Nr. 37.
HEIDELBERGER
1849
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Memoire geographique, historique et scientifique sur Finde anterieure-
ment au milieu du XI. siecle de I ere chretienne d'apres les
ecrirains arabes, persans et chinois, par M. B ein aud, membre
de T Institut de France, professeur d'Arabe etc. Paris, impri-
merie nationale, 1849. 400 S. 4.
Bei dem Mangel an einheimischen altern Geschichtschreibern und
dem geringen kritischen Werthe der wenigen Spätem war es immer ein
grosses Verdienst um die historische Wissenschaft, wenn man hier und
dort zerstreute Nachrichten, welche zur Aufklärung der Geschichte In-
diens dienen konnten, sammelte und der Oeflentlichkeit übergab. Manche
aus Münzen und Inschriften hervorgehende Einzelnheiten, aus denen sich
aber kein zusammenhängendes Ganzes bilden lässt, verdankt man den ge-
lehrten Forschungen eines Wilkins, Colebrooke, Wilson, Lassen und An-
derer. Den ersten, jedoch gänzlich missglückten Versuch, aus arabischen
und persischen Quellen die Geschichte Indiens zu schöpfen, hat Anquetil
gemacht. Einen Anfang in gründlichem Forschungen auf diesem Gebiete
verdanken wir H. Gildemeister, der aber leider bisher seine vortreffliche
Arbeit: „Seriptorum Arabum de rebus indicis loci et opuscula inedita “
nicht über die erste Lieferung hinaus gebracht hat. H. Reinaud hat nun
mit allen ihm in seiner beneidenswerthen Stellung zu Gebote stehenden
Mitteln die Aufgabe zu lösen gesucht, nach den ältesten und zuverläs-
sigsten muselmännischen Quellen die im Titel genannte Periode der Ge-
schichte Indiens zu beleuchten und die hervorragendsten Momente dersel-
ben mit dem, was aus andern Quellen, namentlich aus chinesischen be-
kannt ist, zu vergleichen und gegenseitig zu ergänzen. Unter den Wer-
ken, welche der Verfasser zu dieser Denkschrift benutzt hat, verdient
besonders das bekannte „Mudjmel Attawarich“ genannt zu werden, wel-
ches in einem besondern Capitel die Geschichte Indiens behandelt, nach
einem arabischen Autor des fünften Jahrhunderts der Hidjrah, der aber
selbst einem Sanskritwerke über diesen Gegenstand gefolgt ist. Ferner
das Werk Beladori’s „Futuh albuldan“ aus dem dritten Jahrhundert der
Hidjrah, von welchem er bereits vor mehreren Jahren das von der Er-
oberung von Indien durch die Araber handelnde Capitel herausgegeben
hat. In geographischer und statistischer Beziehung waren dem Verfasser
XLII. Jahrg. 4. Doppelheft. 37
HEIDELBERGER
1849
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Memoire geographique, historique et scientifique sur Finde anterieure-
ment au milieu du XI. siecle de I ere chretienne d'apres les
ecrirains arabes, persans et chinois, par M. B ein aud, membre
de T Institut de France, professeur d'Arabe etc. Paris, impri-
merie nationale, 1849. 400 S. 4.
Bei dem Mangel an einheimischen altern Geschichtschreibern und
dem geringen kritischen Werthe der wenigen Spätem war es immer ein
grosses Verdienst um die historische Wissenschaft, wenn man hier und
dort zerstreute Nachrichten, welche zur Aufklärung der Geschichte In-
diens dienen konnten, sammelte und der Oeflentlichkeit übergab. Manche
aus Münzen und Inschriften hervorgehende Einzelnheiten, aus denen sich
aber kein zusammenhängendes Ganzes bilden lässt, verdankt man den ge-
lehrten Forschungen eines Wilkins, Colebrooke, Wilson, Lassen und An-
derer. Den ersten, jedoch gänzlich missglückten Versuch, aus arabischen
und persischen Quellen die Geschichte Indiens zu schöpfen, hat Anquetil
gemacht. Einen Anfang in gründlichem Forschungen auf diesem Gebiete
verdanken wir H. Gildemeister, der aber leider bisher seine vortreffliche
Arbeit: „Seriptorum Arabum de rebus indicis loci et opuscula inedita “
nicht über die erste Lieferung hinaus gebracht hat. H. Reinaud hat nun
mit allen ihm in seiner beneidenswerthen Stellung zu Gebote stehenden
Mitteln die Aufgabe zu lösen gesucht, nach den ältesten und zuverläs-
sigsten muselmännischen Quellen die im Titel genannte Periode der Ge-
schichte Indiens zu beleuchten und die hervorragendsten Momente dersel-
ben mit dem, was aus andern Quellen, namentlich aus chinesischen be-
kannt ist, zu vergleichen und gegenseitig zu ergänzen. Unter den Wer-
ken, welche der Verfasser zu dieser Denkschrift benutzt hat, verdient
besonders das bekannte „Mudjmel Attawarich“ genannt zu werden, wel-
ches in einem besondern Capitel die Geschichte Indiens behandelt, nach
einem arabischen Autor des fünften Jahrhunderts der Hidjrah, der aber
selbst einem Sanskritwerke über diesen Gegenstand gefolgt ist. Ferner
das Werk Beladori’s „Futuh albuldan“ aus dem dritten Jahrhundert der
Hidjrah, von welchem er bereits vor mehreren Jahren das von der Er-
oberung von Indien durch die Araber handelnde Capitel herausgegeben
hat. In geographischer und statistischer Beziehung waren dem Verfasser
XLII. Jahrg. 4. Doppelheft. 37