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Nr. 2. HEIDELBERGER 1856.
JAHRBÜCHER BRR LITERATUR.

Schriften von H. de Luynes und Röth über die Erztafel
von Idalion.
(Schluss.)

Zum Verständniss dieser letzten Jeremiade muss man nämlich
wissen, dass der Verfasser das Verbrechen begangen hat, auf die
unsterblichen Werke des Hrn. Ewald gar keine Rücksicht zu neh-
men, sondern nur die von Hrn. Ewald noch immer nicht verdrängte
Grammatik von Gesenius zu citiren, einfach weil er dieser letzteren
vor der des Hrn. Ewald den Vorzug gibt. Hine illae lacrymae.
Diese Klage gekränkter Eitelkeit afficirt uns nun weiter nicht sehr,
und die Leser wahrscheinlich auch nicht. Was aber die Sicherheit
oder Unsicherheit der von den Lexicis oder den Commentatoren
aufgestellten Erklärungen betrifft, so ist der Verf. mit der A. Tes-
tamentlichen Exegese und den beiden Sprachen überhaupt vertraut
genug, um nicht blos in den Angaben der Wörterbücher, sondern
auch in den vermeintlichen Orakelsprüchen Hrn. Ewalds das Unbe-
gründete auf der Stelle herauszufinden. Hr. Ewald möge sich ja
nicht der Illusion hingeben, als ob der Verfasser, und hoffentlich
auch der intelligente Theil des Publikums, sich von seinen selbstge-
fälligen Phrasen imponiren lasse. Denn der gesunde Sinn der Mit-
welt steht über dem verächtlichen Treiben der Partheien. Wenn
Hr. Ewald an diesem exegetischen Theile zu tadeln hatte, so über-
stieg dies ja den Kreis seiner Kenntnisse durchaus nicht, im Gegen-
theil man hätte erwarten sollen, er werde sich hier recht zu Hause
fühlen, und mit triumphirender Beweisführung ein wahres Füllhorn
grammatisch-exegetischer Reichthümer ausleeren. Und was finden
wir statt dessen ? Nichts, als, wie gewöhnlich, ein beweisloses Ab-
sprechen und wissentlich aufgestellte Unwahrheiten. Denn wie soll
man es anders nennen, wenn Hr. Ewald nach Anführung einer Reihe
von Wortbedeutungen, die mit der genauesten grammatischen Ana-
lyse und unter fortwährender Hinweisung auf die Regeln der hebräi-
schen Grammatik bestimmt werden, sich die Widerlegung und Nach-
weisung des Irrthums mit den Worten spart: „Bedarf das Alles bei
irgend einem Sachverständigen einer Widerlegung?“ Ja freilich be-
darf es deren, wenn es sich wirklich um eine wissenschaftliche Be-
urtheilung, und nicht um eine blosse Schmähung handelt. Oder
wie soll man es nennen, wenn Hr. Ewald nach Anführung eines
Satzes, dessen Sinn durch eben diese grammatische Analyse, also
mit der einzig möglichen grammatischen Beweisführung gefunden
XLIX. Jahrg. 1. Heft, g
 
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