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Carus: Denkschrift auf Göthe.

Der vierte Abschnitt hat die Aufschrift: „Von der geistigen
Befähigung in den Tagvölkern“ (S. 79—102}. Die höhere Gattung der
Naturformen wiederholt in irgend einer Weise die vorhergegangenen Bil-
dungen unterer Stufen der Naturentwickelung. Dieses ist ein allgemeines
Naturgesetz, das, wie der Ur. Verf. sehr richtig bemerkt, ins Einzelne
verfolgt werden kann. So wiederholen sich höhere Abteilungen der
Pflanzen in den niedern vegetabilischen Gebilden. So wiederholen sich
in den Säugetieren die untergeordneten Thierklassen, z. B. die Fische
in den CetaceeD, die Amphibien in den Schnabel- und Schuppentieren,
die Vögel in den Fledermäusen u. s. w. In gleicher Weise findet diese
Wiederholung der untergeordneten Stämme in den hohem Menschenstäm-
men statt.
In dem höchst stehenden Menschenstamme stellen sich als die we-
sentlichen und mittlern Zweige der Tagvölker die Kaukasier im
engern Sinne, die Perser, Armenier, Semiten, Pelasger, Etrus-
ker, Thrakier, Illyrier, Iberier, Romanen, Kelten, Ger-
manen (S. 81} dar., Es sind aber auch Tagvölker, in welchen sich der
Typus der untergeordneten Stämme der Nacht und Dämmerung wiederholt.
So wiederholen sich die Nachtvölker in dem kaukasischen Stamme
der Atlasvölker (Berbern, Kaby 1 en, Mauren}, ferner der Nu-
bier, Abyssinier, Aegypter und Kopten, die östlichen Däm-
merungsYölker in den der kaukasischen Ra<je angehörigen Hindus, Tür-
ken, Litbauern und Slaven, die westlichen Dämmerungsvölker in ’
den Finnen und den an die Eskimos erinnernden Lappen (S. 82}.
Der Verf. weist ferner S. 85 auf ein anderes grosses Gesetz alles
Organischen hin, dass, je höher ein organisches Wesen stehe, es um so
mehr ein besonderes, keinem Anderen, nur sich selbst gleiches Wesen
sein müsse. Darum ist die Individualität in der Menschheit am meisten ■
entwickelt. Den Bildungsgang der Tagvölker in dem Fortschrittszuge nach
der Richtung von Osten nach Westen zu veranschaulichen, zeigt der
Ilr. Verf. S. 89 ff., wie die drei Grundideen der Menschheit, Wahrheit,
Schönheit und Liebe, von den Tagvölkern des Orients zu den europäischen
als Bildungsmomente übergingen. Der Herr Verf. meint, dass die Wahr-
heit im Oriente von den Hindus, die Schönheit von den Aegyp-
tern und den durch sie erregten Griechen, die Liebe von den Hebräern
und dem von diesen ausgehenden Christenthume ihren Ursprung nahm
(S. 90 u. 91}. Wenn auch Ref. nicht in Abrede stellen will, dass das
philosophische Element der Wahrheit im Oriente vorzugsweise bei den
Hindus als seinen Repräsentanten nachgewiesen werden muss, und dass in

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