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Quetelet: Sur la statistique morale.

gen Quetelet's über die Neigung zur Verübung von Verbrechen in ver-
schiedenen Lebensaltern. Im Jahr 1835 trat das wichtige Werk des
Verf.: sur l’homme et le developpement de ses facultes, an das Licht, und
erweckte die allgemeine Aufmerksamkeit. Im Jahr 1846 erschien das
Werk: lettres sur la theorie des probabilites appliquee aux Sciences mo-
rales. Im Jahr 1847 legte Quetelet nach dem dritten Bande der bulle—
tins de la commission centrale de statistique, seine Arbeit vor: de l’in-
fluence du libre arbitre de l’homme sur les faits sociaux et particulierement
sur le nombre de mariages vor. Schon 1846 war die Schrift, welche
wir eben anführten, der Akademie der Wissenschaften in Brüssel vorge-
legt, welche zwei ihrer Mitglieder Herr de Decker und van Meenen be-
auftragt, einen Bericht über die neue Vorlage zu liefern. Im Jahr 1848
erschien in dem XIX. Bande der Memoires der Akademie die Schrift von
Quetelet mit den dazu gehörigen Berichten. Bereits in der angeführten
Schrift von 1847 war Quetelet zu der Behauptung gekommen, dass in
einer der wichtigen Klassen der gesellschaftlichen Thatsachen, bei wel-
chen die Freiheit des Willens die grösste Rolle spielt, Alles bis zu den
kleinsten Einzelnheiten von Jahr zu Jahr mit einer Gleichförmigkeit und
Regelmässigkeit vor sich geht, welche leicht zu dem Glauben führen kön-
nen, dass die Wirkungen der Willensthätigkeit der Menschen fast ganz
als aufgehoben betrachtet werden müsste. In dem Werke, dessen Titel
wir oben angegeben haben, stellte Quetelet als Ergebnisse seiner For-
schungen folgende auf: 1} Die moralischen Thatsachen unterscheiden sich
von den physischen durch die Dazwischenkunft einer besonderen Ursache,
welche bei dem ersten Anblick alle menschliche Vorhersicht zu vereiteln
scheint, nämlich durch die Dazwischenkunft der Freiheit des Willens. Die
Erfahrung lehrt jedoch, dass diese Freiheit ihren Einfluss nur in einem
beschränkten Wirkungskreise geltend macht und dass, zwar höchst fühl-
bar für die Individuen, es keine für das gesellschaftliche Ganze zu be-
rechnende Thätigkeit gibt, wo alle individuellen Besonderheiten auf ge-
wisse Weise neutralisirt werden. 2Ί Betrachtet man die Menschen im
Allgemeinen, so stehen die moralischen wie die physischen Thatsachen
unter dem Einflüsse der nämlichen Ursachen und sind den gleichen Grund-
sätzen der Beobachtung unterworfen. In den Ursachen, welche auf unser
sociales System einwirken, sind nur geringe Abweichungen bemerkbar;
daraus ergibt sich die ersichtliche Gleichförmigkeit, welche die gesell-
schaftlichen Thatsachen beherrscht, in Bezug auf Ehe, Verbrechen, Selbst-
mord. In der moralischen Statistik können die Elemente nicht un-
mittelbar bemessen werden; es bedarf hier eines Anhaltspunktes, den das
 
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