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Nr. 59.

HEIDELBERGER

1845,

JAHRBÜCHER DER LITERATUR

JVocels Böhmische Alter thumshunde·

(Schluss.)
Fassen wir das bisher Gesagte zusammen, so hat der Verf. seine Gräber
nicht mit untrüglicher Bestimmtheit den Slawen zuschreiben können, aber doch
die Möglichkeit dargethan, dass dieses Volk auch in den Gräbern eineSpur
zurückgelassen habe. Um mit Bestimmtheit zu sagen, die Gräber mit künstli-
chen Aschenurnen gehören den Urslawen, die ohne Beigaben den Mar-
comannen, die mit künstlichen BronceWaffen den Kelten, die mit Ei-
senwaffen und Geräthen den spätem Czechen (denn dieses ist des Ref.
Ansicht) sind noch nicht genug Gräber geöffnet, namentlich nicht mit der ge-
hörigen Sorgfalt beschrieben. Dem Verf. darf aber darüber kein Vorwurf ge-
macht werden, denn in seinen Anweisungen hat er die richtigen Fingerzeige
zur Behandlung der Gräber gegeben, und in Benützung der slawischen Dichter
den rechten Weg gründlicher Beurtheilung derselben betreten. Ja wenn er
nur die Rechtfertigung der wendisch - slawischen Bildung gegen die Vorwürfe
sogar neuerer deutscher Alterthumsforscher (S. 37—46) gegeben hätte, würde
er schon dadurch hinlängliche Ansprüche auf unsere Anerkennung haben. Wir
schliessen mit dieser Anerkennung die Anzeige der ersten Abtheilung seines
Werkes, welche uns besonders genauere Auseinandersetzung zu verdienen schien,
und begnügen uns, in kurzem Ueberblicke noch dem Inhalte der II. Abtheilung
„Alterthümer des Mittelalters“ zu folgen. — In dem Abschnitte Dicht-
kunst wird eine genauere Charakterisirung der oben angeführten slawischen,
zum Theil noch weit in das Heidenthum zurückreichenden Dichtungen gegeben
(S. 67—76), sodann der christlich-mittelalterlichen Dichtungen der Handschrift
von Königinhof, ferner der Alexandreis gedacht, deren Vergleichung mit den
Dichtungen des Lambert von Chateaudun und Alexander von Paris
gewiss zu interessanten Ergebnissen führen würde (Hft in der Bibliothek des
Prager Domcapitel); — ferner eines Auto Santo in komischer Behandlung, end-
lich Dalimils Reimchronik u. A. — Unter der Ueberschrift Architektur
werden die Eigenthümlichkeiten des Bund- und Spitzbogenstyls behandelt, letz-
terer namentlich dem Orient zugeschrieben, was rücksichtlich der germanisch-
nordischen Eigenthümlichkeit der ganzen Construction sicherlich den Wider-
spruch der Architekten erfährt, wenn auch der Spitzbogen im Allgemeinen,
schon, bevor an eine Einwirkung der Abendländer gedacht werden kann, im
Oriente vorkommt. — Für die Eigenthümlichkeiten beider Arten werden böh-
XXXVIII. Jahrg. 6. Doppelheft. 59
 
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