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Nr. 11.

HEIDELBERGER

1858.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

1. Allgemeine Physiologie des körperlichen Lebens von Dr.
Rudolph Herrmann Lotze, Professor in Göttingen. Leip-
zig, Weidmann’sehe Buchhandlung, 1851. 8°. VIII. 8. 636.
2. M edicini s ch e Psychologie oder Physiologie der Seele von
Dr. R. II. Lotze. Leipzig, Weidmann’sche Buchhandlung,
1852. 80. VIII. S. 632.
3. Mikrokosmos. Ideen zur Naturgeschichte und Geschichte
der Menschheit. Versuch einer Anthropologie von II. Lotze.
Erster Band: 1. der Leib, 2. die Seele, 3. das Leben. Leipzig,
Verlag von S. Hirzel, 1856. 80. XX. 8. 439.
4. Streitschriften von II. Lotze. Erstes Lieft. In Bezug
auf Prof. F. II. Fichte’s Anthropologie. Leipzig, Verlag von
S. Hirzel, 1857. 8°. S. 151.
Schon ein flüchtiger Blick auf die Entwickelung der neueren
Philosophie wird die grosse Thätigkeit auf dem Gebiete der Psycho-
logie bemerkbar machen. Eine genauere Prüfung der fast mit je-
dem Jahre erscheinenden grösseren Werke über dieselbe wird sogar
zeigen, dass sich unsere ganze philosophische Anschauungsweise so-
wohl auf dem Gebiete der Metaphysik, als auf dem der Erkennt-
nisstheorie in den zwei letzten Decennien allmälig fast ganz und
gar umgebildet hat. Diese Krisis zeigt sich am auffallendsten auf
dem Boden der Psychologie, wo die Grundprobleme der Philosophie
sich concentriren, in ihrer praktischen Bedeutung zu Tage treten,
und eine induktive Lösung verlangen.
Ein solches Bestreben charakterisirt die Versuche der Gegen-
wart. Nicht nur die materialistischen, populären Darstellungen su-
chen auf diese Weise über das Wesen der Seele zu urtheilen: auch
Lotze bekennt ausdrücklich, dass er „nicht den höchsten möglichen
philosophischen, sondern den einfachsten und ergiebigsten Stand-
punkt“ in seinen Werken zu gewinnen bemüht sei; dass es „für
Jeden, der von seinen Theorien eine nützliche Nachwirkung für die
Praxis verlange, zuerst darauf ankomme, unbestrittene Ausgangs-
punkte zu suchen, welche dem Detail der gegebenen Erscheinungen
nahe genug liegen, um eine Einsicht in das Getriebe ihrer gegen-
seitigen Wechselwirkungen zu geben.“ (Streitschrift S. 51.) Ja
selbst J. H. Fichte, der unermüdliche Kämpfer für höhere spekula-
tive Philosophie, bemüht sich in seiner metaphysischen Grundlegung
einer jeden zukünftigen Anthropologie von einer erfahrungsgemässen
Begründung der psychologischen Thatsachen auszugehen.
Gerade der Boden, welcher von Lotze in hervortretender Weise
bebaut wird, ist diejenige Stätte, auf welcher jeder Streit über die
LI. Jahrg. 3. Heft. U
 
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