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942

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Er weist hier nach, dass cap, 274 aus Commentaren und Glossen ries Virgil
zusammengesetzt ist und der Erklärung dieses Dichters angehört, mithin auszu-
scheiden war, dass aber cap. 275 und 276 znsammengehören, so dass die drei
Abschnitte, die wir auf diese Weise gewinnen, der erste (273) von den Spielen,
der zweite (275 276) von Städtegründern, der dritte (277) von den Erfindern
handelt, wir also hier dieselben Gegenstände finden, welche Callimachus in den
drei Büchern der Αιτία nach des Verfassers Annahme, gemäss den Spuren der
Fragmente, behandelt hatte. So erscheint dem Verfasser der Inhalt dieser drei
Capitel des Hyginus seinem Wesen nach — wenn auch Einiges aus andern Or-
ten noch hinzugekommen — aus Callimachus entnommen und so gewissermas-
sen den Gesammtinhalt und Bestand der verlornen Αί'τια darzulegen, so dass es
dann als die weitere Aufgabe der gelehrten Forschung erscheinen muss, aus
diesen Abschnitten des Hyginus auch den Inhalt der Αίτια im Einzelnen, d. h.
nach ihren einzelnen Gesängen oder Theilen möglichst genau und sicher zu er-
mitteln. Das Wagestück eines solchen Versuches hat nun der gelehrte Verfas-
ser unternommen; er versucht es in dieser Schrift die einzelnen Theile des er-
sten Buchs der Αί'τια des Callimachus — vierzehn einzelne Gesänge — aus den
vierzehn in dem erwähnten Abschnitt des Hyginus erwähnten Agonen zu ermit-
teln und darnach auch ihren muthmasslichen Inhalt zu bestimmen , wobey dann
die verschiedentlich auf uns gekommenen Bruchstücke des Callimachus da ein-
gereiht werden, wohin sie nach des Verfassers Annahme wohl gehören dürf-
ten. AVir können hier nicht in das Detail dieses Versuches, der seiner Natur
nach manches Problematische noch enthält, eingehen, glauben aber doch un-
sern Lesern die Versicherung geben zu können, dass der Verfasser hey diesen
seinen Combinationen mit einer Vorsicht zu Werke gegangen, die vor manchen
üebergriffen, wie wir sie auf derartigen Gebieten schon erlebt haben, bewahrt
und der Schrift den Charakter der Gründlichkeit, die sie in allen ihren Theilen
anzusprechen hat, erhalten hat. Darum wünschen wir auch baldige Fortsetzung
dieser Forschungen und Vollendung der noch fehlenden Theile, wir wünschen
es eben so sehr im Hinblick auf Callimachus, wie selbst auf Hyginus,
dessen Fabelbuch es wahrhaftig verdient, dass ihm eine grössere Aufmerksam-
keit, eben so wohl in Bezug auf seinen Inhalt, wie in Bezug auf die Form, in
der es auf uns gekommen ist — eine mehrfach entstellte und verderbte — zu
Theil werde, und, was den erstem Punkt betrifft, insbesondere die Quellen er-
forscht uud näher bestimmt würden, aus welchen der Inhalt geflossen ist. Dass
diese aber nur in den Dichtern, insbesondere den tragischen Dichtern, zu su-
chen sind, glaubt Ref. wohl nachweisen und selbst durch bestimmte äussere Zeug- .
nisse erhärten zu können. Hat man aber die Quellen nur einigermassen ermit-
telt, so wird auch der Zusammenhang des Ganzen, sowie die Bestimmung des-
selben sich eher ermitteln lassen; es wird sich dann der ursprüngliche Bestand
von dem Beiwerke, dass Golt weiss wie hinzugefügt worden wir denken hier
zunächst an die von Nr. 221 an folgenden Abschnitte — ausscheiden, und die
wahre, jetzt durch manche Einschiebsel, wie es scheint, gestörte Ordnung des
ursprünglichen Bestandes auch eher herstellen lassen, da wir nicht zweifeln, dass
der Verfasser des Fabelbuchs in Anordnung des Inhalts nach einem bestimmten
Princip verfahren und einem in dem Inhalt und in dem innern Zusammenhang
begründeten Gange gefolgt sey, dessen Wiederherstellung allerdings die Aufgabe
der Kritik seyn muss, die freilich hier noch manche Aufgabe zu lösen hat,
___ Cli. Baehr.
 
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