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Schriften des Freiherrn von Ankershofen über Cärnthen.

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ein Paralielismus herrscht, der sich in einem dreizeiligen Strophen-
bau fortsezt, und man bei den brittischen Celten in der frühesten
Form ihrer Geseze (Triaden) dasselbe System wiederfindet, und
wenn man dadurch an die älteste Form der griechischen Poesie bei
Hesiod erinnert wird; darf man wol diese üebereinstimmung der
Form für zufällig, gesucht oder unwesentlich halten? Ein anderes
Beispiel metrologischer üebereinstimmung liegt in den Geld- oder
Münzsystemen. Wenn man also, um einen wirklichen concreten Fall
zu nennen, die Dreiteilung des Geldes bei den Celten findet, wo-
von sich jeder Numismatiker durch einfaches Abwägen der celtischen
Münzen selbst überzeugen kann, wenn man ferner in den Zahlen-
verhältnissen der Strafen, Abgaben u. s. w. eine Division oder Mul-
tiplication der Dreizahl beobachtet: ist es dann nicht auch gestattet,
an die Verbreitung der Tridrachmen in einzelnen griechischen Staaten,
die mit einander gleiche Abstammung hatten, oder an die Strafansäze
der Inschriften, von dem dreifachen oder einem Drittel, zu denken?
Was der Verf. von der Geschichte der Celten und ihren Wande-
rungen erzählt, hat zunächst nicht immer eine directe Beziehung
auf Cärnthen, hätte daher der Kürze halber fern gehalten werden
sollen. Auch ist ihm durch seine grosse Lectüre über diese Vor-
zeit die klare Vorstellung, wie sie durch die neueren in obigem
Sinne zu machenden Forschungen wol bestätigt werden dürfte, ent-
gangen. Sonst hätte er die panslavistische Parteimeinung als
ganz unhistorisch bei Seite gelegt. Denn die Slaven haben nie
ganz Südteutschland in früester Zeit bewont, sondern sie sind
bekanntlich nur sporadisch vorgedrungen und zwar in der histori-
schen Zeit, wie z. B. bis in die Nähe von Bamberg. Selbst in
Cärnthen waren sie keine Urbewoner, sondern Einwanderer, man
kann diess aus mittelalterlichen Quellen nachweisen, wovon unten
die Rede sein wird. Die Züge der Celten fasse ich in Kürze zum
Verständniss dessen, was der Verf. darüber sagt, zusammen. Die
ältesten Bewoner der brittischen Inseln und des westlichen Euro-
pas ungefähr bis zum Rheine waren Celten des irischen Stammes,
welche Staaten, Dynasten und Könige und einige Cultur hatten.
Von diesen irischen Staaten aus fanden im 6. Jahrhundert v. Chr.
Auswanderungen statt nach dem jezigen Teutschland und Oberitalien,
welche an die Namen Sigoves und Belloves geknüpft sind. Vom
5. Jahrhundert an drangen aber die belgischen Celten, welche von
den Iren durch Sprache und Lebensweise verschieden waren, gegen
Westen und Süden vor. Die ursprünglichen Wonsize dieser Bei-
gen sind wol an der Donau und den östlichen Alpen zu suchen.
Es ist nach der Analogie geschlossen nicht unwahrscheinlich, dass
auch die belgischen Wanderungen in Pannonien ihre Wiege gehabt
haben, da von dort die meisten Wanderungen in frühester Zeit aus-
gingen, wie die Geschichte der Ostgothen, Hunnen, Langobarden,
Awaren und Magyaren beweist. Die Folgen der Bewegung der
Beigen sind: die Besizname von Germanien bis zum Rheine j der
 
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