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448

Hoffmann: Blüthen spanischer Poesie.

Blüthen spanischer Poesie, metrisch übertragen von F riedrich
Wilhelm Hoffmann. Dritte, stark vermehrte Auflage.
Magdeburg, 1856. 8. XVIII und 472 8.
Die erste Auflage dieses Buches ist im Jahre 1841 erschienen;
drei Jahre später ist die zweite gefolgt und nun ist eine dritte mög-
lich geworden, Beweises genug, welch anerkennende Aufnahme die
Leistungen des Herausgebers schon gefunden haben. Zu den vier
und fünfzig, von acht Dichtern herrührenden, Stücken, welche die
erste Auflage enthielt, kamen in der zweiten noch fünf von Her-
mando de Herrera; in der nun vorliegenden, ihrer Majestät Donna
Maria Isabel II. von Spanien gewidmeten dritten sind wieder elf
weitere Dichter vertreten, und die Sammlung enthält jetzt hundert,
mit wenigen Ausnahmen, zum ersten Male in das Deutsche über-
tragene, grössere und kleinere Gedichte von zwanzig Verfassern
und bildet so ein Florilegium, dem unsere Literatur kein anderes
von gleichem Umfange an die Seite zu stellen hat. Ihrer Blüthe-
zeit nach gehören, den einzigen Juan Melendez Valdes abgerechnet,
die Dichter, welche Hoffmann bei uns einführt, dem 16. und 17.
Jahrhundert an. Dass über die Lebensverhältnisse von allen sorg-
fältige, auf den besten Hilfsmitteln beruhende, Nachrichten gegeben
werden, verdient besonderes Lob. Was Inhalt und Form der mit-
getheilten Dichtungen angeht, so ist die ausserordentliche Manigfal-
tigkeit rühmend hervorzuheben, auf welche nach beiden Richtungen
hin der Uebersetzer bedacht gewesen ist: Ernst und Scherz, die
religiöse Begeisterung, sinniges Versunkensein in die Natur, die Wonne
und der Schmerz der Liebe, die weise Lebensbetrachtung, der pa-
triotische Aufschwung des Spaniers, das alles tönt uns in Ottaven,
Sonetten, Madrigalen, Canzonen, Oden, Episteln und Romanzen ent-
gegen. Ich sage, das alles tönt uns entgegen; denn, in der That,
die grosse Sorgfalt, mit welcher der bescheidene Herausgeber, der
ohne Bedenken in einer Reihe mit unseren besten Uebersetzern ge-
nannt werden darf, seine Originalien umzudichten gesucht hat, wird
auch den des Spanischen unkundigen Leser etwas von der Pracht
jener südlichen Sprache ahnen lassen. Möchten diese wenigen Worte
dazu beitragen, den spanischen Dichtern neue Freunde in Deutsch-
land zuzuführen. Möchten auch die Gebildeten in Spanien, denen
an der Verbreitung ihres literarischen Ruhmes im Auslande gelegen
sein muss, auf das seltene Talent und die Verdienste des Ueber-
setzers aufmerksam werden!
Tübingen. W. Holland.
 
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