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Nr. 8.

HEIDELBERGER

1858.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR

Annuaire de la Societe archeolog. de la Province de
Constantine.

(Schluss.)
Wir sehen aus der Biographie des Mohammed Ibn Abd Elke-
rim, weicher im 9. Jahrhundert der Hidjrah lebte, wie weit die
Verfolgungssucht gegen Nichtmohammedaner schon damals gediehen
war. Dieser Afrikaner war Verfasser zahlreicher Werke über Ju-
risprudenz, Ethik, Rhetorik, Traditionskunde, Grammatik, Logik,
Koransexegese und stand in literarischem Verkehr mit dem berühm-
ten Polygraphen Djelal Eddin Essujuti. Seine Intoleranz war aber
so gross, dass während seines Aufenthalts in Tuwat, er seinen gan-
zen Einfluss aufbot, die dortige Synagoge der Juden zerstören zu
lassen, obgleich andere Ulema’s diese Handlung als gesetzwidrig er-
klärten. Damit war er aber noch nicht zufrieden, sein Fanatismus
ging so weit, dass er auch das Volk gegen die Juden aufhetzte,
und dass er aus seinem eignen Beutel sieben Mithkal (ohngefähr
47 Gulden) jedem zahlte, der ihm das Haupt eines erschlagenen
Juden brachte.
Ahmed Baba, der Verfasser der Literaturgeschichte des Sudans,
aus welcher H. Cberbonneau hier einige Auszüge mittheilt, ge-
hörte zum Berberstamme Sanhadja. Er war in dem Dorfe Arwan,
nordwestlich von Tombuktu im Jahre 963 d. IT. (1556 n. Chr.)
geboren. Als Tombuktu im Jahre 1002 (1593) von den Marok-
kanern genommen ward, wurde Ahmed Baba, welcher die Fürsten
von Tunis als die legitimen Herrscher anerkannte, in Ketten nach
der Hauptstadt gebracht, wo er vier Jahre eingekerkert blieb. Nach
seiner Befreiung sammelten sich die Gelehrten der Stadt um ihn
und forderten ihn auf öffentliche Vorlesungen zu halten, was er auch
in der Moschee der Scherife tliat und er ward nicht nur als Lehrer
der Theologie und Jurisprudenz berühmt, sondern auch sls Schrift-
steller in den verschiedenen Zweigen der islamitischen Literatur und
als Gesetzgelehrter, dessen Fetwa über die schwierigsten Rechtsfra-
gen begehrt und befolgt ward.
Aus den einzelnen Biographien eignet sich weniges zur Mit-
theilung in diesen Blättern, es genüge die Schlussfolgerung, dass
vom 14. Jahrhunderte an auch die Neger im Innern Afrika’s an
den Wissenschaften und der Cultur Theil nahmen, wie sie die Schü-
ler Mohammeds nach Europa und Asien getragen hatten.
LI. Jahrg. 2. Heft. 8
 
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