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Nr. 10.

HEIDELBERGER

1851.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

kurze Ä ii z e i e, e ja.

(Schluss.)
In welcher Al t und Weise diese Aufgabe in diesem Werke erreicht wer-
den soll, mag aus einer kurzen Angabe des Inhalts erhellen. Der erste, gleich-
sam einleitende und vorbereitende Abschnitt verbreitet sich über: „Maass und
Ziel des Geschichtsunterrichts“; er wird besonders von Allen denen wohl zu be-
achten sein, welche vermöge ihres Berufs oder ihrer amtlichen Stellung zur
Ertheilung des geschichtlichen Unterrichts berufen sind; insbesondere wird hier
auf das bei diesem Unterricht nie äusser Acht zu lassende Ziel desselben hin-
gewiesen, das in der Mittheilung der äusseren Ereignisse, also dessen, was man
den geschichtlichen Stoll' nennt, sich nicht begnügen, sondern darin nur ein
Mittel zur Erkenntniss und Erweckung höherer Ideen erkennen soll. Die Auf-
gabe (so schliesst der bemerkcnswertlie Abschnitt) besteht eben darin, durch
die Miltheilung des Thatsächlichen zuerst auf das Verständniss des Sachinhalts,
dann auf die zu Grunde liegenden Ideen hinzuleiten. Durch dieses auf die be-
zeichneten Stoffe angewendete Verfahren würde der höhere Geschichtsunterricht
dem Nachtheile begegnen, dass die deutsche .Jugend, während sic mit Notizen
von staatlichen, kirchlichen und literarhistorischen Ereignissen reichlich gespeist
wird, über die Grund Verhältnisse des staatlichen, kirchlichen und wissenschaft-
lichen Lehens im Unklaren bleibt, und aus Besorgniss, dass ihr das Verständniss
derselben zu schwer fallen und zum Gegenlheil umschlagen möchte, den poli-
tischen und religiösen Wirren Preis gegeben wird, in welche Unverständige
oder Böswillige sie zu stürzen beflissen sind. Der Geschichtsunterricht hat hier
viele Versäumnisse gut zu machen und im Kreise der Schule eine Lücke auszu-
füllen, welche im öffentlichen Leben der Gegenwart sich schon zu einem ver-
derblichen Abgrunde erweitert halte, als ihr glücklicher Weise noch Einhalt
geschah. (Es wird dann aber auch mehr, als bisher geschehen , auf die Bil-
dung solcher Lehrer zu sehen sein, die es wirklich verstehen, diese Lücke aus-
zufüllen und der schwierigen, aber lohnenden Aufgabe gewachsen sind.)
Der zweite Abschnitt bringt die mosaische Schöpfungsgeschichte, d. h.
nicht etwa blos die biblische Erzählung aus der Genesis, sondern eine von dem
höheren Standpunkt des Christenlhums wie der Philosophie aus gehende Be-
trachtung über dieselbe, wobei ebensowohl auf die Verschiedenheit der Ansich-
ten l'lato’s und Aristoteles, wie auf Cicero und auf Kant’s Lehre hingewiesen
wird; daran schliesst sich der dritte, welcher in ähnlicher Weise die babylo-
nische, persische und indische Lehre von der Wellschöpfung mittheilt und wür-
digt, während der vierte die griechische Religionssage und Dichtung über den
Anfang der Welt und des Menschengeschlechts bringt, und hier neben Hesiod,
den gefesselten Prometheus des Aeschylos, gewiss das tiefsinnigste Drama der
alten Welt, näher nach den darin enthaltenen tieferen religiösen Beziehungen
XLIV. Jahrg. 1. Doppelheft. 10
 
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