann. Auch dieser Punkt wird in einer eben
so befriedigenden Weise besprochen, und so gibt das Ganze eine eben sowohl
begründete, als anschauliche und klare Darstellung dessen, was, weil es zum
allgemeinen Charakter der hellenischen Tragödie gehört, auch die beste Ein-
leitung zur Lectüre und zu einem richtigen Verständniss der einzelnen Dramen
selbst bilden kann.

Euripidis fabulae seleclae. Recognovit et in usum scholarum edidit A ugu -
stu s W itz sehet. Vol. I. Hippohjtum continens. Vol. II. Iphigeniam
in Tauris continens. Jenae. Prostat apud Frider. Mauke. MDCCCXLIV.
X. und 134. X. und 151 S. in 8. (Jedes der beiden Stücke auch mit beson-
derem Titel.)
Nicht Lehrer und Lernende zugleich sind es, für welche diese Ausgabe
bestimmt ist; bloss die letzteren hatte der Herausgeber im Auge; für ihre Be-
dürfnisse bei der Lectüre des Euripides zu sorgen, war sein nächster Zweck,
den er durch einen correcten Text, wie durch die demselben heigegebenen
Noten möglichst zu erreichen suchte. Hinsichtlich der letzteren, d. h. der hier
zu treffenden Auswahl und des dabei zu beobachtenden Maasses galt der Grund-
satz, den wir mit seinen eigenen Worten hier anführen wollen: „In adnotatio-
nibus — fere ubiijue dedi, quae juvenibus, quos bene praeparatos ad scholas
accedere aut privato Studio tragoediam perlegere jubemus, necessaria ac frugi-
fera essent. Quae adtuli, scripsi quam potui brevissime, omissis iis, quae quam-
 
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