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Heidelberger Jahrbücher der Literatur — 38,2.1845

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Nr. 51
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https://doi.org/10.11588/diglit.42006#0344
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820 Dante’s prosaische Schriften, übersetzt von Kannegiesser.
platonische Liebe gemeint hat. Um Dante’s Ansicht in seiner Vita
Nuova zu erkennen, braucht man unter vielen andern Andeutungen nur
das 1. Kapitel des III. Traktats dieses Convito (S. 95. der Uebersetzung^
nachzusehen, wo Dante ganz deutlich zu verstehen gibt, dass seine
erste Liebe eine wirkliche, und die Beatrice eine wirkliche, von ihm
sinnlich geliebte Person und keine mystische Figur war; dass aber die
zweite, in dem Convito beschriebne, zu der himmlischen Frau eine gei-
stige Liebe und die Frau selbst nur das Symbol der Philosophie war.
Dante bemerkt selbst dabei, er brauche nur zu sagen, dass diese zweite
Frau, in die er nach dem Tod der Beatrice verliebt gewesen, die
Philosophie vorstelle, um alle Vorwürfe der Unbeständigkeit in der Liebe
von sich zu weisen. Auch im zweiten Kapitel des IV. Traktats findet
sich der Beweis, dass die vita nuova bloss Jugendlieder der Liebe ent-
hält; denn hier heisst es, dies sey damals an der Zeit gewesen, jetzt
aber habe er Ernsteres und Wichtigeres zu thun. So gibt es noch eine
Menge Andeutungen, die uns darauf führen, dass die Vita nuova ganz einfach
als ein zur Erinnerung an eine glücklich verlebte Lebensepoche geschrie-
benes Buch zu betrachten, und kein „neues Leben“ darin zu suchen sey,
was sich nach dem Inhalt auch gar nicht finden lässt.
S. 49. Z. 13. kann ich nicht absehen, warum Cattolici durch:
„die Frommen“ übersetzt ist. Erst war das Ptolemäische System der
neun Himmelssphären angegeben, und dann wird in dieser Stelle der
zehnte, symbolische, von der katholischen Kirche angenommene Feuer-
himmel erwähnt, der der Sitz der seligen Geister ist, „dem zufolge, was
die heilige Kirche behauptet“, wie es einige Zeilen weiter unten heisst.
S. 57. Z. 32. musste allerdings der Virgilische Vers nach der
Auffassung D ante’s übersetzt werden; aber eine kleine Anmerkung
wäre vielleicht nicht überflüssig gewesen, da Dante jenen Vers ganz
falsch verstanden hat.

(Schluss folgt.
 
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